Im Bosas konnte man sich zwar CD's vor dem Kauf anhören, aber ich traue meinem damaligen Selbst irgendwie nicht zu, diese Musik bei einem kurzen Reinschnuppern interessant genug gefunden zu haben, um sie mit zu nehmen. Aber vielleicht irre ich mich auch in mir selbst ...egal.
Auf jeden Fall sollte mich zuhause eins der großartigsten Rock-Alben erwarten, das ich je hören durfte. Umso mehr verwunderte mich, dass dieses Juwel laut Credits fast im Alleingang von Gitarristin, Bassistin, Percussionistin, Keyboarderin, Sängerin, Texterin und Komponistin Johnette Napolitano verbrochen wurde. Ihr ganzes Herzblut schwappte mir in Tsunamiwellen aus meiner damals frisch zugelegten Kenwood-Anlage entgegen.
Nicht nur das die dargebotenen Songs recht abwechslungsreich waren, nein, auch ihr Gesangsstil schien sich jeder Stimmung anzupassen. Da geht's von schön soft über soulig/bluesig bis knackig kernig , von mexikanisch (na klar) über Ofra-Haza-like bis MARILYN Monroe in Charles MANSON (oder umgekehrt). Der Facettenreichtum lässt mich selbst heute noch daran zweifeln, dass hier wirklich nur eine Sängerin am Werk ist und dazu noch eine , deren Stimme mir jedesmal das Gefühl gibt, mich unsterblich in diese zerbrechlich-starke Frau zu verlieben.
Die Wiederveröffentlichung von TIAMATs 'Wildhoney' hatte den seltsamen Effekt, mich mehr mit ehemals geliebten Platten aus den frühen Neunzigern zu beschäftigen und so habe ich erst vor ein paar Wochen die 'Mexican Moon' wieder neu für mich entdeckt. Natürlich habe ich dann mal neugierig nachgeschaut, ob dieses Schätzchen auch auf Vinyl erschienen ist. Dem ist zwar so, aber die aktuellen Preise liessen mich sofort wieder die entsprechenden Seiten schließen. 60€ mache ich selbst nicht für Alben locker, die in meinen [All-Time] Top20 rumschwirren und die CONCRETE BLONDE dürfte bei mir knapp an der Hunderter-Grenze nagen (ja, ja...Nerd-Gespräch). Aber nichtsdestotrotz gehören "Jenny I Read", "I Call It Love", "Jesus Forgive Me", "Heal It Up", "When You Smile", "One Of My Kind" [mit Gastsängerin] und natürlich der Titeltrack unbedingt in die Hall-Of-Fame meiner Musikliebhaberhistorie. Bis zum zehnten Track (von insgesamt 13) ist auch nichts dabei, was mich irgendwie richtig ärgert, nein, bis dahin bleibt der Silberling für mich höchst genießbar.
Natürlich habe ich mir aufgrund dieses wirklich starken Albums auch noch weitere Sachen von CONCRETE BLONDE zugelegt, doch weder 'Walking In London', noch 'Still In Hollywood' konnten mich auch nur annähernd begeistern. Trotzdem hat Johnette Napolitano in meinem Herzen einen ganz besonderen Platz unter den weiblichen Vertretern der Musikschaffenden.
Punkte: 7 / 10