Brujeria Viva Presidente Trump! (2016) - ein Review von DarkForrest

Brujeria: Viva Presidente Trump! - Cover
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1 Review
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1 Rating
7.00
∅-Bew.
Typ: Bootleg
Genre(s): Metal: Death Metal, Grindcore


DarkForrest
24.10.2020 10:59

Pünktlich zur US-Wahl 2016 sind Brujeria nicht nur mit einem neuen Album zurück von den Toten auferstanden, sondern haben mit der Single "Viva Presidente Trump!" auch noch ihren Beitrag zum Wahlkampf geleistet und bekennen sich dabei als große Trumpunterstützer. Macht überhaupt keinen Sinn? Wenn man der Logik des Songs folgt dann irgendwie schon (mal eine kleine Übersetzung):

"I actually want him to be president gabacho
Because he wants war and so do we
I want the Trumpy president to win
Because if he starts something, we’re definitely gonna finish it"

Leider bin ich kein Vinylsammler und habe die Single gerade nicht bei mir rumliegen, aber ich habe etwas besseres: Es gibt ein inoffizielles Bootleg mit dem selben Namen, welches sämtliche Singles enthält, die bis 2016 veröffentlicht wurden. Ein wenig wie die "The Singles" Compilation, nur etwas aktueller. Natürlich fehlen hier die späteren Singles "Americon Czar" und "Covid 666" aber für jeden, der keinen Bock hat, sich alle Singles einzeln zu besorgen und reine CD-Sammler wie mich ist das hier zumindest die effizienteste Methode, um an den ganzen alten Krempel zu kommen.

Insgesamt kann "Viva Presidente Trump!" mit stolzen 20 Songs von sehr unterschiedlicher Qualität aufwarten. Das ganze wurde in keiner wirklich logischen Reihenfolge angeordnet, aber es fängt grob bei den neuen Sachen an und endet irgendwo beim fragwürdigen Genuss, der richtig alten Grindcore-Singles. Mein Beitrag zur aktuellen US-Wahl wird jetzt also darin bestehen, die ganzen Brujeria-Singles durchzugehen, mit "Viva Presidente Trump!" anzufangen und mich schließlich langsam bis zu der prähistorischen Urscheiße namens "¡demoniaco!" durchzugwühlen.

"Viva Presidente Trump!" beginnt sehr ähnlich wie "Pito Wilson" damals mit einer kleinen Rede von Donald Trump. Im Gegensatz zu Pete Wilson wird dieser zwar nicht im Intro erschossen, sondern im Outro mit Macheten zerhackt, aber man muss ja auch auf ein bisschen Abwechslung achten. Der Song an sich ist mehr als ordentlich geworden. Er beginnt recht gemütlich, steigert sich immer weiter und nimmt zwischendurch ein echt krankes Tempo auf. Auch die B-Seite "Pared De Muerte" hat mich direkt überzeugt und klingt nach nichts, was wir von der Band schon gehört haben. Insgesamt deutlich roher und fast schon eher im Thrash Metal Bereich kommt das Ding fast ein Song auf "Raza Odiada" in geiler Qualität daher. Besonders der Drummer durfte sich hier ordentlich austoben und auch auf einem guten Album könnte "Pared De Muerte" trotz seiner Einfachheit gut mit dem Lineup an Songs mithalten.
Damit wäre "Viva Presidente Trump!" schonmal eine sehr gelungene Single. Wenn ich hier jetzt Feierabend machen würde, dann hätte ich an der ganzen Sache rein garnichts auszusetzen und jeder, der einzelne Vinyls von Brujeria sammelt hat eigentlich gar keine andere Wahl, als sich die Single gefälligst zu holen.

Als nächstes hätten wir die recht umfangreiche "Marijuana"-Single, wobei der Song "Marijuana" wahrscheinlich die beste Methode ist, wirklich jeden, der ihn hört anzupissen, immerhin handelt es sich um ein waschechtes Cover von "Macarena" - ja genau: der "Macarena"-Song von Los del Rio, der alle in den 90'ern genervt hat. Ihr dürft gerne mal raten durch welches Wort "eeeeehhhh Macarena!" im Refrain ersetzt wurde. Auch wenn das ganze ein extrem seltsamer Pop-Metal-Hybrid ist, finde ich die Scheiße sogar ziemlich gelungen. Was soll ich sagen: man bleibt dem Original schon sehr treu, behält sich aber aber Juan Brujos typische Growls, recht knackige Gitarren und natürlich die typischen Brujeria-Lyrics. Damit wäre "Marijuana" eigentlich sowohl für Metalheads als auch Fans des Originals ungenießbar, aber für einen Song, der so gar nicht ernst gemeint ist, kann ich ihn mir zumindest ab und zu erstaunlich gut anhören.

Mit "Matando Güeros '97" haben wir auf dieser witzigen Single eine kleine Überraschung - wie der Name schon sagt eine Neuauflage des Klassikers "Matando Güeros". Das Original war für mich eines der wenigen Highlights auf dem gleichnamigen Album und die neue Version kann das Original nochmal deutlich toppen. Viel bessere Soundqualität gibt es allerdings kaum. Erstaunlicherweise klingt "Matando Güeros '97" schlechter als der Durchschnittssong auf "Raza Odiada", aber das stört mich nicht unbedingt. Dafür wurde die Nummer inhaltlich erweitert und geht jetzt über 3 Minuten - sehr geile Sache.

