Doch DIAMOND HEAD hatten anderes im Sinn und wollten, wie ihre Kumpels von DEF LEPPARD den Versuch starten, mittels eingängigeren (um nicht zu sagen: angepassteren) Songs den amerikanischen Markt zu erobern. Dass dies misslang wissen wir und so war nach nur einem weiteren Album schnell Schicht im Schacht.
Zunächst einmal eine realistische Betrachtung des Albums:
1. Das Album wirkt wie eine beliebig und eilig zusammengewürfelte Compilation verschiedener Songs. Es gibt melodische Songs, eine Ballade, zwei Neuaufnahmen von Songs des Debüts, sowie einen weiteren neuen Song der in die "alte" DH-Richtung geht.
2. Die Produktion ist ziemlich lauwarm.
3. Die Neuaufnahmen der "Lightning To The Nations"-Songs klingen (sowohl von der Produktion als auch von der Spielweise her) deutlich zahmer als auf dem Debüt.
Von diesen Punkten einmal abgesehen, hab ich das zweite DIAMOND HEAD-Album dennoch ziemlich gerne. Die neuen Songs sind zwar wesentlich softer als das Gebretter des Debüts, aber ich liebe insbesondere "In The Heat Of The Night", diese Melodie ist einfach nur wunderschön.
Der Refrain von "Call Me" ist zwar purer Pop, aber auch dieser Song ist, was Melodie und Songwriting angeht, nahezu grenzgenial.
"To Heaven From Hell", insbesondere der zweite Teil des Songs ist breaklastiger Metal, der vom Songwriting her ans Debütalbum anschließt.
Der Titelsong geht auch in Ordnung, ist aber etwas zu lang (hätte um 1-2 Minuten gekürzt werden sollen). Lediglich die schwülstige, nicht enden wollende Ballade "Don't You Ever Leave Me" sowie die beiden Neuaufnahmen brauch ich persönlich gar nicht.
Unterm Strich also ein durchwachsenes Album dessen Highlights ich aber dennoch sehr gerne mag, deswegen auch die etwas hohe Bewertung. Außerdem war es mein erstes Vinyl von DIAMOND HEAD und ich liebe das melancholisch-sehnsüchtige Coverartwork...
Insgesamt ist "Borrowed Time" niveaumäßig um einiges höher anzusiedeln als der ebenfalls durchwachsene Drittling "Canterbury". Die Songs auf "Borrowed Time" sind zwar melodisch, haben aber mit verweichlichtem Pop-Rock nichts am Hut (kann man am ehesten in die Melodic Metal Ecke schieben) - auf "Canterbury" fährt man von genialen Songs bis Ohrenkrebs nahezu die ganze Palette auf.
Punkte: 8 / 10