Megaherz Zombieland (2014) - ein Review von DarkForrest

Megaherz: Zombieland - Cover
1
1 Review
4
4 Ratings
6.50
∅-Bew.
Typ: Album
Genre(s): Metal: Industrial Metal


DarkForrest
07.09.2015 02:40

2 ½ Jahre nach „Gœtterdæmmerung“ haben Megaherz das aktuelle Album „Zombieland“ veröffentlicht und mit Napalm Records ein neues Label gefunden. Da mir der Vorgänger überraschend gut gefallen hat, hatte ich ziemlich hohe Erwartungen an „Zombieland“ und diesmal auch gleich am Release zugegriffen. Vielleicht liegt’s am neuen Label, aber eher Megaherz untypisch ist das dritte Album mit Lex am Mikro in verschiedenen Versionen zu haben. Ich habe die Version mit einer Bonus-Disc, die im schicken Digi-Book daherkommt. Eine CD-Box mit Flagge und anderem Bonus-Krempel scheint es wohl auch noch zu geben. Insgesamt ist alles sehr hübsch aufgemacht, die Band präsentiert sich mit Baseballschläger, Pistole und Brechstange, wie sie Zombies schnetzelt und bereitet mir direkt Vorfreude auf ein hartes schnelles NDH-Album mit vielen Auf-die-Fresse-Tracks, so wie ich’s mag.

...Oder auch nicht. Megaherz haben sich weiterentwickelt und zwar in eine deutlich weichgespültere, poppigere und kitschigere Richtung, was leider nicht mehr so ganz dem entspricht wie ich’s mag. Dabei sind durchaus einige schnelle Nummern auf der CD drauf und zum Beispiel an den Gitarren gibt es meistens nichts zu meckern, trotzdem wirkt alles ziemlich glattgebügelt, ohne Ecken und Kanten und vor allem ohne Wiedererkennungswert, zumindest auf mich. Natürlich ist das subjektiv, aber nach dem ersten Hören ist bei mir kaum etwas hängen geblieben und erst nach einigen Hördurchläufen hat sich da überhaupt irgendetwas herauskristallisiert, womit sich die einzelnen Songs für mich beschreiben lassen.

Was ebenfalls auffällt ist die Tatsache, dass Lex seinen Gesang wieder etwas erweitert hat. Das ist eigentlich etwas Gutes, da er so natürlich Facettenreicher geworden ist, was Lex als Sänger ganz gut tut. Auf der anderen Seite trifft es leider nicht meinen Geschmack. Ich weiß garnicht wie ich das beschreiben kann. Sehr klarer Gesang in etwas höherer Stimmlage vielleicht. In etwa zu vergleichen mit dem Vorgänger Matthias Elsholz wenn er besonders clean gesungen hat oder auch der einen oder anderen deutschen, poppigen Goth-Band, die mir jetzt gerade nicht einfallen wollen. Zum Glück nimmt das aber nie Überhand und ist wirklich eher eine Ergänzung. Nur 2-3 Songs sind hauptsächlich in diesem Stil gehalten.

Aber gehen wir das doch mal der Reihe nach durch: Der Opener und Titelrack „Zombieland“ ist noch einer der etwas flotteren Songs. Er lebt ziemlich von seinem groovigen Gitarrenriff (wirkt fast schon ein wenig um das Riff herumkonstruiert), macht im groben und ganzen aber Spaß und führt sehr gut in das Album ein. Ganz ohne Abstriche kommt er aber auch nicht aus. Zum einen wird er mit der Zeit etwas monoton, zum anderen wirkt er gerade textlich etwas bemüht, wenn Lex krampfhaft versucht Reime auf „Zombieland“ zu finden, oder bin ich der einzige, der „Generation: Abgebrannt“ etwas dämlich findet? Dafür wird er durch die kurze Passage nach der zweiten Strophe mit passenden Samples sehr schön aufgelockert. Kann man also absolut so machen.

Dass Megaherz sich ja gerne mal selbst kopieren ist nichts Neues und so ziemlich jeder wusste wohl, dass „Himmelsstürmer“ versucht in die gleiche Richtung zu gehen und das gleiche Feeling zu vermitteln wie „Himmelfahrt“ im Jahr 2000. Erstaunlicherweise schafft der Song das auch. Was kann man da sagen? Wenn mir „Himmelsstürmer“ ebenfalls gute Laune macht und wie ein etwas moderneres und technisch ausgereifteres „Himmelfahrt“ klingt, kann ich damit leben, dass man hier nicht so viel Neues zu hören bekommt. Immerhin bekommt man in den Strophen Lex‘ neue Gesangtechnik zu hören, die hier etwas monoton, aber passend vorgetragen wird.

Mit „Für Immer“ haben wir dann einen Song, in dem Lex leider komplett so singt und ich hasse es. Meine Güte ist das Ding langweilig! Dabei wechselt der Song immer mal wieder das Tempo und im Refrain haben wir sogar eine wuchtige (aber absolut austauschbare) Gitarrenwand. Aber irgendwie kriegt man davon nichts mit, da der Song an sich mit Lex‘ monotonem Gesang total belanglos an einem (naja zumindest mir) komplett verbeidümpelt. Egal wie oft ich’s höre, es will einfach nichts hängen bleiben. Lustig finde ich, dass ausgerechnet dieser Song ein Musikvideo bekommen hat, in welchem die Band in mehr oder weniger actiongeladenen Szenen Zombies jagt. Wer den Song einmal gehört hat, kann sich vorstellen, wie gut das zusammenpasst.

