Bernard Allison legt mich mit seiner aktuellen Scheibe In The Mix grad voll auf's breite Kreuz. Ohne jegliche Vorwarnung nimmt mich die Platte gefangen und ganz ehrlich...mir fehlen ein wenig die Worte.
Der jüngste Sohn der Blueslegende Luther Allison (1939-1997) hat Talente in die Wiege gelegt bekommen, die man sich meiner bescheidenen Meinung nach nie und nimmer antrainieren kann. Hört Bernard Allison einfach zu, dann wisst Ihr was ich meine. Allisons Stimme transportiert eine derart lässige Warmherzigkeit, dass bereits die ersten zwei Songs Five Long Years, Call Me Momma, insbesondere aber Tell Me Who besorgniserregendes Suchtpotential entwickeln. Unterstützt von seiner Group, bestehend aus George Moye (Bass), Mario Dawson (Schlagzeug), Mark Leach (Hammond B3), Bruce B.McCabe (Piano) und Jose Ned James (Saxophon), produzierte Allison die Scheibe in den Winterland Studios (Minneapolis) selber.
"Ich wollte ein Album aufnehmen, dessen Songs viel Gitarre enthalten. Das ist mir und meiner Band bestens gelungen, denn das Ergebns erinnert mich an alten Memphis-Soul inklusive einer Note von Jimi Hendrix' Band Of Gypsys!", so Allison himself.
Wenn Ihr Euch also mit einer Portion R&B, reinem Blues und viel Soul anfreunden könnt, dürft Ihr Euch auf eine gute Stunde voller Emotion, Kraft und Seele freuen.
In The Mix ist Johnny Winter, der ihn in die Geheimnisse seiner Slidetechnik einweihte, und Michael "Iron Man" Burks gewidmet. Zu Johnny Winter muss nichts gesagt werden, Gitarrist Burks beschrieb sich einst mit den Worten "Wirf Freddie King, Albert King, B.B. King, Albert Collins, Wes Montgomery und Chuck Berry in einen großen Topf, koche alles durch und du bekommst mich!“ relativ selbstbewusst selbst. Die knapp einstündige Scheibe trägt den Titel In The Mix nicht zu Unrecht. Nur die Hälfte der zehn Songs stammt aus der Feder Bernard Allisons, der entspannte Shuffle Move From The Hood und die Schlussnummer Moving On Up entlieh Bernard aus dem großen Repertoire seines Vaters Luther.
Der Opener Five Long Years des Kanadiers Colin James (1988) ist ursprünglich eine jugendlich-lockere Uptempo-Rocknummer, die unter Allison enorm an Tiefgang und Charisma hinzugewinnt. Richtig Spaß macht dabei die Hammond im Hintergrund und das entspannte Saxophon. Auch das aus dem Jahr 1972 stammende I Had It All The Time, im Original von Tyrone Davis, dem Allison den typischen 70er Jahre Glitzer-Funk austreibt und in ein zeitgemäßes R&B Format überträgt, profitiert davon. Hier wie dort gewinnen die Songs enorm hinzu, versteht es Allison doch schliesslich wie kaum ein anderer, längst vergessenen bzw. übersehenen Songperlen neues Leben einzuhauchen.
Es sind aber auch Allisons Eigenkompositionen, die Spaß machen. Insbesondere das swampig-schwitzige Lust For You und Set Me Free, die vorletzte Nummer, begeistern mit einer herrlich relaxten Atmosphäre und einem tollen Orgelsolo.
Leute, lehnt Euch entspannt zurück, macht ein Bier auf und schmeisst die schlechte Musik aus dem Player ! In The Mix hat ein Menge zu bieten, glaubt es mir !
Punkte: 9.5 / 10