Cattle Decapitation The Anthropocene Extinction (2015) - ein Review von metal lounge

Cattle Decapitation: Anthropocene Extinction, The - Cover
3
3 Reviews
11
11 Ratings
8.77
∅-Bew.
Typ: Album
Genre(s): Metal: Death Metal, Grindcore



03.01.2016 00:23

Greenpeace Death Metal!

Bilder mit angespülten Seevögelkadavern kennt man inzwischen (Greenpeace Magazin z.B.); aufgrund der sagenhaften Vermüllung der Meere sind die Tiere mit vollem Magen verhungert, weil statt Nahrung nur unser Kunststoffkram hineingekommen ist. CATTLE DECAPITATION machen daraus eines der besten, ernstesten Covermotive seit langem. Große Klasse! Die vier Musiker sind im Inneren des Klappcovers ebenso erbärmlich zu sehen. Hätt‘ ich jetzt nicht als aus dem Pinsel bzw. dem Rechner Wes Benscoter’s entstammend erkannt.

Unterirdisches Gegrunze, Gesäge, irres Geblaste, Gequietsche (Gitarrensoli wie Stimme), Gekreische. Alles Extreme ist ganz massiv da, aber nie in Überdosierung, die Songs erscheinen mir also immer abwechslungsreich und clever arrangiert. Der Vorrezensent Akhanarit geht ja schon auf die variantenreiche Akrobatik des Sängers ein, ich muss bei den cleanen Gesängen aber eher an leicht pervertierte Gojira denken. Lustig aber, an Cradle Of Filth musste ich beim schnellen Probehören im Laden auch kurz denken. Ausgerechnet! Jetzt, zuhause, gemahnen einige wenige Momente eher an die jetzigen Carcass.

„The most epic Death/Grind Album ever!“, bewerben Metal Blade das Werk auf dem Sticker. Ach, ist das so? Wer sollte das jemals überprüfen? Das ist es mit Sicherheit nicht. Billiger Marketingspruch also. Aber ein Meisterwerk brutalen Death Metals mit Anspruch ist es auf jeden Fall. Einschränkend möchte ich aber sagen, dass es sicher nie zu meinen großen Favoriten gehören wird. Auch nach ausgiebiger Lektüre der Texte wird sich das kaum ändern. Da kenne ich etliche Sachen, die mich rein musikalisch mehr zu beeindrucken wissen. Und halt, da fällt mir doch ohne allzu langes Nachdenken ein Album ein, das weitaus epischer ist: „Terminate Damnation“ der Positive-Vibration-Extreme-Metaller Becoming The Archetype.
Einerlei, diese Band ist enorm wichtig, diese behandelte Thematik bedroht uns ja tatsächlich. Anthropozän, das Zeitalter also, in dem der Mensch das Antlitz unseres Planeten als ein quasi geologischer Faktor bestimmt: Und zwar viel, viel, viel zu oft zum Schlechten, zum Katastrophalen. Die Tierschützer von CATTLE DECAPITATION haben sich diesmal speziell dem Zukunftsproblem Vermüllung angenommen. Die Thematisierung des Menschen als größtem Parasiten überhaupt ist dem extremen Metal ja nicht gerade fremd, aber auf „The Anthropocene Extinction“ scheint mir das schon noch mal deutlich fokussierter behandelt zu werden. Das hier sind nicht die Sorte Death Metal Musiker, die sich Pornos ansehen und das dann für ihre Texte gedanklich mit den vorgefundenen Küchenwerkzeugen verknüpfen. CATTLE DECAPITATION respektive ihr Sänger sehen sich die Welt an und haben diesmal wohl eher Filme wie „Plastic Planet“ im Hinterkopf gehabt. Hier steckt schon weitaus mehr Ernsthaftigkeit dahinter als auch bei den vielen Extreme Metal Bands, die ähnliche menschheitsbedrohenden und -vernichtenden Szenarien zum Thema gewählt haben, weil’s halt so herrlich düster ist. Freilich ist das nicht ganz neu, was die Mannen hier bieten, auf diesem Wege waren/sind schon lange Brutal Truth und, klar, Napalm Death unterwegs, um nur ganz wenige Namen zu nennen. Aber darauf genauer einzugehen, ist hier nun wirklich kein Platz, das wäre mal eine Aufgabe für eines der großen Metal Magazine. Man könnte ja schon mit Nuclear Assault beginnen. Und auch CATTLE DECAPITATION sind Ankläger mit dem Willen zu Veränderungen. Verschiedene Stichworte in den düsteren Lyrics lassen die ernsthafte, die besorgte Herangehensweise der Band erkennen: Smashing biodiversity, nonrenewable, sustainability, packaged in plastic, resources, usw.

Plastik. Gutes Stichwort: Ganz konsequent wäre es von der Band dann noch gewesen, die CD-Version nicht in ein Plastik-Jewell-Case zu packen, sondern in ein schönes Digisleeve, desweiteren hätte auf die Zellophanierung verzichtet werden können. Das hätte der Umwelt und dem Menschen auf dem Cover abermals ein klein wenig weitergeholfen. Die Band ist sich dieses Problems übrigens bewusst, aber aufhören ist ja auch keine Option. Eben. [Ich hatte die Schallplatte gemeinsam mit der neuen CD von TEMPEL und dem Platte von Christian Mistress geliefert bekommen; erstere im Digisleeve, zweitere nur in Schutzhülle (letztlich auch Müll, aber halt nicht zum sofortigen Wegschmeißen gedacht).]

Meiner LP-Version liegt ein Poster mit der Artwork bei (ca. 60x80), das ich ja zu gerne in Supermärkten, Discountern etc. aufhängen würde, an Orten, an denen man Tag für Tag die schleichende, gleichgültige Herbeiführung unserer Selbstauslöschung beobachten kann. Ja, ihr habt es derweil vielleicht gemerkt: Der Rezent ist Greenpeace-Mitglied, und damit noch ein Zitat aus „The Prophets Of Loss“: „You may not know it now, but your children are fucked and their children’s futures are ruined...." So sieht es wohl aus.


We are the mortals, into hell on earth we rise, Greenpeace Death Metal, no compromise.


Den Gastauftritt von P. Anselmo können wohl nur absolute Vollprofis erkennen.


Mir persönlich ist die hier vorliegende Spielart des Death Metal übrigens etwas zu modern, daher nicht die Höchstnote. Ganz am Rande….

Punkte: 9 / 10


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