Was auch ohne vorangegangene Recherche schnell auffällt ist, dass wir uns mit "Carcinogenic Memories" kein Album zu erwarten haben, das sich in irgendeiner Form einem der neumodischen, dubiosen Sub-Sub-Genres zuschreiben möchte. Ich würde sogar so weit gehen zu behaupten, dass das Debüt-Album der Franzosen rustikal klingt. So viel zu "Old School". Simple Songstrukturen schmücken sich mit einem rotzigen Sound und verzichten dabei auf großartige technische Ummantelungen. Das Werk zeigt sich erdig und am Boden geblieben, hat dafür kompositorisch aber keine übermäßigen Highlights zu bieten.
Von Pig-Squeals bis hin zu den abstrusesten gutturalen Lauten begleitet Sänger Milouse (nein, nicht Milhouse!) seine Mannen durch das nicht knapp 38 Minuten lange Werk. Passend dazu gesellen sich die tiefen Gitarren mit meist einfachen Rhythmen, das Auftreten von schnellen Leads, Midtempo-Schlagzeug, das – wie überraschend – mal grob stampfend, mal mit Doublebass oder Blastbeats daherkommt, und der Bass, dem man aus soundtechnischer Sicht etwas mehr Raum hätte bieten können. Ob der Tiefsaiter nun perfekt (also kaum hörbar) eingebunden oder schlichtweg zu undifferenziert abgemischt wurde, kann ich nicht ganz klar beurteilen, doch verliert er sich vor allem in den Tiefen sehr, was naturgemäß eher ungünstig ist. Das Drücken kommt hauptsächlich von der Basedrum.
Eines muss man der todesmetallischen Truppe "Death Agony" auf jeden Fall lassen: Wenn Death Metal drauf steht, ist auch (nur) Death Metal drin. Keine obskuren stilistischen Experimente, keine Ausflüge auf genrefremdes Terrain, sondern lediglich Death Metal. Doch des einen Freud' ist des anderen Leid, und somit ist "Carcinogenic Memories" wohl eher etwas für Freunde des altbekannten, puristischen Death Metal und weniger für die Hörer gedacht, die ihren Todesmetall gerne blackened, technical oder sonst wie haben.
Ich für meinen Teil empfinde das Debütwerk der Franzosen als zweischneidig. Auf der einen Seite schön zu sehen/hören, dass man seine Musik nicht immer in eine der suspekten Subgenre-Laden stecken muss, sondern sich auch mal dem Ursprung der Stilrichtung widmen kann. Auf der anderen Seite muss, rein objektiv betrachtet, aber auch klargestellt werden, dass "Carcinogenic Memories" nicht den heiligen Gral der Death Metal-Geschichte darstellt und sich "nur" in den bekannten Rahmen stecken lässt.
Sei's drum: Freunde der klassischen Schule des Todesmetalls sollten sich das "Death Agony"-Einstandswerk mal zu Gemüte führen und selbst entscheiden, ob Top oder Flop. Die, die sich zeitlebens auf der Suche nach Extravaganz und Abwechslung im Metal befinden, können auf diesen Silberling wohl verzichten.
Wolfgang / RottingHill.at
Punkte: 6 / 10