Und was soll man sagen, das gebotene Material weiß zu überzeugen. Vital und selbstbewusst wandelten die Jungs auf bekannten, aber nicht gänzlich ausgetretenen Pfaden; hat man doch bei aller klassischen Spielweise auch einen eigenen, vielleicht etwas zentraleuropäisch ausgerichteten Einfluss mitgebracht, der ihnen ganz gut zu Gesicht stand. "Power Of The Hunter" explodiert förmlich vor unseren Augen, bzw. Ohren mit einem dramatisch-geschickten und vorwärts treibenden Songaufbau, Dynamik ohne Ende und einer männlichen Power-Sirene, die jede der Zellen deines Körpers durchdringt und zum Vibrieren bringt. US-Metal-Fans wissen Bescheid, so und nicht anders muss ein Titan klingen. Mit so einem Ass im Ärmel kannst du nicht verlieren, also schnell weiter zu "(The Tale Of) Ancalagon", das nach kurzem mystischen Intro durch die verspielte Rhythmik einen Gang zurückschaltet, aber immer noch genug Power in der Reserve lässt. Beim Refrain schlagen erstmals die erwähnten Euro Metal-Anklänge durch, muss man doch glatt an Kai Hansen aus alten HELLOWEEN-Tagen denken. Klassischer geht es dagegen bei "In The Dark Of Night" weiter und vor allem bei "Forever Running", bei dem man sich noch einmal steigert und so im Olymp der US-Götter vorbeischauen darf, um freundlich in Richtung LIEGE LORD und HELSTAR zu grüßen. Selbiges gilt für die leider schon letzte Nummer "Seizure Of Power", die nicht zuviel verspricht. Irre Screams, heroischer Gesang und ein cooler Break mit anschließendem Traum-Solo; hier hält eine Prise Wahnsinn Einzug und versüßt das Ganze noch.
Nach den eher durchwachsenen DAGGERS EDGE und FORCE MAJEURE also endlich wieder ein echter Kracher von Steel Legacy, mindestens auf Augenhöhe mit OLBIVION KNIGHT und SYRUS. Nur auf eines dürft ihr keinen Wert legen: die Aufmachung, die reizt mich fast, Witze über Griechen zu machen, die eindeutig an der falschen Stelle sparen. Ein lausiges, dazu noch dünnes Cover (jede Kondomverpackung hat ein schöneres Design) und eine Plastik-Innenhülle, für die man im ALDI Hausverbot kriegen würde, da müsst ihr die LP schon mit geschlossenen Augen auflegen, selbst wenn ihr nicht ästhetisch veranlagt seid. Aber zumindest das Re-Mastering ist gut gelungen, natürlich alles noch im Lo-Fi-Demo-Bereich, aber doch etwas besser als die zirkulierenden mp3s. Und wie erwähnt, das Ganze bleibt ein kurzes Vergnügen, da man nur das zweite und letzte Demo von der Band freigab, bleiben letztlich fünf Songs bei knapp 28 Minuten Spielzeit, da weiß man nicht mal, ob man von einer LP oder EP sprechen soll. Aber da man "First Offense" auch für unter 15€ erwerben kann, sollte einem intensiven Festspiel in Sachen US Power Metal wirklich nichts im Wege stehen.
Sgt. Kuntz
Punkte: 8.5 / 10