Arcade Fire Funeral (2004) - ein Review von Nezyrael

Arcade Fire: Funeral - Cover
1
1 Review
33
33 Ratings
8.64
∅-Bew.
Typ: Album
Genre(s): Rock: Alternative Rock, Folk Rock


Nezyrael
21.07.2011 22:23

Wunderschönes Cover, meiner Meinung nach, aber nun, viel wichtiger, kommen wir zur Musik auf diesem Meisterwerk.
Los geht es mit Neighborhood #1 (Tunnels), direkt einem der stärksten Songs des Albums. Sehr dynamisch, laut/leise, dazu ein unglaublich leichter Gesang Win Butlers, leidend und für sofortige Gänsehaut sorgend, Arcade Fire zeigen hier direkt was diese Band so besonders macht. Wechsel zwischen extrem opulenter und ziemlich sparsamer Instrumentierung, fröhlicheren und traurigeren Passagen, wahnsinnigen Melodien, was hier alles passiert ist schon direkt absoluter Wahnsinn.
Neighborhood #2 (Laika) erregt vor allem mit seinem auffälligen Akkordeon Aufmerksamkeit, das sich direkt im Gehirn festsetzt. Zusammen mit dem ziemlich ungewöhnlichen Gesang und der schnelleren, aber nicht weniger großartigen Melodieführung ergibt sich hier ein waschechter Hit, der mit verschrobenem Charme und ein wenig Hysterie erneut zu glänzen vermag.
Die nachfolgende Ballade Une Année Sans Lumiere ist da schon wesentlich eingängiger, der Gesang ist abwechselnd Englisch und Französisch, auch wechselt der männliche Gesang sich stellenweise kurz mit weiblichem Gesang ab oder wird von diesem unterstützt. Ruhig und ein wenig verträumt fließt das Stück voran, bis dann auf einmal im Schlussteil das ganze deutlich rockiger und abgefahrener wird. Neighborhood #3 (Power Out) ist dann ein ziemlich anstrengender Song, wirres Songwriting und ein sehr präsentes Xylophon verlangem dem Hörer doch schon einiges ab. Mit Neighborhood #4 (7 Kettles) wird dieser erste Teil des Albums würdig abgeschlossen, ein ruhig gehaltener Song, eher wenig aufregend, aber natürlich weit weg von schlecht.
Noch weiter weg von schlecht, nämlich wieder ziemlich großartig, ist die folgende Ballade Crown Of Love, ein Song, der wirklich das Prädikat wunderschön verdient, er lebt vor allem vom sehnsüchtigen Gesang Butlers, gegen Ende wird das ganze ein wenig fetziger und opulenter mit weit im Vordergrund stehenden Streichern. Der nächste Song Wake Up ist eine waschechte Hymne, die Chöre erinnern leicht an John Lennon und Yoko Ono (Christmas ((War Is Over) und bilden einen krassen Kontrast zu den Strophen, die eher unterkühlt und distanziert daherkommen. Der Song wurde übrigens auf einer U2-Tour als Intro verwendet, kein Wunder! Am Ende nochmal ein überraschender Wechsel auf relativ tanzbare leicht folkige Rhythmen. Das darauffolgende Haiti steht in ziemlich krassem Gegensatz dazu, hauptsächlich gesungen von Butlers Frau Regine, dreht er sich ja schliesslich auch um die Geschichte ihrer Familie und die Flucht aus Haiti kurz nach ihrer Geburt während des Duvalier-Regimes. Der Song ist wieder etwas ruhiger angelegt als der aufregende Vorgänger, die teils ziemlich schrillen und gewöhnungsbedürftigen Vocals stehen hierbei sehr im Vordergrund und kommen gut zur Geltung. Der ganze Song ist ziemlich bizarr und meiner Meinung nach der am wenigsten eingängige Song des Albums, fand ich ihn am Anfang doch relativ nichtssagend, aber mittlerweile komme ich doch auch hier zu dem relativ klaren und eindeutigen Urteil: stark! Weiter geht es mit einem Hit wie er im Buche steht. Rebellion (Lies) ist enorm eingängig, setzt sich im Ohr fest und hat erneut überragende Melodien vorzuweisen. Butlers Gesang ist natürlich wie immer über jeden Zweifel erhaben. Abgeschlossen wird das Album dann durch die von Regine gesungene Ballade In The Back Seat, die erneut sehr stimmungsvoll arrangiert wurde und einen würdigen Rahmen für das Album bildet.
Arcade Fire haben hier eines der wohl besten Rock-Alben aller Zeiten geschaffen, innovativ, kreativ ohne die Songs als solche zu vernachlässigen, mit einem tollen Gespür für Melodien. Die zwei Nachfolgealben Neon Bible und The Suburbs sind zwar auch beide großartig, aber an dieses Album können sie beide nicht ganz anknüpfen. Macht aber auch nichts, denn an dieses Album können sowieso nur ganz wenige Bands anknüpfen.

Punkte: 9.5 / 10


Arcade Fire: Funeral

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