Brujeria Pocho Aztlan (2016) - ein Review von DarkForrest

Brujeria: Pocho Aztlan - Cover
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1 Review
2
2 Ratings
8.25
∅-Bew.
Typ: Album
Genre(s): Metal: Death Metal, Grindcore


DarkForrest
30.12.2017 20:02

Mit ihrem aktuellen Album “Pocho Aztlan” haben sich Brujeria eine ganze Weile Zeit gelassen - 16 Jahre um genau zu sein. Entsprechend gespannt war ich natürlich, wie sie sich so bis dahin entwickelt haben. Schon bis zum Vorgänger “Brujerizmo” hat sich viel getan. Ursprünglich wurde die Band von mexikanischen Drogenlords gegründet, welche sich nur maskiert zeigen können, da sie vom FBI gesucht werden, obwohl immer wieder gemunkelt wird, dass bekannte Gesichter wie etwa Shane Embury von Napalm Death oder Dino Cazares von Fear Factory an dem Projekt beteiligt sind. Soweit zur (vollkommen authentischen) Bandgeschichte.

Jedoch drehen sich die Texte der Band tatsächlich um Drogen, Korruption, Kriminalität und andere Probleme des eigenen Herkunftslandes. Auch sind die Texte grundsätzlich spanisch, was cool ist, da es der Band ein ziemlich herausstehendes Merkmal verleiht und gutturaler Gesang auf spanisch erstaunlich geil klingt. Abgesehen davon haben sich Brujeria musikalisch jedoch ziemlich verändert. Nicht nur die Produktion ist von Album zu Album besser geworden, auch sind die Grindcore Wurzeln Stück für Stück in den Hintergrund getreten, sodass man am Ende mit “Brujerizmo” im Gegensatz zu den schrammeligen Anfängen ein Death Metal Album hatte, dass auch einigen Groove Einflüssen nicht abgeneigt war. Für mich (der ich eh über “Brujerizmo” zu der Band gekommen bin) eine durch und durch positive Entwicklung, die mir Hoffnung gemacht hat, dass es mit “Pocho Aztlan” genau so weitergeht.

Was soll ich sagen? Die Entwicklung geht in die gleiche Richtung weiter, ist mir aber diesmal fast schon übers Ziel hinausgeschossen. “Pocho Aztlan” ist manchmal derart gefällig, dass es schon fast zu glattgebügelt wirkt (wenn die CD zu Hause läuft und die Freundin das “gar nicht mal so schlecht” findet will das schon was heißen). Trotzdem ist die Produktion hier sehr positiv zu erwähnen. Alles klingt so, wie es soll. Optisch ansprechend wirkt auch das Cover. Diesmal hat man sich wirklich Mühe gegeben aus dem abgetrennten Kopf vom “Matando Güeros” Cover (der auf jedem Album zu sehen ist) etwas zu machen. Das nicht gerade alle Songs im selben Jahr geschrieben wurden fällt teilweise schon etwas auf. Es wirkt jetzt nicht wie eine Compilation, bei der man mal eben das ganze Material der letzten Jahre draufgeklatscht hat, aber einen roten Faden hat “Pocho Aztlan” jetzt auch nicht unbedingt. Da Brujeria aber keine bierernste Band mit was weiß ich für anspruchsvollen Konzeptalben ist, stört das aber auch nur bedingt.

Los geht's mit einem ganz stimmungsvollem Intro, dass dann in den Opener und Titeltrack “Pocho Aztlan” übergeht. Tolle Art das Album zu eröffnen. Der Song ist hart, aber zugänglich, hat ein angenehmes Tempo und auch Leute, die wie ich der spanischen Sprache nicht mächtig sind, können im Refrain zumindest “Aztlan Aztlan!” mit gröhlen - toll. Der Song spiegelt das Album auch ganz gut wieder. Wem er gefällt, der sollte auch mit dem Rest der CD gut klarkommen. Die anderen bleiben bei den älteren Werken. Mit “No Aceptan Imitaciones” haben wir dann eine sehr geradlinige schnelle Nummer, die zwar gut in’s Ohr geht, aber zu wenig Überraschungen hat, um sich nicht schnell ab zu hören. Einer dieser Songs, die schnell zum Ohrwurm werden und dann ab dem 5. mal hören nerven.

