Renewal A Moment Of Clarity (2017) - ein Review von Judge Death

Renewal: Moment Of Clarity, A - Cover
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1 Review
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1 Rating
7.50
∅-Bew.
Typ: Album
Genre(s): Metal: Melodic Death Metal


Judge Death
04.01.2018 22:55

RENEWAL, eine neue Metalband aus dem Ruhrgebiet, die zunächst Phobia hieß. Renewal, Phobia? Da klingelt doch was. Wer sich vermeindlich nach KREATOR-Songs benannt bzw. unbenannt hat und aus’m Pott, der deutschen Thrash-Hochburg schlechthin, kommt, der muss doch grundsätzlich Thrash Metal spielen? Oder vielleicht sogar eine progressive Death-Thrash-Kombination, wenn man sein Album augenscheinlich nach einem DEATH-Song betitelt hat? Nomen est omen? Falsch gedacht! RENEWAL sortieren ihren Stil selbst zwischen Melodic Death Metal, Metalcore und Modern Metal ein. Auch dem lässt sich nicht wirklich zustimmen. Denn was aus den Boxen schallt, ist unverkennbar und ausschließlich Melodic Death Metal der schwedischen Schule. Also schon mal keine Mille- und Chuck-Musik. Auch liegt hier definitiv kein Metalcore vor, da hierfür stiltypische Elemente (Hardcore-Einflüsse, Breakdowns, Gang-Shouts, cleane Gesangsparts, etc.) gänzlich fehlen.

Zu hören gibt es stattdessen einen Mix aus IN FLAMES der Endneunziger, AT THE GATES zu Zeiten von „Terminal Spirit Disease“ / „Slaughter Of The Soul“, ARCH ENEMY in der Johan-Liiva-Phase und KATAKLYSM in ihrer jüngeren Vergangenheit. Dies scheinen die Hauptinspirationsquellen zu sein. Ebenso verstecken sich HYPOCRISY und AMON AMARTH mal hier und mal dort im Riffing und der Melodieführung. Selbst GATES OF ISHTAR und CARCASS mit ihrem „Heartwork“-Sound schimmern dann und wann mal durch. Clean-Gesänge, Synthies oder Folk-Gedudel sucht man auf „A Moment Of Clarity“ dafür vergebens. RENEWAL frönen der reinen Melotod-Essenz und tun gut daran. Auf gesanglicher Ebene werden nur Growls und Shouts dargeboten. Die Vocals besitzen zwar kein wirkliches Alleinstellungsmerkmal, aber der Sänger klingt schon ganz gut. Das Saiteninstrumentarium klingt, wie es im Melotod grundsätzlich zu klingen hat. Passt soweit.

Das vorliegende Debütalbum „A Moment Of Clarity“ enthält insgesamt zehn Songs; davon stammen vier Songs von der zuvor veröffentlichten Demo-E.P. „Hourglass“. Die übertragenen Tracks wurden hierzu scheinbar neu aufgenommen. Der Opener des Debütalbums hört auf den Namen „Mankinds Abyss“ und bietet punktuell angesetzte, kurze Blastbeats. Der Folgetrack „Eight Years“ gibt sich dafür besonders melodieverliebt. „Where Past And Future Cross“ besticht sogar mit epischen Melodiebögen. “Cry For Relief” überzeugt mit schleppender Melancholie. „Black Holes White Rabbits“ und „Cut The Strings“ gehören in puncto Eingängigkeit und Wiedererkennungswert zu den beiden hervorstechenden Songs. Lyrisch befassen sich RENEWAL mit persönlichen und weltlichen Themen. Odin hatte bei der textlichen Gestaltung schon mal nix zu melden ;-)

RENEWAL's Debütalbum ist insgesamt schon recht abwechslungsreich ausgefallen. Kein Song wirkt überflüssig (es ist eher schade, dass es der Song „Accept“ von der Demo nicht mehr auf das Album geschafft hat). Das Album geht gut ins Ohr. Man erwischt sich selbst stets beim mitwippen. Dafür, dass RENEWAL „A Moment Of Clarity“ selbst produziert haben, ist das Ganze auch bemerkenswert professionell aufgezogen. Cover-Artwork, Sound und Kompositionen sind stimmig. Die Produktion hätte zwar eine Spur mehr Dreck und auch Druck vertragen (der Drumsound des Demos gefiel mir persönlich besser), aber da wollen wir mal nicht so sein… Die Band verfügt zwar noch nicht über die Aggressivität, die Schnelligkeit, die Heaviness, die melodiöse Leichtfüßigkeit, den Wahnwitz oder die teils sinistere Aura, die die o. g. Referenzbands ausmachen, aber ich bin überzeugt, dass sie das fundamentale Potenzial hat, die genannten Charakteristika in kommenden Zeiten auszubauen und sich so den Referenzbands in puncto Qualität anzunähern.

Und so kommen wir auch gleichzeitig zum einzig relevanten Kritikpunkt des Albums. RENEWAL bieten zurzeit „nur“ einen Mix verschiedener bekannter Melodeath-Bands in einer Light-Version und lassen bisher gänzlich eine eigene erkennbare Note vermissen - so hörenswert das Ganze auch in Szene gesetzt sein mag. Man hat halt entsprechend oft das Gefühl, Melodien und Riffs schon mal woanders gehört zu haben. Den Hörgenuss schmälert dies - wie ich finde - jedoch nicht, denn alter Wein kann auch aus neuen Schläuchen schmecken. Dies haben auch schon andere deutsche Melodeath-Bands aus dem Underground bewiesen, z.B. ABSENCE oder DECEMBER FLOWER (beide leider nach ihren Debütalben verschwunden). RENEWAL sind ABSCENCE und DECEMBER FLOWER sogar sehr, sehr ähnlich, nur dass sowohl ABSENCE als auch DECEMBER FLOWER aufgrund einiger individueller Ansätze eine Spur besser waren, als es RENEWAL jetzt sind. Bei RENEWAL ist also noch viel Raum nach oben, aber sie haben auch das Potenzial, den Raum auszufüllen.

Man darf auf jeden Fall gespannt sein, wie sich RENEWAL in Zukunft entwickeln, sofern sie sich nicht auch nach ihrem Debüt zur Ruhe setzen. Es lohnt sich am Ball zu bleiben.

Punkte: 7.5 / 10


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