Broilers Santa Muerte (2011) - ein Review von Seth_Echoes

Broilers: Santa Muerte - Cover
1
1 Review
25
25 Ratings
8.22
∅-Bew.
Typ: Album
Genre(s): Punk



18.01.2012 10:01

[Auszug von vio.twoday.net - Das Online-Musikmagazin Der gute Ton.]

Musik, die stagniert, ist doof. Wir wollen Entwicklung.
Musiker, die sich verändern, sind doof. Wir wollen, dass alles bleibt, wie es ist.
Fans sind doof. Die wollen alles und nichts.

Fans machen einem das Leben als Musikus schwer. Das kann ich mir ganz gut vorstellen. Nicht nur, dass sie einem nach dem Konzert fanatisch und schweißtriefend auflauern; nein, viel mehr gelten sie auch musikalisch als oberste Instanz. Der Gerichtshof, der keinen juristischen (und schon gar nicht musikalischen) Abschluss besitzt, aber dennoch be- und urteilen darf. Was soll’s, das ist okay. Wenn’s fair bleibt.
Wie fair kann man aber als geneigter Oi!-Punk-Musik-Freund sein, wenn die jüngste Platte einer Band einen gehörigen Pop-Stempel abbekommen hat? Ganz einfach! In dem man mal offen ist und sich auf eine Sache einlässt. Etwa so, wie es die Broilers auf ihrer jüngsten Scheibe Santa Muerte tun. Eine gewisse Entwicklung der Düsseldorfer vom ‘97er Fackeln im Sturm – Arme Lichter im Wind bis zum jetzigen Santa’s Album kann man definitiv nicht bestreiten. Man nehme eine handvoll Oi!, hier und da eine Portion Ska & gute Laune, vielleicht auch ein wenig Pop-Rock und trifft so manchen guten Ton. (Ha! Da war er wieder, gemerkt?) Vollkommen losgelöst vom dem Gedanken, in wie fern man eine musikalische Veränderungen einer Band für gut oder schlecht befinden muss – und ob es da überhaupt eine pauschalisierte Antwort geben kann – stürzen wir uns hier und jetzt einfach auf die Scheibe.

#1 – Preludio: Santa Muerte (0:29)
Ein genialer Ton, der die Musikwelt noch auf Jahrtausende verändern wird! --- Im Ernst, Leute, was soll ich dazu sagen? Ich sehe einfach mal davon ab, sowas zu bewerten. Intros bekommen bei mir nur Punkte, wenn sie ‘ne gewisse Zeitdauer überschreiten. Das würde die Platte nur sinnlos nach unten ziehen.
Trifft genau einen Ton. Aber der ist gut, Junge!
[...]

#5 – Schwarz, Grau, Weiss (2:49)
Die Broilers wissen, welche Rhythmen richtig gut in’s Ohr gehen. Das hat Groove und macht gute Laune. Da whippt man mit und...! Fühlt sich dann etwas schlecht, wenn man auf den Text achtet. Interessant gemacht: Einen politischen, meines Erachtens recht guten Text in so ein Happy-Feeling-Kleid zu verpacken, ja dazu gehört Mut. Je mehr Instrumente aber in das Lied kommen, desto schwächer wird es. Weniger wäre in dem Fall mehr gewesen. Gibt aber einen halben Ton mehr für das kritische Wortspiel „Lass die Kirche im Dorf – nicht die Moschee“.
Trifft 8 von 10 guten Tönen.
[...]

#8 – 33 RPM (3:09)
Ein Liebdeslied an die Musik. Ohne viel Pathos, dafür umso ehrlicher. Die Aussage gefällt mir und der Sound ist richtig stark. Das Zusammenspiel der verschiedensten Instrumente finde ich – anders als bei Schwarz, Grau, Weiss - hier sehr gut und passend. Ob mundgeblasen oder handgemacht: Die Tonerzeuger ergänzen sich hier sehr gut. NACHTRAG: Und nach wiederholten Hören entwickelt sich der Song zu einem Dauerbrenner und einem weiteren Highlight auf der Platte.
Trifft 10 von 10 guten Tönen.

[...]

#12 – Wie weit wir gehen (2:59)
Und dann findet man doch noch zwischen dem ganzen Schutt einen kleinen, sogar bereits geschliffenen Diamanten. Und auch den unlängst angekündigten Matthias-Reim-Gedächtnis-Track. Wenn das – insbesondere zwischen 00:10 und 00:20 – nicht ein guter Auszug aus einem Reim’schen Liederzyklus darstellt, dann weiß ich auch nicht. Aber das muss den Track nicht schmälern. Viel mehr ist es so, dass gerade diese Parts den Song nach oben ziehen. Die Gesangslinien fügen sich perfekt in den Rhythmus ein und den Refrain hat man auch noch souverän über die Bühne gebracht. Ob ich nun ein Mundharmonika-Solo gebraucht hätte, weiß ich jetzt nicht mit letzter Gewissheit, Fakt ist aber, dass…
Trifft 8 von 10 guten Tönen.

[...]

Gut. Das war’s also. Die Lieder, die im Voraus Aufmerksamkeit erweckt haben, haben die Messlatte hochgesetzt. Zugegeben: Vielleicht auch zu hoch. Und die Broilers haben es geschafft, souverän mit dem restlichen Album unter der Stange abzutauchen und gerade nach hinten raus qualitatives Limbo zu tanzen. Was stellen wir also fest? Was nehmen wir mit?
Definitiv eine handvoll schöner Songs, die lohnenswert sind und ein eher schwaches Album aufwerten. Ein Album, was geprägt ist davon, dass es kaum Prägung hat. Sammy’s Stimme bleibt alles andere als markant auf dem Silberling und alle Tracks wirken einfach zu rund. Da fehlen die Ecken, die Kanten, das Bissige. Schade. Da war definitiv mehr drin. Aber für einen dritten Platz in den deutschen Albumcharts hat es bis dato dennoch gereicht.

[...]

Komplettes Review unter: http://vio.twoday.net/stories/broilers-santa-muerte/

Seth "Vio" Echoes.

Punkte: 7 / 10


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