Psychopunch Sweet Baby Octane (2015) - ein Review von DarkForrest

Psychopunch: Sweet Baby Octane - Cover
1
1 Review
4
4 Ratings
7.38
∅-Bew.
Typ: Album
Genre(s): Rock: Rock'n'Roll


DarkForrest
18.04.2016 18:44

Ich bin kein wirklich großer Punk n‘ Roll Fan, aber von der schwedischen Band Psychopunch gönne ich mir ganz gerne das eine oder andere Album. Einmal eine Promo für „Moonlight City“ beim Festivalticket-bestellen vor einigen Jahren dabei gehabt, für gut befunden und irgendwie hängen geblieben. So ist es jetzt auch nicht unbedingt so, dass ich jedes Psychopunch-Album sofort brauche, aber als ich gesehen habe, dass die Jungs mit „Sweet Baby Octane“ ein neues Album am Start haben, habe ich trotzdem sofort zugegriffen.

Einerseits weil bald ein Konzert anstand und Psychopunch für gewöhnlich ganz gerne viele Songs des aktuellen Albums live spielen (etwas „Vorbildung“ konnte also nicht schaden) andererseits, weil der Vorgänger „Smakk Valley“ sehr geil war. Wie beim 2013’er Vorgänger war die Zeit seit dem letzten Album mit ca. 2,5 Jahren für Psychopunch Verhältnisse eher lang. Für mich eher ein gutes Zeichen, denn wie gesagt konnte mich „Smakk Valley“ sehr gut überzeugen. Die längere Entwicklungszeit hat dem Album sehr gut getan und alles wirkte ziemlich abwechslungsreich und gut durchdacht. Eine gewisse Erwartungshaltung an „Sweet Baby Octane“ war also da.

Die CD (zumindest meine Version) kommt im hübschen Digipack. Das Cover ist wieder deutlich bunter, als auf dem Vorgänger und Psychopunch zeigen, dass sie für heiße Mädels und schnelle Karren immer zu haben sind. Nur der Schriftzug des Albumtitels erinnert mich mit seiner Schriftart zu sehr an „Grand Theft Auto“, welche wiederum an „The Price is Right“ erinnert. Das Booklet ist schön gestaltet, für ganz Texte war aber wohl kein Platz, weshalb es nur Auszüge gibt.

Anders als man es von Psychopunch gewöhnt ist, gibt es diesmal ein gesprochenes Intro sowie Outro. Eine nette Spielerei, aber nichts, was das Album wirklich besser oder schlechter macht. Wenn wir diese beiden Tracks mal abziehen, kommen wir auf 13 Songs, wobei die CD und Vinylversion jeweils einen exklusiven Bonustitel haben. „The New Alive“ auf CD und „I Can See It In Your Eyes” auf Vinyl. Das stört mich ein wenig. Ich habe an sich überhaupt nichts gegen exklusive Bonustracks, aber mag es schon, diese auf einem Medium zu haben. Mir von Beginn an 2 mal das selbe Album zulegen zu müssen, um in den Genuss aller Songs zu kommen, finde ich unnötig. Da ich die CD Version habe, kann ich leider nicht sagen, was mir mit „I Can See It In Your Eyes“ entgangen ist.

Der Sound auf „Sweet Baby Octane“ ist wie auf allen Alben nach „Moonlight City“ in meinen Ohren eher weniger dreckig und etwas glattgebügelter, was man vor allem an JM`s Vocals hört. Wenn man sich daran gewöhnt hat, geht das aber in Ordnung. Schön finde ich, dass Bassist Walle jetzt öfter mal die Backing Vocals übernehmen darf, was den Songs sehr gut bekommt.

Gleich nach dem Intro legen Psychopunch dann mit „I've Been Around“ los. Der Song kommt ohne große Umschweife direkt zur Sache und legt ein recht gutes Tempo vor. Keine schlechte Nummer, aber ein bisschen generisch. Langfristig finde ich es schwer dem Ding viel Wiedererkennungswert abzugewinnen. In erster Linie passt der Song für mich als Opener für Live-Konzerte. Dafür eignet er sich aber tatsächlich erstaunlich gut.

Ebenfalls ein klasse Live-Song ist aber auch „On A Night Like This (Hell Yeah)“. Wer hier spätestens beim zweiten mal die Hookline nicht mitgröhlt, muss taub sein. Aber auch zuhause sorgt der Song für Partystimmung und lässt mich kaum stillsitzen. Schöner Song, der gute Laune macht und den ich mir auch gerne 2 mal hintereinander gebe.

Der nächste Song „Forever And A Day“ ist ziemlich innovativ, alleine schon weil sich die Band Unterstützung von Clare von Stitch bei den Vocals geholt hat. Beide Sänger liefern sich hier ein klasse Duett und ergänzen sich mit ihren Stimmen sehr gut – Daumen hoch! „Turn Up The Radio“ ist eine ziemlich punkige Nummer, die (wie auch spätere Songs) sehr von den Backroundvocals profitieren. Auch dieser Song macht mir gute Laune und lässt mich mitttanzen.

