Klar, wurden nach Midian noch Platten der Briten gekauft und das mal nicht schlecht, doch zumindest für mich war der Zauber der Band langsam am verblassen. Der Hype um die Gruppe verleitete die Verantwortlichen dazu, möglichst schnell Kapital aus der Sache zu schlagen und man wurde mit einem Haufen Merchandise und verschiedensten Editionen zugesch(m)issen.
Trotz dieser Umstände gehörte auch ich zu denen, die das Zeug fleißig weiter kauften, wenn auch eher mit einer Art 'Zombie-Attitude'.
CRADLE waren etabliert und ihr Gesamtkonzept sprach nicht nur Metal-Heads, sondern auch die Leute der Gothic-Szene an. Unverdient war ihr Erfolg auch nicht, denn es wurden schon sehr viel schlechtere Formationen kommerziell erfolgreicher. Was die häufig wechselnden Mannen um Danni Filth da an Musik auf die geifernde Zuhörerschaft losließen, war in seinem Metier nahezu Referenz. Selbst DIMMU BORGIR, die seltsamerweise immer kurz nach C.O.F. veröffentlichten, kam den neuen Standards, die Herr Filth setzte, nicht hinterher. Die Norweger hatten zwar tolle Musik am Start, doch war diese eher simpler gestrickt und hörbar von den Engländern beeinflußt.
Anfang 2003 war es dann soweit. CRADLE OF FILTH veröffentlichten zum ersten Mal über ein Major-Label. Man hatte es sich leisten können mit einem richtigen Orchester aus Budapest zu arbeiten und dementsprechend überwältigend fielen die Arrangements aus. Man dachte, man hätte einen Soundtrack zu einem älteren Hollywood-Gruselfilm vor sich, so erstklassig klang das stellenweise. Trotz dieser wertigen Bereicherung schraubten CRADLE ihren Härtegrad nicht zurück, doch etwas anderes machte sich bemerkbar. Die Songs waren uninspirierter, was sich besonders beim Einstieg negativ bemerkbar macht. Bis das Album richtig in Fahrt kommt und mit fantastischen Titeln auftrumpft, vergeht zuviel Zeit.
Zwar bleibt man in den ersten Minuten von dieser Klangorgie gefesselt, doch recht schnell kommt Langeweile auf. Dies war auch ein Grund dafür, warum ich diese Platte lange nicht mehr anrührte und sie für mich als Kommerz-Plastik abtat. Doch das war ein Irrtum, wie ich irgendwann später über MP3-Player auf der Arbeit bemerkte. In dem ganzen Schwall an Totgehörtem, kam mir irgendwann die Datei von Damnation And A Day unter die Augen und sollte während des monotonen Geldscheffelns schlicht der Abwechslung dienen. Doch aus dem "Hauptsache, mal was anderes", wurde ein Mitwippen, Mitkreischen und leicht adrenalingeschwängerter Hörgenuß. Zwischen den ganzen Lückenfüllern, die diese Scheibe ohne Zweifel hat, sind großartige Songs, die locker an die großen Hits der Band rankommen. Aber auch die Filler sind nicht selten mit interessanten Details und/oder Ideen gespickt.
Bemerkenswert ist auch das Konzept des fast 80 minütigen Epos, der die Geschichte einer unsterblichen, menschlichen Kreatur erzählt, die seit Adam und Eva auf Erden wandelt und einiges an Übel in die Wege leitet (so wie ich das mal kapiert habe :D ).
Natürlich mussten auch DIMMU BORGIR noch im selbem Jahr in Osteuropa einmarschieren, um mit dem Prager Philharmonie Orchester die epischen Arrangements ihres Death Cult Armageddon einspielen zu lassen. Zwar gefällt mir dieser Output besser, als das "Original" von C.O.F., aber dennoch sollte man nicht den selben Fehler wie ich begehen und Damnation And A Day als uninspiriertes Gesamtwerk abstempeln.
Gerade wer gerne auf Entdeckungstour geht und exzellentem Hörspiel-Feeling im Gothic-Schwarzstahl-Gewand gegenüber nicht abgeneigt ist, könnte diesem (mehr oder weniger) richtungsweisenden Werk schneller erliegen, als er denkt. Die besten Songs will ich an dieser Stelle mal nicht erwähnen, den man sollte sich schon die Mühe machen Damnation And A Day in seinen ganzen Facetten selbst zu ergründen, das ist es die Sache schon wert ;)
[Die Erstauflage der 2LP hat zwei gut gepresste, rote Vinyls (laut Discogs eine gelbe und eine rote?), die nicht viel besser oder schlechter klingen, als die CD. Wer aber auch diesmal ein Klappcover erwartet wird jedoch enttäuscht. Aber immerhin sind die Innenhüllen bedruckt. Weitere Vinyl-Auflagen gab es meines Wissens nicht.]
Objektiv gesehen waren CRADLE OF FILTH im Gesamten nie besser!
Punkte: 5.5 / 10