Demons & Wizards Demons & Wizards (1999) - ein Review von Monolith

Demons & Wizards: Demons & Wizards - Cover
1
1 Review
39
39 Ratings
8.05
∅-Bew.
Typ: Album
Genre(s): Metal: Heavy Metal, Power Metal


Monolith
06.06.2016 19:17

Jon Schaffer und Hansi Kürsch, zwei Köpfe von Bands, die in den jeweiligen Ländern etwas bewirkt haben. Während Hansi mit seiner Band Blind Guardian maßgeblich die Power Metalströmung in Deutschland losgetreten hat - neben diversen anderen Vertretern - hat Schaffer unter Iced Earth, anfangs noch im Thrash Metal angesiedelt, spätestens mit "Something Wicked this Way comes" den Power Metal in den USA wiedererweckt. Schaffer selbst war allerdings seit seinen Anfangstagen schon ein Riesenfan von Blind Guardian und für ihn muss es eine Ehre gewesen sein mit Kürsch ein gemeinsames Album zu schreiben.

Ich persönlich kann mich für das gesamte Katalog von Iced Earth begeistern, während Blind Guardian meiner Meinung nach hier und da ein paar Alben hatten, bei denen ich nur bedingt mal reinhören würde. Dafür hat die Band für mit auch mit Alben wie "Follow the Blind", "Tales from the Twilight World" und "Imaginations from the Other Side" zeitlose Klassiker geschaffen und auch "A Twist in the Myth" und "At the Edge of Time" konnten mich fast durchgehend wieder begeistern. Wer sich die beiden Bands anhört, der merkt schnell, dass diese sich musikalisch nicht wirklich überschneiden.

Dass wir jetzt ein Bandprojekt haben, das sich ausgerechnet Demons & WIzards nennt, das mag manch einen Iced Earthfan wie mich etwas ernüchtern, das ist doch eher 100% Blind Guardianstil. Aber wenn man schon Bücher nicht nach ihrem Einband beurteilen soll, dann mache ich das mit Albencovern erst recht nicht.

Nach dem sehr schwermütigen "Rites of Passage", der neben schweren Drumschlägen von Chören begleitet wird, fängt das uns bekannte Riffgewitter auf "Heaven Denies" an. Zum Glück hat sich Jon Schaffer auf keinerlei Kompromisse eingelassen, im Gegenteil: im Laufe des Albums wird deutlich, dass Hansi das Mikro gehört und Schaffer die Instrumente! Genial! Iced Earth'sche Galoppriffs dominieren das Stück durchgängig, aber halt, wem das Album nach 2001 in die Hände gefallen ist, dem bekommen doch ein paar Leads enorm bekannt vor, oder? Tatsächlich hat Schaffer ein paar Melodien auf diesem Track später auf der "Horror Show" einfach mal recycled und unter Stücke wie "Wolf" und co. gemischt! Das Lied dürfte wohl ein typisches Ohrwurmmonster sein, das man wohl erst ein paar mal wieder hören möchte, wenn das lahme und überflüssige Ende nicht wäre - gegen Hälfte scheint wirklich alles still zu stehen und außer Hansis Gejaule und ein paar zarte Saitenmassagen von Schaffer passiert auch nix mehr. Das ist nach so einem Gewitter wirklich schlecht gemacht, auch wenn man die eigentlichen Motive dahinter durchaus erkennen kann.

"Poor Man's Crusade" macht das dafür wieder alles gut und nimmt wieder Fahrt auf. Insgesamt ist das Lied solide geraten, aber an den Großteil von "Heaven denies" kommt es nicht ran.

Was wirklich auffällig ist ist die instrumentelle Anbiederung an Iced Earths Vorgänger "Something Wicked this Way comes", so auch die Anordnung der Lieder auf dem Album. WIr haben hier viele härtere Sachen und zugleich viele (Halb)Balladen. So folgte auf "Poor Man's Crusde" das "Fiddler of the Greens", ehe das epische aber zu schleppend gestaltene "Blood on my Hands" auf das rockig-balladeske "Path of Glory" vorbereitet.

Das bedrohlich beginnende "Winter of Souls" verwandelt sich im Laufe der Minuten zu einem - dem Titel widersprechenden - warmen Song im Blind Guardian Stil. Insgesamt ganz passabel, stillt meinen Hunger aber irgendwie auch nicht ganz.

"The Whistler" lädt den Hörer mit einem sanften akkustischen aber verstörend wirkenden Intro ein, ehe in typischem "Something Wicked"-Verschnitt um sich gewütet wird.

Insgesamt gestaltet sich das Debüt des Projekts von Jon Schaffer und Hansi Kürsch viel zu unspektakulär und vorhersehbar. Streng genommen ist das Pulver nach 75% von "Heaven denies" schon restlos verschossen worden. Auch wenn Hansi sich die Seele aus dem Halse raunt und so theatralisch wie möglich singt, so bringt das nichts, wenn Schaffer die Instrumente immer nur die gleichen Kamellen spielen lässt. Das funktioniert vielleicht bei Iced Earth, aber wenn einer wie Hansi, der mit Blind Guardian wohl so ziemlich jeden geduldigen Hörer in eine neue Welt überführt hat, hier trotz aller Bemühungen seinen Zauber nicht verstreuen kann, dann merkt man doch sehr schnell, dass hier die Symbiose nicht so wirklich geklappt hat. Letzten Endes haben wir es bei den beiden Masterminds eben zum Einen mit Jon Schaffer zu tun, der jegliche Beteiligung an seinen Ideen nicht gerne zulässt. So könnte ich mir schon gut vorstellen, wie die Arbeit am Album bei gerade mal einem einzigen Jahr Abstand nach "Something Wicked this Way comes" bzw. "Nightfall in Middle-Earth" abgelaufen sein könnte. Insgesamt klingt "Demons & Wizards" wie "Something Wicked this Way comes" mit einem anderen Sänger. Das sollte mir eigentlich gefallen, wäre es einerseits nicht so halbherzig gestaltenes Material und ginge es andererseits nicht prinzipiell darum, dass sich zwei Größen getroffen hätten, um die wichtigsten und herausstechenden Merkmale ihrer beiden Bands zu vereinen und beiden Parteien spannende neue Musik zu bieten. Das hat leider überhaupt nicht geklappt und so werde ich nach diesem Album wohl hungrig in's Bett gehen, oder einfach mir nochmal die Alben der beiden Solobands geben müssen. Vielleicht erfüllte der Nachfolger "Touched by the Crimson King" die Anforderungen ja mehr.

Punkte: 6 / 10


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