Sich vor allem im Bereich des Death- und Thrash Metal an den früheren Tagen des Genres zu orientieren, scheint aktuell mehr als nur im Trend zu liegen. Wenn man sich Kritiken verschiedener Magazine über Alben diverser Bands dieser Stilrichtungen durchliest, so stellt man rasch fest, dass derzeit ein regelrechter Old School-Boom vorherrscht. Auch beim aktuellen Output der Todesmetaller "Deus Otiosus" hat man sich vor allem an die 90er Jahre gelehnt, doch empfinde ich es im vorliegenden Fall als wesentlich geglückter als bei so manch einer Veröffentlichung, die in den letzten Wochen und Monaten in die Redaktion geflattert ist. "Deus Otiosus" liefern auf dem Volllängen-Drescher "Godless" ein brachiales, drückendes Stück thrashigen Death Metals ab, das das Altbekannte mit eigenen Ideen und Einflüssen wunderbar vereint.
Neben der soliden "Retro-Basis" wurde aber auch nicht davor zurückgeschreckt, den einen oder anderen Hieb in eine weniger Old School-Death Metal-typische Richtung zu wagen. Es finden sich beispielsweise auch Schwenker in die Heimat des melodischen Black Metal, was keineswegs abgedroschen klingt, sondern sehr gekonnt und gezielt eingesetzt wurde. Ein Übermaß an Innovation ist, wie es in der Natur der Orientierung am "Alten" liegt, nicht zu erwarten, aber wenn im Recyclingverfahren wie in diesem Fall gut gearbeitet wird, ist das mehr als nur zweitrangig. Rauer Death Metal mit blackened Thrash-Einflüssen at its best.
"Keep it simple, stupid!" – so lautet eine bekannte Weisheit, die auch im Songwriting Anwendung findet und beim vorliegenden Opus der dänischen Death Metaler wieder Bestätigung findet. Es wurde nicht zu kompliziert gearbeitet, sondern leicht verständlich komponiert. Durch diesen Umstand erfordert "Godless" kein langes Hineinhören oder -fühlen, sondern sitzt ab dem ersten Ton in den Ohren. Das nicht nur wegen der einfach gehaltenen Liedstrukturen, sondern auch wegen dem überzeugenden Sound, die sich nicht durch technische Pseudofinesse versucht aufzuwerten. Persönlich würde ich die Klanggesamtheit als sehr bodenständig und ehrlich beschreiben, was heutzutage beinahe schon als Rarität anzusehen ist und dadurch positiv überrascht und zu gefallen weiß. Roh, rotzig, fett, aber sehr stimmig und harmonisch.
Ob man "Godless" nun zu den Top-Alben aus dem vergangenen Jahr zählen sollte, bleibt im Endeffekt jedem Hörer selbst überlassen. Doch ich finde, dass sich "Deus Otiosus" das Prädikat "empfehlenswert" mit diesem Streich mehr als verdient haben und auch, dass das Hineinhören für den Stilfreund kaum ein Fehler sein wird.
Wolfgang / RottingHill.at
Punkte: 8 / 10