Schließlich gibt es noch eine kurze Promo. Eigentlich könnte ich sagen, dass diese ja kaum als echter Song zu werten wäre, sondern eher als kurzer 40-Sekunden-Ausschnitt, aber gleichzeitig haben wir ja auch noch mehrere "Songs" vor uns, die diese Grenze zeitlich unterschreiten. Schließlich hat die "Marijuana"-Single noch 3 Livesongs, die aus irgendeinem Grund auf diesem Bootleg ganz nach hinten verlegt wurden. Mit "Pito Wilson", "Hechando Chingazos" und "Matando Güeros" wurden direkt schonmal drei sehr geile Songs gewählt. Die Qualität der Aufnahmen ist etwas speziell - erwartet auf jeden Fall keinen Hochglanzsound. Ich habe damit aber im Prinzip kein Problem. Alles klingt so als wäre es in einer kleinen Halle aufgenommen worden und vor allem Vocals und Publikum sind sehr gut zu hören, was für mich eigentlich immer ein großes Plus ist.

Als nächstes hätten wir die gesamte "¡Machetazos!"-EP. Was mir sofort auffällt ist, dass der Sound extrem seltsam verzerrt klingt. Ich kann das jetzt nur mit den Songs vergleichen, die später auch auf "Matando Güeros" erschienen sind, aber teilweise sind die Qualitätsunterschiede schon brutal. "Padre Nuestro" zählt interessanterweise nicht zu den Songs, die es später auf "Matando Güeros" geschafft haben und das ist schade, da er ernsthaft eine der besseren Nummern auf der EP ist. Es gibt halbwegs sowas wie eine Struktur und die angenehm schleppenden Gitarren geben dem ganzen fast schon etwas doomiges. Auch "Molestando Miños Muertos" geht absolut in Ordnung. Die kreischenden Gitarren, die wie Fingernägel auf einer Tafel klingen und Juan Brujos Stimme, nach dem er offensichtlich reichlich Dämonenblut getrunken hat bilden einen doch ganz faszinierenden Kontrast, wenn man auf sowas steht.

Viel mehr positives lässt sich zu "¡Machetazos!" dann auch leider nicht sagen. "Poseidos" ist ein Song, der ebenfalls nicht nochmal rereleased wurde und ich verwende den Begriff "Song" hier sehr großzügig. Es ist eher eine Art musikalische "Erfahrung" . Ungefähr so dürfte es klingen, wenn ihr euch alle von Brujeria besungenen Drogen gleichzeitig einschmeißt und dann einen beliebigen Song der Band anhört. Der Rest, der aus "Machetazos (Sacrificio II)", "Castigo Del Brujo" und "Cristo De La Roca" war für mich auf "Matando Güeros" schon langweilig und kann hier nun nochmal in schlechterer Qualität bewundert werden.

Zwischen die beiden ganz alten EPs hat sich dann noch die eigentlich neuere "El Patrón"-Single eingeschlichen, die in genau der Form dann ja auch als kleiner Bonus noch auf "Raza Odiada" mit drauf war. Der eigentliche Song "El Patrón" ist wirklich ordentlich, eher langsam und düster gehalten nur das Outro nimmt mir etwas zu viel Platz weg. Die B-Seite "Hermanos Menéndez" geht in eine sehr ähnliche Richtung - Midtempo-Zerstörer an dem es wenig zu meckern gibt, der aber auch wenig an hohen Wiedererkennungswert mitbringt. Insgesamt würde ich auch hier sagen, dass beide Songs von der Soundqualität her auf "Viva Presidente Trump!" merkwürdig verzerrt klingen. Keine Ahnung, ob das bei der ursprünglichen Single auch so war oder ob hier minderwertige Technik verwendet wurde, um das ganze von Vinyl auf CD zu bekommen, aber auch hier seid ihr mit den Versionen auf "Raza Odiada" wesentlich besser bedient.

Zum Abschluss hätten wir noch die "¡demoniaco!"-EP mit "Seis, Seis, Seis", "Sacrificio", "Santa Lucia" und "Papa Capado", sodass sich jetzt endlich auch ein breiteres Publikum davon überzeugen kann, dass jeder mal klein angefangen hat, obwohl ein guter Teil der Band 1990 ja doch auch schon Erfahrungen aus anderen Projekten mitgebracht hat. Das ganze klingt so als wäre die Band völlig stoned gewesen, hätte alles mit toten Katzen als Instrumente eingespielt und mit einer Kartoffel aufgenommen. Zu Forschungszwecken vielleicht noch interessant, aber irgendwie auch migränefördernd.

Tja, wie bewertet man jetzt ein Bootleg wie "Viva Presidente Trump!"? Ausschließlich anhand der musikalischen Qualität wird schwierig, denn die schwankt hier mehr als auf so ziemlich jeder anderen von mir reviewten CD. Anhand dessen wie gut das Ding seiner Funktion gerecht wird, alle Singles zu vereinen? Auch da kann man wenig falsch machen, solange halt alles draufgehen wurde, was hier definitiv der Fall ist, auch wenn die Reihenfolge und teilweise die Soundqualität nicht optimal sind. Also würde ich jetzt einfach mal frei nach Gefühl 7 Punkte geben. Insgesamt bin ich froh "Viva Presidente Trump!" im Regal stehen zu haben, zumal sich doch auch einige Perlen darauf finden lassen, wenn man die ganze Schlotze mal beiseite schiebt.

Punkte: 7 / 10


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