Kaum eine andere neue Veröffentlichung Oldfields habe ich mit dermaßen gemischten Gefühlen erwartet, wie 'Return To Ommadawn'. Der (mit Verlaub) grottenschlechte Vorgänger ('Man On The Rocks') war uns ja auch als der "nächste große Wurf" des Meisters angekündigt worden. Ein Rock-Album. Baaah!
Und jetzt ein Sequel zu 'Ommadawn'... ich meine 'OMMADAWN'!!! Ein großer Name für ein Album. Die Messlatte liegt automatisch sehr, sehr hoch. Sorge ist also legitim. Auch, was von 'RTO' vor Veröffentlichung im Netz aufgetaucht ist, hat mich nicht gerade in ekstatische Vorfreude verfallen lassen. Inklusive das furchtbare Cover. Oha!
Nach mehrmaligen Durchhören der zwei Zwanzigminüter sind meine Sorgen gründlich zerstreut. Musikalisch führt Oldfield seine Rückkehr zu Ommadawn auch durch die Neunzigerjahre. Teilweise erinnert die Musik an 'The Voyager' - der Eindruck drängt sich in der ersten Hälfte von Teil 1 immer wieder auf, ganz besonders aber in Teil 2. Auch 'Amarok' (für viele Fans der eigentliche legitime Nachfolger von 'Ommadawn') wird kurz zitiert. Ab und zu erinnert der Bass an den 'Tubular Bells'-Zitaten in 'Incantations'... ja, klingt vertrackt, isses aber auch.
Und *natürlich* wird immer wieder das Urwerk 'Ommadawn' zitiert. Die betörenden Melodien des Originals und die mystische Stimmung gelingen dem Meister zwar nicht. Er kommt aber relativ nahe ran. Viele akustische Instrumente: Gitarre, Mandoline, Bouzouki, Penny-Whistles, Bodhran, afrikanische Handtrommel und ich glaube auch so etwas wie 'ne Harfe, dazu ein Keyboard-Teppich im Hintergrund und starke E-Gitarren - nicht ganz so geil, wie im Original (jeweils am Ende von Teil 1 und Teil 2) aber grundsolide.
Ab und zu - vor allem gegen Ende von Pt.II - wirkt 'Return To Ommadawn' sogar ein wenig "unsauber" und "rauh". In diesen Momenten gewinnt die ansonsten sehr klare und präzise Produktion sogar ein bisschen von dem Charme der Frühwerke Mike Oldfield.
Fazit: An das Original kommt 'RTO' bei Weitem nicht heran. Von den Melodien bleibt leider nicht viel hängen. Dem neuen Album fehlt der für Oldfield in den Siebzigern typische jugendliche Größenwahn. Vielmehr geht der inzwischen gealterte Komponist auf Nummer sicher. Immerhin hat er großmäulig einen Nachfolger für sein meiner Meinung nach bestes Werk angekündigt. Verzettelt hat er sich damit nicht im Geringsten.
Punkte: 8 / 10