Megadeth Dystopia (2016) - ein Review von Monolith

Megadeth: Dystopia - Cover
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32 Ratings
8.14
∅-Bew.
Typ: Album
Genre(s): Metal: Heavy Metal, Thrash Metal


Monolith
25.01.2016 14:53

"Dystopia"? War das nicht dieses Album meiner Lieblingsband, bei der ein signifikantes Mitglied durch ein anderes signifikantes Mitglied ausgetauscht wurde und der Chef wieder das tat, was der Chef am Besten konnte?

So in etwa. Während Iced Earth ihr Dystopia vor 4 Jahren mit einem neuen Sänger zelebrierten, haben Megadeth gleich zwei neue Jungs am Start. Der alte Jag Panzergeneral Chris Broderick wich dem Angramagier Kiko Loureiro und Shawn Drover, der wieder bei Eidolon anwärtig ist und mit Broderick Act of Defiance gegründet hat, musste die Sticks an Lamb of Gods Chris Adler weiterreichen. Alleine hier bleibt das Daveduo ihren Prinzipien treu und wirbt nur hochkarätige Musiker an.

Auch eine weitere Tradition wurde wiedererweckt, und so dürfen wir Rattlehead wieder auf einem Cover bestaunen, und zwar immerhin so, dass man sein Gesicht sieht, nicht wie auf "13", wo er uns den Rücken zukehrte.

Und die dritte erfreuliche Nachricht: Megadeth bürsten uns die Ohren wieder sauber mit geladenen Gitarren, die vor Energie nur so strotzen. Die Vorabsingles "Fatal Illusion" und "The Threat is Real" (hier der Opener des Albums) haben bereits gezeigt, mit was wir es zu tun bekommen. Alleine "The Threat is real" hat das halbe Repertoire von "Super Collider" an die Wand genagelt und dort vor sich hinrosten lassen, auch wenn ich zugeben muss, dass der Mainriff ziemlich stumpf geraten ist! Die gewohnten Megadeth'schen Stakkatoriffs und Geshredde, lassen einem die Ohren vor Befriedigung stöhnen! Im Vergleich dazu fällt der Titeltrack leider etwas ab. Auch wenn die Mischung aus Rock und Thrash Metal hier wirklich sehr erfrischend ist - wenn auch nichts Neues mehr bei Megadeth - so ist das Stück gegen Ende wahrlich zu lang geraten.

Was Mustaines Stimme angeht, so ist es nicht wirklich schlimm, dass sie langsam absackt. Im Gegensatz zum Vorgänger muss man sich nämlich nicht einmal darauf fokussieren, denn die Band hat genug daran gearbeitet Megadeth wieder zu entrosten und lupenreinen Thrash Metal anzubieten. Soll heißen, dass bei dieser Ladung an Action und Power wirklich keiner mehr Interesse daran hat, den Mann großartig singen zu hören. Außer vielleicht beim Titeltrack, bei dem Mustaine wirklich hätte mit seiner Stimme einen Gang runterschalten sollen. Das, was er mit seiner Gitarre macht ist aber gut.

Was die Atmosphäre angeht, so bleiben Megadeth ihrer Linie treu und pfeffern uns seit spätestens "Endgame" nicht mehr nur - mehr oder minder - mit Riffs den Arsch voll, sondern bringen das alles auch in einer teils dramatischen, teils wütenden Stimmung an den Mann. Dass hierbei sämtliche Stärken der Band zusammengebunden wurden, die sie sich im Laufe der letzten Alben mal besser mal schlechter zusammengespielt haben, das wird spätestens bei "Bullet to the Brain" deutlich. Der düstere Anfang baut sich, ähnlich wie damals bei "Never Dead" ("13"), nur dass es hier noch einen Ticken schneller zugeht.

Kiko Loureiros Wirken hört man aus fast jedem, aber wirklich jedem Lied heraus! Diese melodisch-exotischen Leads, die fesselnden Soli, das Zusammenspiel mit Mustaine, all das erleben wir umso intensiver beim tragisch-melodiösen "Poisonous Shadows" und erreicht auf dem Doppel "Conquer or Die" seinen absoluten Höhepunkt! Da wird selbst der wütendste Banger zum sensiblen Musikenthusiasten, da wird das räudigste Bier in der Dose zum Glas Rotwein und die Vollbärte fallen ab und werden zu gezwirbelten Schnauzern, und die lauten Bandchöre weichen emotionalen, "chapéau, chapéau"-Rufen, ehe die zweite Hälfte "Lying in State" einen wieder aus dieser äußerst vornehmen, wenn auch zugegeben für heutige Verhältnisse ziemlich verweichlichte Art reißen und einem bei dieser Wucht schier Rattlehead persönlich in's Gesicht springt! Wer sich hier jetzt noch immer Marty Friedman zurückwünscht, der... kann das machen, das wäre aber wirklich meckern auf allerhöchstem Niveau!

Die einzelnen Lieder hier durchzunehmen wäre nicht nett, zumal die meisten wirklich zu genial sind, um sie hier zu analysieren und zu "spoilern". Ich sage nur soviel, thematisch gesehen ist "Dystopia" allemal gelungen, ergänzt sogar seinen von Iced Earth älteren Namensvetter, was die Tiefe der Thematik angeht. Textlich gesehen habe ich sogar einen absoluten Favoriten (war schwer bei all den Hochkarätern): "The Emperor" kommt mit des nackten Kaisers bekannten Ausspruchs und ich genieße diesen zugegeben etwas arg eingängig gestrickten Track auf dem Album.

Aber eines kann ich sagen: Kiko Loureiro war ein weiterer Jackpot und Mustaine hat mit seinen Neuzugängen nach langer Zeit endlich wieder alles richtig gemacht. "Dystopia" ist das beste Album seit... "Endgame". Mag sein, dass ich das Album zu sehr hype, doch wenn ich überall höre, dass das Album genial sei und ich den gleichen Eindruck tatsächlich auch habe, dann scheint wohl ausnahmsweise wirklich nicht übertrieben worden zu sein.

Danke dafür!

Punkte: 9.5 / 10


Megadeth: Dystopia

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