„When You're Out Of Town” fällt durch Country-Elemente auf und dadurch, dass JM hier vollkommen clean singt. Auch wenn mir die musikalische Umsetzung nicht zu 100% zusagt (da etwas monoton), sorgt sie doch für Abwechslung und Variation, zumal JM seine Sache hier ziemlich gut macht. Hätte nicht gedacht, dass seine Stimme das hergibt. Mit „Drinking Alone“ haben wir dann direkt den nächsten ruhigen Song. Klassische Ballade im Stil von „Sitting By The Railroad“ oder „When This World Is Dying“ nur leider nicht so gut. Kein griff in’s Klo, man kann sich „Drinking Alone“ absolut anhören, aber wirklich originell klingt hier nichts. Man hat das Gefühl, alles schonmal irgendwo bei Psychopunch gehört zu haben und wo bei den Vorher genannten Stücken irgendwo doch Power drinsteckte oder es sowas wie einen Höhepunkt gab, wirkt die plötzliche Gitarrenwand nach ca. 2/3 des Song eher unpassend und gezwungen. Man könnte sich auch darüber beschweren, dass die Reihenfolge nicht passt, da die 2 ruhigsten Stücke des Albums direkt hintereinander laufen. Ich sehe das aber anders. Die Übergänge zwischen dem schnellen Anfang und Ende sowie der ruhigen Mitte sind so wenigstens angenehm fließend. Wenn man das Album am Stück hört, wird so für mich eine rundere Sache draus.

So stellt zum Beispiel „So High“ einen ganz guten fließenden Übergang zum Mid-Tempo dar. Obwohl der Song recht einfach gestrickt ist, ist er mein heimlicher Favorit des Albums. Alleine schon das Gitarrenriff mit dem der Song eröffnet wird – Woah! Spätestens mit „Masquerade“ wird das Tempo dann wieder voll angezogen, ohne dass das Album von der Bahn abkommt. Sehr mitreißender Song, der völlig überraschend in der Mitte richtig ruhig wird. Und obwohl ich mich jedes mal frage, ob wir noch bei „Masquerade“ sind, wenn es soweit ist, wurde dieser Tempowechsel ziemlich gut umgesetzt.

„What Did I Say“ klingt am Anfang etwas öde, bis der Refrain den Song rettet. Auch hier sorgen die backround-Vocals für ein ziemlich chilliges und einzigartiges Sounderlebnis, sodass ich den Song am Ende doch noch gut finden kann. „Time Is On Our Side“ ist ebenfalls eine ziemlich lässige Nummer, die man sich jederzeit geben kann, die aber zwischen den anderen Songs eher untergeht.

Bei „Punkrocker“ hört man direkt raus, dass es ein Cover ist (von den Teddybears). Nicht, dass mich das stören würde, im Gegenteil: so hat das eh schon abwechslungsreiche „Sweet Baby Octane“ noch mehr Abwechslung. Ich kenne das Original nicht, aber Psychopunch performen es ziemlich gut – geiler Refrain übrigens.

„The New Alive“ gibt gegen Ende noch mal richtig Gas. Nachdem Drummer Jocke am Anfang gezeigt hat, was er drauf hat, wird ähnlich schnell wie in „Masquerade“ losgeheizt, nur ohne Pause in der Mitte, dafür holt die ganze Band den ganzen Song über (aber vor allem im Refrain) nochmal alle Kraftreserven raus und bringt eine unglaubliche Power rüber, wie sonst kaum.

„Showtime's Over“ ist leider nicht ganz der Rausschmeißer, den ich mir gewünscht habe. Der abgehackte Gesang in den Strophen sagt mir persönlich einfach nicht zu. Und der Refrain klingt auch irgendwie blutleer. Der einzige wirklich enttäuschende Song für mich.

Insgesamt kann sich „Sweet Baby Octane“ aber hören lassen. Auch hier haben die 2,5 Jahre Pause (die aber wohl viel rumtouren beinhaltet haben) ausgezahlt. Das Album ist abwechslungsreich wie kaum ein anderes von Psychopunch. Viele Songs sind ziemlich einzigartig, weshalb es auch für Leute, die schon das eine oder andere Album der Band haben deutlich mehr als nur mehr des gleichen gibt. Es gibt auch kaum irgendwelche Tiefpunkte. Das einzige, was ich bemängeln könnte ist die Tatsache, dass mir die richtig starken Nummer fehlen. Ich meine damit Songs, von denen ich auch ein paar Jahre später nicht genug bekommen werde, wie „Overrated“ auf „Kamikaze Love Reducer“ aber auch der einen oder anderen Nummer auf „Smakk Valley“. Außerdem hat das Album nicht ganz so viel Tempo und Härte, wie man es von der Band gewohnt ist. Das kann man sehen wie man will. Es gibt zwar noch die typischen Brecher, die sich aber ehe rauf einige wenige Songs verteilen. Ich weiß nicht, ob ich mich über die dadurch Entstandene Abwechslung und Variation freuen oder mir doch etwas mehr Tempo wünschen soll. Alles in allem, mag ich „Sweet Baby Octane“ aber fast genauso wie „Smakk Valley“ die meisten gehen direkt gut in die Ohren und bleiben da auch hängen. Nachdem ich das Album durchgehört habe, habe ich in der Regel direkt Lust auf noch einen Durchlauf und das ist mir 8 Punkte wert.

Punkte: 8 / 10


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