Aber nun zum Wichtigsten – dem Inhalt. Jeden Song einzeln zerpflücken werde ich nicht, aber ein paar möchte ich doch herausgreifen.
Ich behaupte, „If Eternity should fail“ ist der beste Opener aller Maiden-Alben des 21. Jahrhunderts. Man kann über das gesprochene Intro- und Outro diskutieren – aber das, was dazwischen liegt, ist richtig, richtig gut. Lässt mir bei jedem mal Hören wieder das Herz hüpfen!
Dann das vorab im Netz veröffentlichte „Speed of Light“. Der untypischste Song auf dem Album. Erinnert mich irgendwie an andere Bands aus den 80ern . . . und ich finde den Refrain etwas unkreativ. Fällt im Vergleich zum anderen Material etwas ab, ist aber weit davon entfernt, als schwacher Song zu gelten.
Um an dieser Stelle etwas vorzugreifen, springe ich zum vorletzten Song „The Man of Sorrows“. Fällt ebenfalls ab – wenn jemand die These verträte, dieser Track wäre überflüssig, ich widerspräche nicht.
Das wars dann aber auch schon mit meinen Kritikpunkten – und damit möchte ich mich dem zuwenden, was ich mit „überragend“ beschreiben möchte. Das wären zum einen die obligatorische Steve-Harris-Hymne „The Red and the Black“ und das Prog- äh, Bruce-Dickinson-Epos „Empire of Clouds“ (der für mich beste Finisher seit „Fear of the Dark“), die beide in anderen Reviews bereits ausreichend und berechtigterweise gewürdigt wurden.
Zum anderen zähle ich weiterhin den Titeltrack „The Book of Souls“ dazu – da steigen in mir Erinnerungen an „Somewhere in Time“ und „Seventh Son of a seventh Son“ auf.
Und „Shadows of the Valley“ - der Song wächst und wächst . . .
Aus den übrigen, bisher nicht erwähnten vier Nummern – die allesamt ein hohes Niveau erreichen – möchte ich noch „Tears of a Clown“ herausheben. Ich mag ja weder Clowns noch Balladen, aber dieser Song gefällt mir mit jedem mal Hören immer besser.
Zusammenfassend möchte ich festhalten, das vorliegende Album ist meiner Ansicht nach mindestens das Beste seit „Brave New World“, wenn nicht sogar noch eine Kante stärker.
Ja, es wird über gewisse unkreative Überlängen der Maiden-Werke seit der Reunion diskutiert – ich hatte ja auch diese Befürchtung, gründend auf eben dieser Schwäche der letzten drei Alben und erst recht als ich gelesen hatte, Doppelalbum mit Spielfilmlänge – mir hat es diese Zweifel bereits beim ersten mal Hören ausgetrieben, und das ist auch nach dem vierten und fünften Durchlauf nicht anders.
Fazit: Wer mit der progressiven Ausrichtung von Iron Maiden bisher kein Problem hatte und sich wirklich 90 Minuten bewusst Zeit nimmt, der lässt sich ein Grinsen ins Gesicht zaubern und darf innerliche Jubelstürme erleben. Oder diese ausleben. Zumindest geht es mir so und das hätte ich im Vorfeld der Veröffentlichung nicht erwartet!
Nachdem „Brave New World“ für mich bombensichere 9 Punkte waren und immer noch sind, muss ich hier doch noch einen kleinen Zuschlag geben. Das war auch mein – zugegebenermaßen noch sehr von Emotionen beeinflusster – erster Eindruck dieses Albums, aber nun kann ich diesen auch vernünftig begründen.
9,5 Punkte und nicht weniger.
Punkte: 9.5 / 10