Weitere Mitglieder der Band sind Ed Warby am Schlagzeug, Ferry Duijsens und Jord Otto an den Gitarren sowie Johan van Stratum am Bass. Allesamt erfahrene, gestandene Musiker und wie es scheint, allesamt genau die richtigen Leute für Anneke und dieses Wahnsinnsprojekt. Wahnsinn, weil es progressiv, kompliziert und anspruchsvoll ist. Man muss sich schon darauf einlassen. Es braucht ein wenig Geduld. Doch wer das möchte, wird die Band genau dafür lieben. Hier haben wir es nicht mit schnellebigen Partyhits zu tun, die nach ein paar Wochen wieder vergessen sind. Diese Musik ist etwas, das man voll und ganz in sich aufnimmt, geniesst und wirken lässt. Aber nun zum Inhalt.
Der Opener "My Champion - Berlin" ist noch recht leicht zugänglich. Wir haben es mit einem schnellen Song mit prägnantem Mitsing-Refrain zu tun. Annekes dunkle Stimme dringt durch alle Gehirnwindungen und gibt bereits jetzt den Ton für das ganze Album an.
Diesen dunklen Touch behält auch "Time - Rotterdam" bei. Eine kraftvolle Prognummer mit einem eingängigen Riff, die das Tempo etwas drosselt. Wenn man sich die Zeit dafür nimmt, mausert sich dieser Song zu einem der besten des Albums.
Es folgt "Martyr And The Saint - Beirut", das wiederum das zu Beginn vorgelegte Tempo aufnimmt und mit einem treibenden Hintergrundsound auftrumpft.
Mit "The Fire - San Francisco" kommt eine Art heimlicher Titeltrack zum Zug, denn der Bandname Vuur ist das niederländische Wort für "Feuer". Dieser Song wirkt wie ein Backflash zu Annekes "The Gathering"-Zeit mit seinem deutlichen Gothic-Einschlag und dem heulenden Geistergesang.
Die Fast-Hälfte des Albums markiert die entspannte Ballade "Freedom - Rio", mit der wir etwas zur Ruhe kommen und das bisher Gehörte sacken lassen können.
Doch das ist nicht die Stärke der Band, wie das wiederum schnelle, heavy "Days Go By - London" beweist. Dieses Lied besticht auf ganzer Linie, insbesondere mit dem gesanglich anspruchsvollen Refrain.
Weiter geht es ebenfalls druckvoll mit dem stampfenden "Sail Away - Santiago", das etwas simpler daherkommt als der Rest und somit wiederum für ein wenig Lockerung sorgt.
Mit "Valley Of Diamonds - Mexico City" haut uns die Band ein intensives Abenteuer mit häufigen Tempowechseln um die Ohren, das tief ins Herz trifft.
Hierauf folgt "Your Glorious Light Will Shine - Helsinki", das ebenfalls mit viel Druck und starken Riffs begeistert. Letztere hebeln auch den etwas sperrigen Aufbau des Songs aus.
Kurz vor dem Ende geben die Niederländer mit dem ausschweifenden, brutalen "Save Me - Istanbul" noch einmal alles und zeigen sich von ihrer bisher wildesten Seite. Die Nummer ist so progressiv wie schwer und ungelogen als Spätzünder zu bezeichnen.
Zum Schluss können wir mit der Ballade "Reunite - Paris" doch noch etwas aufatmen. Anneke zeigt beim Gesang viel Gefühl, während er sich im Verlauf immer mehr steigert und schliesslich in einem mitreissenden Ende seinen Höhepunkt findet.
Nicht zu vergessen sind die einfallsreichen Melodieführungen, die atemberaubenden Solos und die starken Texte. All dies verleiht diesem Album neben Annekes Gesang eine besondere Intensität und viel Tiefgang. Das i-Pünktchen legt die Band mit einem textlichen Clou drauf: Die Titelzeile wird in jedem Song aufgegriffen, jeweils mit passenden Variationen.
Diese Musik hat es in sich, und wer sich darauf einlässt, stellt eine wahre Perle in seine Sammlung. Es ist unmöglich, diese Band in eine Kategorie zu quetschen.
"In This Moment We Are Free - Cities" ist ein Album, das ebenso facettenreich ist wie Rädelsführerin Anneke van Giersbergen selbst. Es besticht mit vielen Details und Feinheiten, bleibt dabei jedoch durchgehend heavy und schnörkellos.
Punkte: 9 / 10