Beim Opener „Le temps est à la rage“ sorgen sanfte Pianoklänge zunächst für einen kammermusikalischen Charakter, ehe sich elektronische Samples dazugesellen und später die Gitarren das Tempo anziehen. „La Lierre“ und „Vita est circus“ trumpfen dann mit unwiderstehlichem Groove und erstklassigem Refrain auf. Sänger und Gitarrist Dominique Leonetti hat eine schöne kraftvolle Stimme und packt jede Menge Leidenschaft in seinen Gesang. Ich verstehe zwar kein Französisch, spüre aber sofort, dass ihm seine Texte besonders am Herzen liegen. Bei „Chaussures à nos pieds“ zieht sich ein folkloristischer Marima-Groove durch den Song. Gegen Ende gleitet man immer mehr ins Jazzige ab und verblüfft gar mit einer Offbeat-Einlage, ehe die Gitarre das Tempo gewaltig anzieht. „Le mar du passé“ könnte mit seinen elektronischen Samples in den Strophen auch von MUSE sein und erinnert mich rhythmisch an „Undisclosed Desires“. „Les sutures“ ist zunächst auf spärlichen Akustikgitarren-Einsatz und Gesang reduziert und sorgt für Gänsehaut, ehe Gitarre, Leode und Keyboard sich in ein wunderschönes Finale hineinsteigern. „Nos âmes saoules“ beginnt mit cembalo-artigen Klängen und reizt die Laut-Leise Dynamik so richtig aus. Ein hymnischer Refrain setzt dem Song die Krone auf. Mit dem Outro „Un oeil jeté par la fenêtre“ endet das Album schließlich so besinnlich wie es anfangs begonnen hat.
Ich habe LAZULI 2012 auf dem Night Of the Prog live gesehen und war damals durchaus angetan von ihrem spielfreudigen Auftritt. Aber damit, dass sie mit diesem starken Album meine Erwartungshaltung derart sprengen, habe ich nicht gerechnet. LAZULI hauen mich auf „Nos âmes saoules“ mit ihrer Spielfreue, mit ihrem äußerst kreativem, abwechslungsreichen Songwriting und ihrem Gespür für packende Refrains nahezu um!
Heißer Tipp für alle Anhänger von modernem und kreativem Prog, auch wenn ihr wie ich kein Französisch könnt. Das Album packt euch auch ohne Sprachkenntnis. Meisterwerk!
9,5 / 10
geschrieben für FFM-Rock
Punkte: 9.5 / 10