In Puncto Tod und Verkraftung haben Slayer in diesem Fall allerdings einige Punkte gut bei mir. Tom Araya und Kerry King, die eine so lange und gute Zeit mit Hanneman spielten und auf die Dauer natürlich mehr als nur gute Freunde waren, (Dave Lombardo zählt in dieser Hinsicht nicht ganz) und dessen Musik die Metalwelt maßgeblich beeinflusste und die Fans weltweit so enorm polarisiert (man muss sich alleine die Reviews hier durchlesen, da schreiben Rezensenten mehr aus dem Herzen als bei den meisten anderen Künstlern!) verzichten darauf einen riesigen Wirbel daraus zu machen. Ich kann mich lediglich an einen Bericht von vor zwei Jahren über die Beerdigung des Gitarristen erinnern, und vor ein paar Wochen kam noch ein Interview mit Kerry King. Auf die Frage, ob ein Teil Hannemans noch in Slayer ruhe, meinte er ganz kühl: "Jeff ist Wurmfutter [...]!". Das mag im Falle eines Verlusts eines Menschen sehr harsch und unsensibel klingen, doch das ist, was ich bei Menschen wie Kerry King eben schätze. Seit Hannemans Tod sind mittlerweile zwei Jahre vergangen und es bleibt eine Angelegenheit seiner Nächsten und seines Verwandtschafts- und Bekanntschaftskreises! Keiner, weder Tom Araya, noch Kerry King haben sich auf das Niveau von aufmerksamkeitsgeilen Jammerlappen herunterbegeben und eine solche ernste Angelegenheit zu einem Promomove herabgewürdigt! Diese Band hätte allen Grund daran gehabt, jetzt eine Art "Nothing Else Matters" zu schreiben, oder sich Hannemans Gesicht an's Bein zu tätowieren (ok, diese Anspielung ist vielleicht schwerer), und diese ganze Tragödie in Medien raushängen zu lassen, um nochmal richtig Aufmerksamkeit zu bekommen! Machen sie aber nicht, weil sie ihren verstorbenen Freund ernst nehmen und wertschätzen, und ihn nicht zu einem Stück Kommerz machen und so etwas Schändliches tun, wie seinen Tod zu vermarkten. Und das ist, was Slayer um Lichtjahre erwachsener, authentischer und "truer" machen, als es je eine dieser Möchtegern "wir sind ganz hart, wir scheißen auf unsere Fans" Bands sein wird.
Ich bin jetzt sehr weit ausgeschweift, denn nun fragt sich manch einer: was hat das mit dieser Review zu tun? Eine ganze Menge! Doch bevor es zum Song geht nochmal eine kleine Info: Drummer Dave Lombardo ist wieder raus aus Slayer, und kein anderer als sein früherer Ersatz Paul Bostaph kommt nun wieder an die Trommeln. Jetzt fehlt noch der Ersatz an der Gitarre. Und nun hat Exodus Gitarrenmeuchler Gary Holt die Ehre, die Fußstapfen von Jeff Hanneman zu füllen, was in seinem Fall gar nicht mal so schwer sein dürfte.
Mit "When the Stillness comes" haben Slayer ihre zweite Vorabsingle zum kommenden Album "Repentless" veröffentlicht, das voraussichtlich am 11. September diesen Jahre erscheinen wird.
Das Lied zeigt, dass sich nicht wirklich viel verändert hat. Aber: "When the Stillness comes" ist auch kein alter Hut, wie man es erwarten könnte. Klar, der Anfang klingt sehr nach einer MIschung aus dem groovigen Sumpf von "Diabolus in Musica" und den rauheren Ansätzen des noch jüngsten "World Painted Blood". EIns wird schnell klar: Slayer zeigen, dass sie nochmal richtig aufdrehen werden, aber verraten nur so viel, dass der Hörer gespannt sein dürfte, was ihn alles erwartet. Denn Gary Holt scheint eine gute Wahl gewesen zu sein, dieser demonstriert einige aus dem Hause Exodus vertraute Riffs, die perfekt mit Kerry Kings verdrehtem Gitarrenspiel kombiniert werden. Tom Araya hat derweil neben seinem gewohnt kräftigen Gesang noch einige nette Bassspuren ausgepackt und kann sich dem Gesamtpaket perfekt anpassen. Das aller Beste aber ist meiner Meinung, dass der Sound um einiges besser abgemischt wurde, als auf "World Painted Blood". Gitarren, Bass, Drums, Bassdrums, alles ist klar herauszuhören.
"When the Stillborn comes" wurde wie ein Trailer für das kommende Album geschrieben. Viel verrät es nicht, aber das, was verraten wird, zeigt, dass Slayer einige Überraschungen für uns bereithalten. Ich für meinen Teil sehe dem kommenden Album positiv und sogar mit ein paar Erwartungen entgegen.
Punkte: 8 / 10