Allerdings ist gerade dieser Song auch der untypischste der Scheibe - denn gleich mit dem sich anschließenden "Shadow Zone" wird das geboten, was man auf "Forged In Fire" meistens zu erwarten hat: knallharter Speed, der mit Power und Druck zum Bersten gefüllt ist. Lips erwies sich schon seit jeher als durchaus fähiger Sänger und drückt dem Sound von ANVIL seinen typischen Stempel auf, während er und sein Gitarrenpartner Dave Allison mit aufs Wesentliche beschränkten Riffs und Soli ordentlich in die Saiten greifen. Keine unnötigen Frickeleien - wäre ja bei solchem Sound total unpassend. Im Hintergrund sorgt die Rhythmusfraktion mit Bassist Ian Dickson und Monsterdrummer Robb Reiner für den nötigen Druck.
Was sich dann als Song Nummer 3 einem bietet, toppt die beiden vorangehenden Kracher mal eben so mit links: denn "Free As The Wind" ist eine jener Götterhymnen wie sie nicht viele Bands zustande bringen. Schon das melodische Intro lässt Grosses erahnen. Dann steigen die Gitarren ein und es wird im ANVIL-typischen Speed losgeballert, geile Riffs und Melodien auch. Die Spannung wird zum Siedepunkt erhöht, bis sich alles dann in einem unendlich mächtigen Refrain entlädt. Umwerfend! Allein schon wegen diesem Song muss man diese Scheibe haben!
Was sich ANVIL dann mit dem nachfolgenden Song "Never Deceive Me" dachten wird wohl auf ewig ihr Geheimnis bleiben, denn dieser Song ist nach dem übermächtigen Vorgänger-Song die Definition von "unwürdig". So'n lasches Gedönse kann ich gar nicht leiden, bääähh.
Die Ehre wird halbwegs wieder gerettet, da es mit den nächsten Songs "Butter-Bust Jerky", "Future Wars" und "Hard Time - Fast Ladies" wieder etwas speediger zur Sache geht, das Niveau des allmächtigen Eröffnungstrios nicht erreicht wird. Passagenweise agiert mal hier leider etwas austauschbar, aber auf keinen Fall schlecht.
Man muss sich nur noch durch die mittelmäßige Singleauskopplung "Make It Up To You" quälen, mit der man wohl versuchte, etwas in Richtung Airplay zu schielen, was aber durch die doch vorhandene Grundhärte eher ins Beinkleid ging - bevor man dann wieder voll auf seine Kosten kommt: "Motormount" und "Winged Assassins" liefern wieder alles, was man nach "Free As The Wind" so schmerzlich vermisste. Die Power ist bis zum Anschlag aufgedreht, tempomäßig alles im grünen Bereich, Krach auf hohem Niveau. Großartiger Abschluss!
Obwohl die LP ein paar schwächere Songs enthält, halte ich die 9 Punkte aufgrund des hohen Niveaus für durchaus gerechtfertigt, denn die oben angesprochenen Highlights sind so dermaßen over the top dass eine tiefere Note unpassend wäre. Denn auf "Forged In Fire" sollte jeder Metal-Fan auf seine Kosten kommen. Scheiß doch der Hund auf die paar Stinker, die werden einfach ignoriert und stattdessen die geilen Songs genossen!
Punkte: 9 / 10