Nach dem Intro 'Apocalyptic Vision' steigen die Musiker mit 'Until The End' sogleich ins Geschehen ein und der erste Eindruck ist gar nicht mal übel. Die Produktion drückt, Frontmann Felix bellt noch immer wie ein wütender Death Metal-Rottweiler, Keyboarderin Katrin sorgt nach wie vor für einen gefälligen Melodieanteil und die Gitarrenfraktion groovt sich durch die gewohnt im Midtempo gehaltenen Beats der Tracks. Hier liegt auch sicher schon der Nörgler auf der Lauer und brüllt: Techno-Mist!
Irgendwie muss ich dem mittlerweile fast zustimmen, obwohl ich seit vielen Jahren immer wieder eine Lanze für CREMATORY gebrochen habe. Die elektronischen Momente haben heuer ein fast gruseliges Ausmaß bei der deutschen Legende angenommen, was 'Kommt Näher', 'Virus' oder auch 'Welcome' mehr als deutlich aufzeigen. Ferner finden wir Hörer auch noch einige Beinahe-Ausfälle wie beispielsweise 'Back From The Dead' oder 'Shadowmaker' auf dem aktuellen Werk. Nicht, weil sie so furchtbar schlecht sind, sondern weil CREMATORY in der Vergangenheit einfach schon so viele bessere Stücke unters Volk gebracht haben. Und ja, auch in ihrer Industrial-Phase! Fans der ersten drei Alben werden ohnehin Panik in ihren Augen aufblitzen lassen und panisch nach dem Stop-Knopf grabbeln, denn mit dem Gothic Metal der Anfangstage hat das einfach kaum noch etwas zu tun. Doch auch Freunde jüngerer Veröffentlichungen werden ob der gehörten Tracks bestimmt immer wieder enttäuscht mit dem Kopf schütteln. Alles verzichtbarer Firlefanz? Mitnichten! Mit 'Irony Of Fate', 'Virus' (wird Live ein wahrer Brecher, versprochen!) oder auch dem Titelsong haben CREMATORY noch immer starkes Material im Gepäck, welches durchaus seine Berechtigung in den Metal-Diskotheken von heute haben sollte.
Wären wir hier beim Boxen, hätten CREMATORY allerdings einen eher unspektakulären Sieg nach Punkten errungen. Bei derart fähigen Musikern empfinde ich das als ziemlich traurig. Ich lehne mich als langjähriger Fan möglicherweise ein wenig weit aus dem Fenster, aber ich bin der Meinung, dass die Band entweder zu einer back-to-the-roots-Entscheidung kommen, oder aber sich wieder selbst völlig neu erfinden muss, um ihre Kunst auf lange Sicht auch für die Hörer interessant zu machen.
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Punkte: 7 / 10