Der erste Track "No Way out" zeigt: nicht ganz. Bullet for my Valentine eröffnen "Venom", ohne jegliches Risiko einzugehen und bieten einfach mal das, was ein jeder Fan von ihnen erwartet hat. Ein schnell, melodisch und rabiat keift Matt Tuck um sich, nur um im Refrain sich stimmlich von seiner Schokoladenseite zu zeigen. Metalcore meets Pop Rock, eine Mischung, bei der nicht mal ich sauer sein kann.
"Army of Noise" macht seinem Namen alle Ehre. Im Grunde genommen legt das Quartett einfach nochmal einen Zahn zu und vermischt die besten Stellen von "Scream, Aim, Fire" mit "Temper Temper"ament. Auch zeigen Bullet for my Valentine, dass sie die letzten 2 Jahre nicht Kartoffel schälen waren. Das Solo auf diesem Stück hat zumindest mich wieder so richtig beeindruckt!
Mittlerweile macht sich allerdings Ernüchterung breit, denn dass auch "Worthless" in dieselbe Kerbe schlägt, wie die vorangegangenen beiden Stücke, erweckt den Eindruck, dass Bullet for my Valentine nur noch Kreise ziehen, und sich nur noch in dem Rahmen bewegen wollen, den sie bis jetzt so ausgeweitet haben.
Daran kann auch der Chor am Anfang von "You want a Battle? (Here's a War)" und die darauffolgende Midtempoattacke nicht viel ändern, denn darauf folgt wieder das gleiche Geleier.
Was ist die Antwort auf "You want a Battle?"? Bullet for my Valentine wählen B für "Broken". Die ersten 10 Sekunden begibt sich das Quartett in einen Loudness War, bevor das Stück eine Atmosphäre aufbaut, die in mir Nostalgie aufkommen lässt. Für rund dreieinhalb Minuten schaften Bullet for my Valentine wieder eine Atmosphäre, wie zu "the Poison"-Zeiten.
Dass es noch besser geht, zeigt dann der Titeltrack. Ein Gemisch von "Cries in Vain" und "Tears don't fall" sorgt bei mir für Gänsehaut. Eigentlich fast schon zu offensichtlich, dass der Name "Venom" eine Anspielung auf das Debüt der Band ist.
So, nach all dem Trubel ist jetzt auch mal wieder ein Filler dran, und so kann man jetzt bei "the harder the Heart (the harder it breaks)" sich einfach mal zurücklehnen und den wieder poppiger geratenen Track genießen.
"Skin" geht erstmal tief in die Gefilde des Thrash Metals. Leider verblasst der großartige Anfang im Angesicht des monoton geratenen und ziemlich erzwungen klingenden Rests. Schlimmer noch: ab der zweiten Hälfte wird es sogar richtig vorhersehbar. Ich habe beim Hören des Stücks bereits geahnt, wann die Screams kommen und wann das Solo einsetzt.
Mit "Hell or high Water" ist dann die Luft raus. Der Anfang ist wie immer ansprechend, doch wenn man jetzt Filler für Filler gleich gestalten muss und die gleichen Passagen, die gleiche Rhythmik, den gleichen Gesang und kaum Abwechslung in den Riffs vorbring, dann kann man am Ende nicht einmal mitschunkeln. Das ändert auch der letzte Track "Pariah" nur bedingt, auf dem wenigstens der Chorus akzeptabel ist.
Wer die Standard Version hat, der wird demnach von "Venom" ziemlich enttäuscht sein. Die Deluxe Edition überzeugt nämlich immerhin mit zwei zumindest andersartigen Stücken. Zum Einen "Playing God", das ein wenig langsamer ist, aber dafür gut in's Ohr geht und einige nette Melodien und Riffs bereit hält.
"Run for your Life" ist ein lebhafterer Track, der sich wieder etwas an den Thrash Metal anlehnt, bei dem auch der Gesang akzeptabler ist.
Der Raser "Raising Hell" war schon im Vorfeld bekannt. Warum diese nicht auf der Standard Version enthalten war, sondern stattdessen diese halbgaren Selbstplagiate gegen Ende, ist mir ein Rätsel.
So macht "Venom" in der Deluxe-Edition einiges wieder gut, was die lasche Standard-Version versaut hat. Ob man sich dafür aber die ganze Tortur antun soll, ist da natürlich die Frage. Die guten Tracks sind allesamt mindestens 8 Punkte stark, soll heißen "No Way out", "Army of Noise", "Broken", der Titeltrack, und die Bonustracks, außer "in loving Memory". Die vielen Filler Marke identische Selbstkopie sind leider so schrecklich, dass das die Punktzahl enorm nach unten drückt. Daher wäre Probehören angebrachter denn je. Wer schon mit "Fever" und "Temper Temper" zufrieden war, der kann hier ja mal ein Auge zudrücken.
Punkte: 7 / 10