Bis zu "Act III" im Jahre 1990 haben die Burschen dann aber einen echten Quantensprung gemacht, denn hier gibt es neben messerscharfen Riffs und Monsterdrumming vor allem eine unglaubliche Kreativität und enormen Abwechslungsreichtum zu hören. Sind "Seemingly Endless Time" und "Stop" noch in etwa das, was man von DEATH ANGEL erwarten konnte – nämlich intelligenter Thrash Metal mit erstklassigen Vocals – so bleibt einem bei der lateinamerikanisch angehauchten, mit wunderbaren Akustikgitarren versehenen Ballade "Veil Of Deception" erstmals die Spucke weg. Zum einen, weil man so eine Nummer eben nicht erwarten konnte, zum anderen, weil sie schlicht wunderschön ist. Mit "A Room With A View" gibt es gar noch eine weitere, wunderschöne Ballade, die vor allem durch den mehrstimmigen Gesang begeistert, welcher ein weiteres Markenzeichen der Band ist. Nicht nur bei diesem Song teilt sich Mark Osegueda den Gesang mit Robert Cavestany (g.) und Dennis Pepa (b.). Der nächste – im positiven Sinne – Aufreger ist das funkig-jazzig beginnende "Discontinued". Was die Herren Cavestany, Dennis Pepa, Gus Pepa (g.) und Andrew Galeon (dr.) da abziehen, kann man kaum in Worte packen. Geniale Frickelei mit unglaublichem Groove und diesem Funk-Feeling. Perfekt!
Perfekt sind aber auch die druckvollen, sehr clever arrangierten Thrash-Nummern wie "The Organization", das Namensgeber für die Nachfolgeband war, "Stagnant" oder "Disturbing The Peace".
Leider lösten sich DEATH ANGEL nach diesem Album auf, um dann 1993 mit THE ORGANIZATION und einem ebenfalls erstklassigen Rundling wieder auf die Bühne zurückzukehren. Leider war diese Episode nach dem durchwachsenen Zweitwerk "Savor The Flavor" auch wieder beendet. Glücklicherweise spielen die immer noch jungen Hüpfer – alle gerade 30 Jahre alt – wieder ein paar Gigs (u.a. beim Dynamo!), so dass man die Hoffnung haben darf, dass sie bald die Zeichen der Zeit erkennen und endlich wieder zusammenfinden.
Anspieltipps: Stop, Veil Of Deception, The Organization, Discontinued, A Room With A View, Disturbing The Peace
Peter Kubaschk [23.6.2002]
http://www.powermetal.de/review/review-1608.html
Punkte: 9.5 / 10