"Prelude To Aire" beginnt überraschenderweise mit einem Percussiongewitter, eine Orgel kommt dann und man denkt an Santana. Das Instrumental geht dann in ein Flötensolo über und klingt dann nach kurzen knapp 3 Minuten aus. "Aire" beginnt mit einem lockeren Groove und einem tollen Bläserthema. Im Mittelteil kommt ein minutenlanges Gitarrensolo in Fusion-Manier. "Devil's Sweet" klingt größtenteils sehr reduziert: Besen-Schlagzeug, sphärische Rhodes-Teppiche und immer wieder feine Bläserthemen. Könnte von einem Thriller-Soundtrack stammen. Seltsame Telefongeräusche und schräge, avantgardistische Akkrode und Wah-Wah-Gitarre prägen "Italian From New York". "Hanky Panky" klingt sehr jazz-rockig mit zahllosen Unisono-Passagen und geht nach knapp 2 Minuten fast unbemerkt in "Life Saver" über: Treibender Stakkato Groove mit einem neckischen Bläserthema und etwas Honky-Tonk Piano. Erstmals hört man Gesang auf dem Album. "Happy Man" beginnt mit Chicago untypischer Akkustikgitarre unterlegt von Percussion und entwickelt sich dann zu einem der Easy-Listening Stücke auf "Chicago VII". Im gleichen Stil gehts weiter mit "I've Been Searching So Long", eine typische Chicago Edelballade, radiotauglich aber auch musikalisch enorm kompetent, nicht nur was den Gesang angeht. Riffbasiert und latino-angehaucht beginnt "Mongonucleosis", jazzige Akkorde vom Rhodes und ein fettes Bläserthema machen den Rest. "Song Of The Evergreens" klingt dann wieder balladesk. "Byblos" featured akkustische Sologitarre, ist mit Percussion unterlegt und gewinnt ab dem Mittelteil an Rhythmus. Nun folgt der Superhit "Wishing You Were Here", zu dem muss man nicht viel sagen. Vielleicht soviel: Wer so einen kompositorischen Geniestreich als zu kommerziell abtut, scheint mir doch recht engstirning und ignorant zu sein. "Call On Me" folgt mit einem typischen Chicago Bläserthema und einem groovigen Rhythmus, zu dem man gern Füße wippt etc. Die Bläser, der Satzgesang und die nicht unkomplexe Struktur verbieten es, das Stück als Banal-Pop abzutun. "Woman Don't Want To Love Me" ist funky mit Clavinetsound und Wah-Wah, ebenso (gewollt) herrlich schrägen Bläserakkorden. Das folgende "Skinny Boy" basiert auf einem Rhodes-Groove und enthält Satzgesang, der sehr an Gospel erinnert.
Fazit: Jede Menge affengeile Bläser, mehrere Edel-Ohrwürmer, komplexe Instrumentals, Experimentierfreude mit den sonst untypischen Percussion - "Chicago VII" ist ein großer Wurf!
Punkte: 9 / 10