Das hundertfach von Chakuzakennern und "intellektuellen" Rapfans gleichermaßen abgefeierte Album besteht aus einem roten Faden, nicht wirklich in Form einer Geschichte, sondern eher in Form eines einzigen Themas. Chakuza, der bisher so ziemlich am Besten die Rolle als frustrierter Mitt-Zwanziger eingenommen hat - wobei Rolle nicht wirklich stimmt, er hatte tatsächlich Probleme in dieser Richtung - hat sich jetzt mal von der zähnefletschenden Komponente verabschiedet. Stattdessen erzählt er überwiegend davon, wie beschissen sein Leben ist, aber hin und wieder scheint er doch den ein oder anderen Likör beim Schreiben gefunden zu haben, der ihm dann den Blick nach oben gibt und ihn dazu motiviert zu sagen, dass jetzt doch nicht alles so scheiße ist. Ja, technisch ist das alles vielleicht "bombe, aber darum geht's gar nicht!", um es mit den Worten von Fler zu sagen. Wer Rapper wie Casper und Marteria kennt - ja, auch letzterer taucht in seinen Tracks manchmal in erdrückendere Sphären - der braucht keinen, der mit diesem Zeug schon 2006 ankam und jetzt einen Schritt zurück geht, nur weil dieser "Conscious-Rap", bei dem es eigentlich nur darum geht sich bewusst als depressiven Jüngling zu zeigen, gerade im Trend ist. Ja, das Album ist schon wieder 3 Jahre alt, aber aktuelle Outputs Chakuzas zeigen, dass er sich nicht wirklich in dieser Hinsicht verändert hat.
Wenn ein Typ mit einer kratzigen und angepissten Stimme plötzlich seine einst so eigene Art aufgibt, nur im Stil von Ferris MC oder die oben erwähnten auf "erwachsen" zu machen, und damit einfach nur langweilt, dann ist das ein Rückschritt, ein unnötiger Rückschritt kurz vor dem Ziel. Gerüchte machten sich über ein "Blackout 2" mit seinem alten Weggefährten Bizzy Montana breit, aber mal im ernst, diese beiden trennen mittlerweile Welten. Bizzy Montana - die beiden "GIft"-Alben zeigen es - hat sich nochmal weiterentwickelt und den Stil, den auch Chakuza einst hatte, auf seine Art fortgesetzt, während Chakuza plötzlich in seinem Sumpf der Emotionen und Selbstmitleid zu versinken begann. Dass es hier keine Punchlines gibt ist nicht weiter schlimm, das "Lost Tape" hatte genug von diesen, doch Tracks in dieser Richtung, wie "Magnolia" sie hat, waren auf Alben wie "Unter der Sonne" und "Monster in Mir" schon ohne den Fremdschämfaktor vorhanden.
Wenn das Chakuzas neue Messlatte ist, dann wird er es in den nächsten Jahren sehr leicht haben sie zu erreichen, aber sehr schwer haben, damit vernünftige Hörer anzusprechen, die auf das ganze Depressive dankend verzichten können.
Punkte: 6 / 10