Als begeistertes James Dean-Double war er zwar äußerlich nicht der klassische Metal-Shouter und Headbanger, aber seine Stimme war großartig und ist es noch, wie ich letztes Jahr bei einem Live-Konzert feststellen durfte.
Mit seiner eigenen Band ALCATRAZZ startete er furios. Mit Blackmore-Epigone Yngwie Malmsteen (“Ich bin schneller als Ritchie”) wurde das hervorragende ´No Parole From Rock’n’Roll´-Album und ein Live-Album veröffentlicht. Für mich ist ´No Parole…´ im Rückblick das stärkste Yngwie-Album, denn hier spielte er frisch und songdienlich wie niemals wieder.
Yngwie war schnell weg, aber mit Zappa-Musiker Steve Vai wurde ein aus meiner Sicht mindestens gleichwertiger Ersatz gefunden. Und ´Disturbing The Peace´ toppt für mich die Yngwie-Scheibe sogar noch einmal. Monströse Songs. Schlag auf Schlag. Ein Graham Bonnet in Jahrhundert-Form und ein Steve Vai, der alles und jeden in Grund und Boden spielt. Ohne jede Übertreibung
Ich erinnere mich an die magere “Musik Express”-Kritik (ja, ja, das habe ich damals noch gelesen, war nicht so Schrott wie später) mit zwei von sechs Sternen, die die dauernden Keyboards kritisierte. Nix gegen Keyboardplayer Jimmy Waldo, aber da hat der Kritiker die durchgeknallten Gitarrenorgien von Steve Vai wohl instrumental nicht so recht zuordnen können. Schon der Opener ´God Blessed Video´ zeigt die geniale Mischung aus vorzüglicher Technik und melodischer Eingängigkeit. Und dazu noch jede Menge Heavy Riffs. Nach ´Mercy´ und ´Wire And Wood´ (was für ein Gitarrensolo!) und dem melodischen ´Will You Be Home Tonight´ kommt ein magisches Trio an Songs in einer Intensität, wie es sie in dieser Geballtheit in diesem Genre nur selten gab: Zunächst das progressiv gefärbte ´Desert Diamond´ (was für ein Gitarrensolo!!). Dann die politisch nicht ganz korrekte Speedgranate ´Stripper´ (was für ein Energielevel und Gitarrensolo!). Und schließlich ´Painted Lover´ (was für ein gewaltiger Einstieg mit dem schweren Riff und der Gesangslinie!!). Einfach atemberaubend
Nach 46 Sekunden instrumentaler Verschnaufpause folgen die auch starken ´Sons And Lovers´ (was für ein Gitarrensolo!) und ´Skyfire, bevor der abgedrehte Rausschmeißer ´Breaking The Heart Of The City´ das Album superstark beendet. Kein einziger LP-Fülltitel. Von Hendrix-Producer Eddie Kramer super glasklar produziert. Alles top. Klingt immer noch modern und zeitgemäß.
Graham Bonnet spielte nur mit den besten Gitarristen (siehe oben), aber leider nie lange. Kein Glückspilz unbedingt. Aber ihm haben wir viele Sternstunden zu verdanken. Das ist vielleicht seine größte.
Punkte: 10 / 10