Okay, offiziell im Fernsehen mit jeder Menge Werbung und sonstigem Drum und Dran gab es sie nie, aber Sonic Syndicate sind das Resultat eines von dem weltweit führenden Metallabel Nuclear Blast veranstalteten Castings. Dieses lief über mehrere Monate und zu gewinnen gab es, wie überraschend, einen Plattenvertrag bei eben jenem Label. So kommen also die sechs jungen Schweden zu ihrem Bekanntheitsgrad. Zwei Jahre zuvor veröffentlichte man schon ein Album namens "Eden Fire" weitestgehend unter Eigenregie. Nun sollte mit "Only inhuman" der erste Erfolg in großem Stile verbucht werden. Leute, die den "Blast!"-Katalog im Abo hatten, konnten sich der Werbetrommel, welche rund um die Band gerührt wurde, kaum entziehen. Nach Release des Albums wurden T-Shirts, Pullover und sonstiges Merchandise in Massen produziert und eine Tour sowie diverse Festivalauftritte folgten. Doch nun zur Musik: Sonic Syndicate spielen auf ihrem Zweitling melodischen Metalcore. Dieser driftet, trotz des Aussehens einiger Bandmitglieder nie in den Emo ab, sondern präsentiert sich immer in einer gelungenen Mischung aus Härte und Emotionen. Shouter Richard und Sänger Roland liefern sich des Öfteren starke Duelle zwischen Clean-Gesängen und Screams. Diese Symbiose wirkt nicht irgendwie nach dem Muster "So, hier muss nochmal drei Zeilen clean gesungen werden, damit noch 100 Mädels mehr uns geil finden!", sondern präsentiert sich als eigenständiger Bestandteil. Musikalisch bewegt man sich in der kompletten Temporegion, welche tragende Midtempostücke ("Flashback", "Unknown Entity") und rockige Uptemposongs ("Denied", "Freelancer") miteinander verbindet. Mit "Enclave" findet sich sogar eine lupenreine Ballade auf der Scheibe, welche trotz des recht klischeehaften (schönen!) Textes doch nicht in Kitsch ausartet. Man kann natürlich geteilter Meinung darüber sein ob Textzeilen wie "Love is nothing but a psychic suicide!" oder "Forever isn't long enough in the company of you [...]" jetzt wirklich sein müssen, aber im Endeffekt passt es irgendwie zum Gesamtbild und löst in mir jedenfalls aufgrund der simplen Genialität einen Begeisterungssturm nach dem anderen aus.
Jedoch sollte man das Album nicht stumpf als perfekt abstempeln. Mit "All about us" versuchen sich Sonic Syndicate an einem Song von t.A.T.u., welcher nicht unbedingt ein Cover verdient hat. Irgendwelche Innovationsfetischisten mögen jetzt bitte noch die fehlende Eigenständigkeit oder das ewige "Strophe - Refrain - Strophe - (Bridge) - Refrain"-Schema kritisieren, aber das halte ich für vollkommen sinnlos. Wenn man, wie Sonic Syndicate das ohne Zweifel auf diesem Album taten, die Musik so gut rüberbringt, interessiert das auch keinen mehr.
Fazit: Man kann sagen, was man will. Die einen halten die Gruppe für einen Emohaufen, der von Nuclear Blast gemolken wird, bis nichts mehr zu holen ist. Doch ist das nicht nur bedingt deren Schuld? Man kann in Sonic Syndicate auch eine junge talentierte Band sehen, welche sicherlich noch ganz weit nach Oben kommt, wenn sie so weitermacht. Ich habe jedenfalls kaum etwas an diesem Album auszusetzen. Es stimmt einfach alles, angefangen beim Gesang bis hin zur Instrumentierung und den Texten. Danke für diese tolle Band, Nuclear Blast! Danke für diese tolle Musik, Sonic Syndicate!
Punkte: 9.5 / 10