Zum Album selbst: Kein Mensch konnte damals wohl ahnen, zu welchem Ruhm die Jungs später gelangen würden. Dennoch befinden sich bereits hier einige Klassiker, die heute noch auf jedem Konzert gespielt werden. Insgesamt würde ich den Stil als deutlich blueslastiger beschreiben als in den nachfolgenden Alben. Dass man hier keine Songs wie "Thunderstruck" oder ähnliches aus der Brian Johnson-Ära findet dürfte eh klar sein, aber selbst für Bon Scott-Verhältnisse gibt es hier vergleichsweise viel Blues und etwas weniger Tempo. Los geht's mit " It's A Long Way To The Top (If You Wanna Rock 'n' Roll)". Es könnte wohl keinen besseren und passenderen Einstieg für das erste Album von AC/DC geben. Die Gitarrenriffs gehen sofort gut in's Ohr und die Dudelsackpassagen muss man einfach lieben! In ähnlichem Stil geht's dann weiter mit "Rock'n'Roll Singer". Thematisch ähnlich angelegt gibt es an dem Song nicht viel auszusetzen. Teilweise fehlt mir hier aber ein wenig die Abwechslung. Klar, der Refrain ist ein ziemlicher Ohrwurm und Bon Scotts rotzfreche Art kommt hier wunderbar zur Getlung aber alles in allem erscheint mir der Song mit seinem einminüten Intro etwas zu lang.
Mit fast sechs Minuten ebenfalls lang aber ein absoluter Klassiker ist natürlich "The Jack". Extrem blueslastig wie man es später kaum noch bei AC/DC findet, sehr eingängig und mit herrlich zweideutigen Text. Kein wunder, dass das hier einer der Songs ist, die auf keinem Konzert fehlen dürfen. Etwas konventioneller ist da schon wieder "Live Wire". Dieser Song hat ähnliche Stärken und Schwächen wie "Rock'n'Roll Singer" ein etwa einminütiges Intro, dass es hier allerdings sehr ruhig angehen lässt, ein Refrain, der klasse in's Ohr geht, aber etwas wenig Abwechslung. Absolut kein schlechter Song aber einer, der etwas im Rest des Albums untergeht. Was dagegen absolut hervorsticht ist natürlich "T.N.T.", für mich der absolute Höhepunkt des Albums und trotz Mid-Tempo der Song mit der meisten Power auf "High Voltage". "T.N.T." ist nicht nur mein persönlicher Lieblingssong von AC/DC sondern auch der Song durch welchen ich vor einigen Jahren AC/DC für mich entdeckt habe. Mit 3.34 Minuten der kürzeste Song, der aber auch am meisten abgeht.
"Can I Sit Next To You Girl?" geht aber ebenfalls ganz gut nach vorne. Der Song fängt sehr beschwingt und fröhlich an, die Strophen machen gute Laune und der Refrain, der anfangs recht dezent gehalten ist, steigert sich zum Ende hin immer mehr und macht Lust mitzusingen. Schönes Ding. "Little Lover" steht dann leider so ein bisschen im Schatten von "The Jack". Ebenfalls sehr langsam und bluesig und mit ähnlicher Thematik kann er vielleicht nicht ganz mit dem absoluten Klassiker mithalten. Dennoch würde ich "Little Lover" zu den Hightlights von "High Voltage" zählen. Auch hier liefert Bon Scott eine Performance ab, die man später leider viel zu selten und nach Bon Scotts Ausstieg garnicht mehr findet. Dann hätten wir da noch "She's Got Balls", welches für mich eher zu den Schwachpunkten des Albums zählt. Objektiv habe ich noch nicht einmal besonders viel an dem Stück auszusetzen, aber mich reißt es einfach nicht mit, irgendwie erscheint mir alles zu gleichförmig und dass es diesem Debutalbum ein wenig an Tempo und Abwechslung fehlt wird hier so langsam deutlich. Der abschließende Titeltrack kann dann schon wieder etwas mehr. "High Voltage" kommt sofort zur Sache, lässt den Kopf mitwippen und hat einen netten Refrain, der wohl auch der Grund dafür ist, dass das Stück sich live so gut performen lässt. Gelungener Abschluss.
So, wie finde ich "High Voltage" nun insgesamt? Natürlich ist das Teil schon alleine wegen Bon Scott klasse. Schon damals hatte er es einfach drauf und sein Gesang steht dem der späteren Alben hier in nichts nach. Auch finden sich schon hier viele Klassiker und absolute Favoriten von mit wie "T.N.T." oder "The Jack". Gerade letzteres sowie auch "Little Lover" bringen den wunderbar bluesigen Stil von "High Voltage" schön zur Geltung, den ich auf späteren Alben so ein bisschen vermisse. Andererseits könnte es zwischendrin ein bisschen mehr Tempo und auch Abwechslung geben. Manche Songs klingen einander dann doch etwas zu ähnlich oder zu belanglos. "High Voltage" ist auf jeden Fall ein guter Start für AC/DC und wird von mir immer wieder gern angehört, reicht aber noch nicht zu 100% an das heran, was AC/DC unter Bon Scott später abliefern sollten.
Punkte: 8 / 10