Die wunderschöne und zarte A-Seite ist ein klassischer McCartney Song, den er während des "Let it be/Get Back" Projekts auszuformulieren begann und dabei Ray Charles im Hinterkopf hatte. Eine Piano-Ballade mit einem sehr endültigen Charakter, müde, ausgelaut, sehnsüchtig und endlos traurig... Aber dennoch einfach traumhaft schön. Es ist bezeichnend für den Song, dass er die letzte Beatles Single sein soll!
Die ursprüngliche Fassung war eine simple Ballade, lediglich auf einem Piano, ein bisschen Gitarre und Bass und minimalst eingesetzem Schlagzeug basierend. Zerbrechlich und sanft.
Nachdem keiner die Bänder mischen wollte, heuerte Lennon Phil Spector an und dieser fügte ein für ihn typisches "Wall of sound" Orchester hinzu, was den Song zwar nicht minder schön, aber nicht mehr so zerbrechlich, dafür in pompös und wuchtig veränderte. McCartney war ausser sich, als er diese "Verunglimpfung" seines Songs hörte und sollte sich noch Jahre über dieses Vergehens seiner Komposition äussern.
Die B-Seite ist ein relativ unspektakulärer Herrison-Song, der wenigstens einen Höhepunkt hat; Lennons Steel-Guitar.
Bedenkt man, was Harrison zu jener Zeit sonst noch für Songs am Start hatte - zB "Hear me Lord" oder "All things must pass", die er für sein erfolggekröntes Debüt-Soloalbum dann verwendete - wundert es sehr, warum die Beatles sich dieser netten, doch sehr mittelmässigen Komposition annahmen. Wie gerne hätte ich eine fertige Beatles-Version von "Hear me Lord" gehört - meines Erachtens die beste Harrison-Komposition ever!! Und der Mann hat Meisterwerke geschrieben, unzählige - sei es nun für sich, die Beatles oder zB auch Ringo Starr... Ich denke da an "Here comes the sun", "While my guitar gently weeps", "Long, long, long", "Something", "I'll still ove you", "It don't come easy", "My sweet Lord", "You" oder "Crackerbox palace"...!
McCartney sollte einige Jahre später mit "My love" einen sehr ähnlichen Song wie "The long and winding road" schreiben, der ebenfalls sehr erfolgreich wurde.
Punkte: 8.5 / 10