Richtig geil dagegen kommt “ Profecia Del Anticristo”, welches ordentlich einheizt und keine Sekunde langweilig wird. Besonderes Kompliment an der Stelle an das Schlagzeug. Auch der Grenzengel “Angel De La Frontera” macht sehr viel Spaß, auch wenn hier gegen Ende unnötig das Tempo gedrosselt wird.

Mit “Plata O Plomo” wird mal wieder Pablo Escobar und seine Bestechungs- bzw. Einschüchterungspolitik thematisiert. Schönes Stück, bei der diesmal die Vocals einiges an Tempo vorlegen. Ab hier merkt man so langsam, dass Abwechslung definitiv eine große Stärke von “Pocho Aztlan” ist. “Satongo” und “Isla De La Fantasia” gehen für mich beide in Ordnung, stechen aber auch nicht besonders hervor. Kann man sich beide anhören, ohne dass sie nerven oder dass besonders viel hängen bleibt. Typische Filler also, wobei zweiteres eine etwas rundere Sache für mich ist, während “Satongo” auf mich einen etwas unfertigen Eindruck macht und nicht richtig weiß, wo es hin möchte.

“Bruja-” ist dagegen schon wieder ein ganz anderes Kaliber. Mit seinem langsamen, schweren, fast schon doomigen Anfang genau das, was ich nach “Isla De La Fantasia” brauche. Die Intensität des Songs steigert sich dabei zunehmend bis auch die Vocals von tiefen Growls zu Screams übergehen. Hätte nicht gedacht, dass Brujeria selbiges so gut umgesetzt bekommen. “Mexico Campeon” ist dagegen ein reines Party-/ Mexikohymne-/ Fußballlied (kommt bestimmt live gut an). Kann ich mir ab und zu mal anhören, dann nervt es aber auch.

“Culpan La Mujer” ist ein ziemlicher Durchschnittssong. Weder gut noch schlecht und das einzige, was mir hieran aufgefallen ist, ist das das Ende so klingt als hätte man Dani Filth an das Mikro gestellt. Eigentlich hätte danach für mich so ein richtig schnelles Brett gepasst, aber Brujeria sehen das offenbar anders und machen mit “Codigos” weiter. Schön Midtempo Nummer, die nicht nur mit einem ordentlichen Gitarrenriff die eine oder andere angenehme Überraschung bietet und an der ich lediglich aussetzen kann, dass sie wie gesagt etwas unglücklich platziert ist und an der falschen Stelle das Tempo drosselt.

“Debilador” gibt es sage und staune schon seit 2008. Ansonsten hat der Song wenig interessantes, worüber ich schreiben kann. Wieder eher ein Filler, aber auch nicht scheiße genug, dass ich hier etwas zum lästern hätte. Zum Schluss gibt es ein Dead Kennedys Cover, nämlich “California Über Aztlan” (California Über Alles) - komplett auf spanisch immerhin. Hier scheiden sich sicher die Geister. Für die einen sicher komplett unnötiger Party Schrott. Für mich ein ganz stimmungsvoller Abschluss, der ganz gut auf ein bunt zusammen gewürfeltes Album wie “Pocho Aztlan” passt.

Was bleibt ist ein erstmal ganz guter Eindruck. Ich bekam sogar nach dem ersten Durchlauf direkt Lust “Pocho Aztlan” nochmal zu hören. Leider nutzt sich das Album im Gegensatz zu “Brujerizmo” aber auch recht schnell ab. Es gibt zu wenige wirklich starke Songs wie etwa “Marcha De Odio” oder das großartige “Sida De La Mente” (beide von “Brujerizmo”). Am ehesten wären das hier für mich “ Profecia Del Anticristo” oder “Bruja-”. Der Rest ist entweder nettes Beiwerk oder etwas, was schnell mal nerven kann, wenn ich es mir zu oft gebe. Trotzdem bleibt ein grundsolides Album, welches ab und an einfach Spaß macht zu hören.

Punkte: 7.5 / 10


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