Urfaust Geist Ist Teufel (2004) - ein Review von Janeck

Urfaust: Geist Ist Teufel - Cover
1
1 Review
9
9 Ratings
7.33
∅-Bew.
Typ: Album
Genre(s): Metal: Black Metal


Janeck
19.10.2011 17:00

“Geist ist Teufel“ darf mit Sicherheit heute schon zu den schillerndsten Veröffentlichungen des „neuen“ Black Metal gezählt werden.
Aber ist “Geist ist Teufel“ überhaupt noch Black Metal?
Wie weit sind die Grenzen?
URFAUST jedenfalls lassen sich auch heute noch nicht kategorisieren und in irgendeine Schublade stecken.
Die Musik der Holländer ist eine komplett unwirkliche Fahrt durch Sphären, die man gewillt sein muss zu betreten.
Dabei machen es einen die Holländer auch sehr schwer sich in der Musik zurecht zu finden.
Proberaum-Sound, gewollt belassene Spielfehler, überlange Songs und massenweise fremde Einflüsse, dazu ein Gesang der zwischen puren Wahnsinn und betörender hypnotischer Kraft hin und her pendelt.
Der Gitarrensound ist fast schon an der Grenze zur Unhörbarkeit reduziert und ist mächtig kratzig und rostig.
Melodien, die es massenweise auf „Geist ist Teufel“ zu erkunden gibt, bleiben vorerst dem Hörer verschlossen.
Eröffnet wird das Album von einem stimmungsvollen Intro.
Ein eigenwilliger Tenor, schon fast beängstigend, von IX macht gleich von der ersten Sekunde an klar - love it or hate it!
Ambient, dunkle Töne, wabernde Schwingungen, völlig reduziert und auf einer ganz eigenwilligen Weise völlig faszinierend. Eine geistige Spannung baut sich auf, bevor man durch den ersten Song „Die kalte Teufelsfaust“ die Hässlichkeit in Ton und Schmerz erfährt, vorerst.
Primitiv, völlig abwesend und ohne Sound, poltern und holpern sich URFAUST durch ganze 6 Minuten reinster Reduziertheit.
Was soll das sein? Undefinierbare Riffs, katastrophales Drumming, ein Sound der mehr als nach Keller stinkt und dieser irre Psychopathengesang, wechselnd zwischen extremen Kreischen a’la BURZUM und opernhaften Klargesang mit einer wirklich ganz eigenen Note.
Bereits hier spalten sich die Meinungen, ob URFAUST überhaupt Black Metal sein wollen, ob dieser völlig geisteskranke Chaotenhaufen es überhaupt wert ist, sich weiter mit der Musik zu beschäftigen.
JA, und noch viel mehr als das - URFAUST haben nach anfänglichen Berührungsängsten etwas völlig Einzigartiges erschaffen, sich ein eigenes Genre geformt, sich zu einer der hypnotischsten Black Metal Bands entwickelt, die die Szene jemals ausgespuckt hat.
URFAUST ist mehr als eine Black Metal Band, URFAUST ist Spiritualität, Kunst in seiner hässlichen Form, pure Magie, rabiat und ungehobelt, musikalisch so undefinierbar wie keine andere Black Metal Band.
Die innerliche Schönheit der Musik wird nicht jeden erreichen, das ist auch mit Sicherheit so gedacht, Musik die nur funktioniert, wenn man sich darin fallen lassen kann.
URFAUST ist eine der wenigen Bands, die wirklich zwischen dem Grad Genie und Wahnsinn Musik erschaffen.
Musik die äußerlich abstoßend und hässlich ist, die aber erkämpft werden muss um die wirkliche Magie des URFAUST-Sounds zu erkennen.
Zähflüssig baut jeder Song eine unbeschreibliche Stimmung auf, krank und faszinierend zugleich, als hätten URFAUST sich im Tonstudio verirrt und sind mit ihren Instrumenten direkt in der Klapsmühle gelandet.
Wie viele beneidenswerte Songs URFAUST geschrieben haben, ist ebenfalls in der Black Metal Szene einzigartig.
Ob man nun die ganzen Split-Veröffentlichungen, die EPs oder die 3 regulären Alben “Geist ist Teufel“, “Verräterischer, Nichtswürdiger Geist“ (2005), oder das aktuelle Meisterwerk„“Der freiwillige Bettler“ (2010) betrachtet, jede einzelne Veröffentlichung enthält mehr als Black Metal, Musik die weit über die Grenzen hinausgeht und etwas völlig Eigenartiges erschafft.
Es ist schwer den Sound von URFAUST zu beschreiben, geschweige denn ihn mit anderen Bands zu vergleichen.
Ich kann nur sagen, dass URFAUST die für mich interessanteste aller derzeitigen Black Metal Bands darstellt.
Menschen mit schwachen Nerven und Schöngeister sollten allerdings einen ganz großen Bogen um die Holländer machen!

Punkte: 8 / 10


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