Cocteau Twins Treasure (1984) - ein Review von Janeck

Cocteau Twins: Treasure - Cover
1
1 Review
7
7 Ratings
8.29
∅-Bew.
Typ: Album
Genre(s): Pop
Dark Wave / Gothic


Janeck
21.12.2015 09:53

Glücklich flitze ich nackt über grüne Spinat-Wiesen, jage bunte Schmetterlinge hinterher, trinke aus dem Fruchtsaft-Fluss, der sich glitzernd zwischen Marzipanbäumen und Kokossträuchern durchschlängelt. Über mir ziehen pelzige Wolken aus weißer Sahne-Schokolade am Himmel, der aus dicken Heidelbeeren zu bestehen scheint. Die Sonne - eine übergroße Zitronen-Eiskugel, kitzelt meine Sinne.
Musik setzt ein, meine Füße berühren den Boden, der aus Falafel besteht, nur noch spärlich. Eine geisterhafte weibliche Hand greift nach mir, hebt mich in die Luft, lässt mich los. Ich falle. Doch plötzlich schwebe ich auf einer Welle von unaussprechlicher Schönheit und versinke in tiefen Schlaf.
Die Königin der Engel, Herrscherin über Elfenland, kreiert für mich über 40 Minuten eine Traumzauberwelt, die vor purer Schönheit zittert.
Elizabeth Fraser, der wahrgewordene weibliche Stimmentraum, webt mit ihrer Himmelsstimme ein Netz der Herrlichkeit, der Unantastbarkeit und der zerbrechlichen Poesie, dass man nie wieder erwachen möchte.
Elizabeth Fraser? Noch nie gehört? Wer ist dieses grazile Wesen mit dieser ätherischen Stimme? Dabei hat jeder in seinem Leben diese Stimme bestimmt schon einmal gehört, wenn auch nur unbewusst. 'Teardrop', der Weltsong vom 98er Weltalbum "Mezzanine", welches von MASSIVE ATTACK erschaffen wurde, baut sich um Frasers Wunderstimme auf. Tim Buckleys 'Song to the Siren', interpretiert von Fraser und allen guten Leuten aus dem Film "Lost Highway" bekannt. Und den noch besseren Leuten ist der Song bereits auf "It'll End in Tears" von THIS MORTAL COIL begegnet. Und diejenigen, die durch "Szenen-Dogmen" geschützt waren, haben bestimmt die "The Lord of the Rings"-Filme gesehen, wo Elze den Soundtrack aufgewertet hat.
Aber hier geht es ja um COCTEAU TWINS, die mit den genannten Beispielen nichts gemeinsam haben. "Treasure", welches über das Qualitäts-Label 4AD veröffentlicht wurde, ist eines der ganz seltenen Alben, das zwar als Komplettkitsch bezeichnet werden könnte, aber in meiner Querexistenz einen perfekten musikalischen eingefangenen Sommerabend darstellt.
Oft als Dreampop bezeichnet, spielten die Zwillinge auf ihrem Debüt "Garlands" noch rauchigen Post-Punk, bis sie mit ihrem dritten Werk "Treasure" wirklich einen bis heute sehr gut versteckten Schatz der 80er hinterließen. Und was für unglaublich schöne Songs sich auf dem Album über die Vorherrschaft streiten, ist schon sehr bemerkenswert. Dabei funktioniert die Musik als breite Fläche, wenig rhythmisch, selten ausufernd, angenehm reduziert. Doch durch die Stimme von Fraser, die nebenbei als einzige in einem Atemzug mit Lisa Gerrard genannt werden soll, verwandelt sich das Album in einen paradiesischen Schwebeakt, der es wirklich vermag, sich für 40 betörend schönen Minuten komplett aus der Welt auszuschalten. Und genau solche musikalischen Miniwunder sind die eigentlichen Schätze in meinem Musikozean, die mir an vielen Tagen wichtiger sind, als meine persönliche Top Ten.

Punkte: 8 / 10


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