Recht hat keine der beiden Fraktionen. Um in die Dimensionen von METALLICA vorzustoßen, müssen die Waliser erst noch über Jahre Durchhaltevermögen und konstant gutes Songwriting auf hohem Niveau nachweisen. Dies dazu in einem Business, welches sehr viel schnelllebiger ist als es noch vor mehr als 20 Jahren der Fall war. Wer indes nur blind und taub "Hype!" ruft, verkennt die offensichtlichen Qualitäten des Debüts, welches Tradition und Moderne gekonnt miteinander verwob und zudem auch livehaftig äußerst eindrucksvoll präsentiert wurden. Auch daran kann man festmachen, warum BULLET FOR MY VALENTINE eine qualitativ etwa gleichwertige Band wie TRIVIUM schon locker links in der Erfolgsspur überholt hat. Von der in meinen Augen höheren Glaubwürdigkeit mal ganz abgesehen.
"Scream Aim Fire" kommt nun die schwierige Aufgabe zuteil, den bisherigen Erfolg zu bestätigen, ohne dabei in der Entwicklung stehen zu bleiben oder ein voll auf Nummer sicher gehendes Werk einzuspielen. Das gelingt meiner bescheidenen Meinung nach nur zum Teil. Dies liegt vor allem daran, dass das Songwriting weniger spritzig ist als auf dem mit schmissigen Refrains und eingängigen Melodien nur so um sich schmeißenden Vorgänger. Glanztaten der Marke 'Tears Don't Fall', 'Hand Of Blood' oder 'The End' kann ich beim besten Willen auch nach einem Dutzend Umdrehungen nicht ausmachen. Lediglich 'Take It Out On Me' kommt diesen nah. Stattdessen bemüht man sich darum die Grenzen weiter zu fassen und die Extreme mehr auszuloten. So dürfte der Titeltrack als härtester Song in der bisherigen Bandhistorie durchgehen, genauso wie 'Say Goodnight' und 'Forever And Always' als die bisher ruhigsten Songs der Waliser durchgehen.
Grundsätzlich ist dieses Vorgehen gar nicht verkehrt, zumal die Nummern durch die Bank auf einem guten Niveau sind. Nur der letzte Funken, der ein gutes Album zu einem sehr guten Werk macht, fehlt zu häufig. Genau deshalb ist "Scream Aim Fire" eine kleine Enttäuschung geworden, auch wenn das Gros der Konkurrenz immer noch in Schach gehalten wird. Dass die Fans dies etwas anders sehen, beweist der Einstieg auf Platz drei der deutschen Charts und in die Top 10 in vielen weiteren Staaten. Bleibt abzuwarten, ob sich die neuen Stücke live bewähren und man mit dem berühmten "make it or break it"-Werk dann die absolute Spitze erklimmen kann. Die Fähigkeiten dazu besitzen Matt Tuck (v., gt.) und seine Mitstreiter definitiv, auch wenn sie "Screm Aim Fire" nur andeutet.
Anspieltipps: Scream Aim Fire, Take It Out On Me, Last To Know
http://www.powermetal.de/review/review-11289.html
Punkte: 7 / 10