Als ich am 12. November 2016 die „Ja eh“ kaufte und die CD mithilfe der abgedruckten Texte anhorchte, juckte es mir seitdem in die Finger, darüber zu schreiben. Nun, es ist mehr als ein halbes Jahr vergangen und vor wenigen Tagen schob ich die CD ein zweites Mal in die Anlage hinein. Horchte sie mir dann ein drittes Mal an und meine ursprüngliche Meinung hat sich kaum geändert.
„Bilder an der Wand“ dagegen muss ich geliebt haben. Auch wenn ich darüber keine „Hurra!“-Rezension schrieb, habe ich das Werk von Anfang an sehr gemocht und es ist mir mittlerweile ans Herz gewachsen.
Also, ich bin im Vollbesitz meiner geistigen Kräfte und stehe dazu, dass mir „Ja eh“ nicht so gut gefällt. Das Album ist – wie der Titel heißt – „jo eh“. Mehr kommt da nicht heraus.
Das Album fängt mit einem seichten, fast flehenden „Alles was ich kann“ an. Ok, der dritte Vers war schon mal nicht schlecht, aber Gert, Du hast schon viel bessere Nummern geschrieben. „Morgensunn“ plätschert dann weiter vor sich hin und ich sehe das Meer vor mir, als ich vor 14 Jahren auf Korfu war. Ich sehe das Meer vor sich hin und her wogen, die schäumenden Kronen tanzen auf und ab und ich höre eine bestimmte Melodie rauschen. Das Meer war auf jeden Fall viel lebendiger als die ersten beiden Nummern zusammen.
Das Titellied. Steinbäcker greift zum Altbewährten. Er warnt wie in „Kalt und kälter“ und „Ende nie“, aber irgendwie trifft er dieses Mal daneben. Nicht meinen Nerv, nicht mein Herz, nicht mein Bauch. Nur daneben. Und da kann man über die zwei Gastmusikanten aus Bad Goisern sagen, was man will.
„Großvater“ in der orchestralen Version. AUTSCH! Ich stelle es mir bildlich vor, wie Christian Kolonovits dem Herrn Steinbäcker einredet, dass er schon bei Wolfgang Ambros und den Scorpions so erfolgreich war. Ich sehe, wie seine Augen bittend den schnauzbärtigen Herrn anflehen und er von einem Fuß zum anderen tritt. Er wird sicher vor Freude gehüpft haben, dass Steinbäcker ihm sein OK gegeben hat, mit ihm gemeinsam „Großvater“ zu verreißen.
„Die beste Zeit“… meine Güte! Ich erinnere mich noch gut daran, wie ein paar Fans aus dem „Team Schiffkowitz“ sich über „Goldene Zeiten“ lustig gemacht haben, weil Steinbäcker nach dem Motto „Früher war alles besser“ vorging. Aber „Die beste Zeit“ hat den Suder-Faktor erhöht. Zwar kann ich nicht mitreden, ob in den 70er Jahren die Politik besser war. Heutzutage ist es eher zum Weinen, da stimme ich zu. Aber dass die Musik heute nicht mehr als Musik ist, ist mir zu sehr schwarz-weiß.
„Der Tag wird kommen“ ist zwar an Ian Hunters „When The Daylight Comes“ angelehnt, aber es ist die erste Nummer auf der CD, die die ersten Sympathiepunkte einheimst. Wer von uns hat nicht diese jugendlichen Sehnsüchte gefühlt und gespürt?
Mit „Liebe und Musik“ und „Alexis“ fällt der Sympathiepegel wieder. Vielleicht liegt es nur an meinen Hörgeräten, aber die Stimmen von Steinbäcker und Schrott harmonisieren keineswegs miteinander. „Alexis“ spricht ein aktuelles Thema an, regt zum Nachdenken an, aber es kommt nicht durch.
„Ganz nah“ berührt mich vorsichtig, streichelt mich zaghaft, weist mich dezent darauf hin, dass ich mich doch mit dem Album anfreunden könnte. Die zarte Bande wird weiter geknüpft in „Alles hat sei‘ Zeit“. Der „altmodische Hund“ kehrt zurück und lässt den Dreiklang wiederaufleben! Ein wunderbares Lied mit einem Hauch Melancholie und der Refrain lädt so schön zum Mitsingen ein.
„Mach die Aug‘n zu“. Das tut wieder weh!
Nun kommt ein Lied, welches sogar aus der Feder von Schiffkowitz stammt und es ist die beste Nummer auf „Ja eh“. Keine seichten Zeilen, sondern Worte, die berühren, die tief ins Herz, Hirn und Hörgerät eindringen. Mir fehlen die passenden Worte und ich verneige mich vor Schiffi!
Mit „Das letzte Wort“ hätte das Album geschlossen werden sollen. Das Lied von Thomas Spitzer sorgt für einen „Blick zurück“ und was noch kommen möge. Dem ist nichts hinzufügen. So hätte der Kreis sich schließen können.
Aber nein, es kommt noch ein „Es-war-uns-halt-so-danach“ und das Ergebnis ist eine ungewohnt instrumentale Version von „Irgendwann bleib i dann dort“.
Auf den vorherigen Solo-Alben von Steinbäcker bestand keine Notwendigkeit, Klassiker von STS neu zu „verpacken“. Mir wäre es lieber gewesen, auf „Ja eh“ wären nur elf statt vierzehn Nummern. Das wäre immer noch eine solide Zahl gewesen. Aber es hat net sein sollen…
„Ja eh“ hat bei mir leider keinen Anklang gefunden. Ich mühe mich derzeit wieder mit dem Album ab, versuche, mich irgendwie mit dem Gesamtwerk anzufreunden, aber letztendlich reduziert es sich nur darauf, dass „Alles hat sei‘ Zeit“ und „Festung“ an die Reihe kommen und von mir mit Wohlwollen angehorcht werden.
Dennoch freue ich mich sehr auf das Konzert im Wiener Metropol.
Punkte: 6 / 10