Etwas interessanter ist da schon „Roter Mond“. Nach den ersten 1-2 Durchläufen hatte ich den Song schon als langweiligen und belanglosen Gruftie-Kitsch abgetan. Klar, irgendwo mag er das auch sein, aber mit der Zeit gefielen mir immerhin das schnelle Gitarrenriff und das Keyboard, welche ganz gut harmonieren. Lex‘ Performance ist dank klassischerem Gesang auch etwas besser als bei „Für Immer“, obwohl ihm im Refrain ganz klar die Power fehlt. Mit Sicherheit kein überragender Song, aber wenigstens halbwegs solide.

„Wir Könnten Götter Sein“ ist dagegen wieder absolut langweiliger Gothic Pop (Stichwort: Lex‘ neuer Gesang) mit übermäßigen Keyboard-Einsatz, der mir so ziemlich überall vorbei geht. Was soll ich dazu großartig sagen, außer dass Megaherz hier schlechter und belangloser Klingen, als ich es von Ihnen gewöhnt bin.

„Lieblingsfeind“ sorgt dann endlich wieder für etwas mehr Tempo. Textlich klingt das ganze zwar sehr nach „Feindbild“ vom Vorgängeralbum aber sowohl Lex‘ als auch die Band finden hier endlich wieder die Power, der Vorgängeralben, die ich auf „Zombieland“ größtenteils vermisse. Alles klingt hier ziemlich klassisch nach Megaherz und wäre so auf jedem anderem Album als solider Durchschnittstrack durchgegangen. Hier bin ich hingegen sogar richtig froh über die Abwechslung.

Mit „Fanastisch“ wird’s dann wieder richtig peinlich (ich meine alleine schon der Titel...). Der elektronischste und tanzbarste Song auf dem Album wirkt textlich wie eine schlechte Kopie von Eisbrecher’s „Fanatica“ und musikalisch wie jeder X-beliebige schnellere Eisbrecher-Song. Dazwischen gibt es Sprechgesang, der 1:1 nach Till Lindemann klingt. Immerhin: ich kann die beiden kaum auseinanderhalten. Was Megaherz kopieren, kopieren sie ziemlich überzeugend. Und so trashig der Song auch sein mag, er geht gut in’s Ohr. Trotzdem ist schon nach ein paar Durchläufen die Luft raus und danach nervt „Fanastisch“ mehr, als dass es Spaß macht.

„Schwarzer Engel“ bringt dann wieder etwas mehr Gothic-Kitsch in’s Album (als hätten wir nicht schon genug davon). Auf anderen Megaherz Album hätte er in dieser Form vielleicht sogar noch halbwegs gepasst, da er sich ein wenig vom Rest abgehoben hätte. Hier geht er neben Songs wie z.B. „Roter Mond“ ziemlich unter. Im direkten Vergleich ist er etwas abwechslungsreifer und bringt mehr Dramatik rüber, falls man das mag. Der Kitsch Faktor überschreitet dafür hier aber klar die Schmerzgrenze.

„Unter Strom“ ist der wohl rockigste Song auf dem Album und klingt erstmal ziemlich interessant. Auch hier haben wir ähnlich wie in „Zombieland“ ein tolles Riff, dass ziemlich im Vordergrund steht, aber leider nicht viel mehr, dass mich bei Laune halten kann. Ich kann noch nichtmal sagen, was an dem Song verbesserungswürdig wäre. Er ist auch sicherlich ganz nett für zwischendurch, aber so richtig zünden will er bei mir auch nicht.

Bei „Gegen Den Wind“ fallen mir dagegen sofort genug Gründe ein, den Songs nicht zu mögen. Er ist kitschig (ja, ich benutze das Wort hier ziemlich oft), langweilig, monoton, kommt irgendwie so garnicht zur Sache, hat ein viel zu langes Outro und langweilt 4:40 Minuten lang auf ganzer Linie. *schnarch*

„Mit Hurra Wir Leben Noch“ haben wir allerdings noch einen richtig guten Song. Wieder mal eine Neuinterpretation von einem Alexx-Song und zwar eine gute. Der Song wurde ordentlich aufgemotzt, hat unter Lex seinen eigenen Stil, passt aber gleichzeitig von der Grundstimmung neben Songs wie „Himmelsstürmer“ und „Unter Strom“ ganz gut auf „Zombieland“ und wirkt nicht wie einfach nur von einem anderen Album gerippt. Ich mag die Neuauflage sogar ein wenig mehr als den Klassiker vom „Himmelfahrt“-Album.

Den Abschluss des regulären Albums bietet dann „Frei“, eine Ballade über’s Schlussmachen mit viel Tastengeklimperfokus im Refrain, die mir so garnicht zusagt. Und während ich mir bis jetzt noch ganz gut Unheilig-Vergleiche verkneifen konnte, fällt mir das bei „Frei“ zunehmend schwerer. Kein besonders spektakulärer Rausschmeißer.

Aber es gibt ja noch eine kleine Bonus-CD mit 2 weiteren Neueinspielungen alter Megaherz-Songs, was der Band wohl gerade ziemlichen Spaß zu machen scheint (oder von mangelnder Kreativität zeugt) und einer Pianoversion eines Zombieland Songs. Die CD hat mit „Sanctus Domus“ sogar ein eigenes Intro – nett.

Als ersten richtigen Songs hätten wir „Augenblick“. Im Original vom „5“‘er Album mit Matthias Elsholz, hier mit Piano-Unterstützung von Nick Flade. Ich war im Vorfeld einerseits recht neugierig, da ich das Original mochte, hatte aber auch einige Bedenken, da ich nicht weiß, ob Lex der etwas eigenwillige Stil von Matthias liegt und er sich ausgerechnet die langsamste Ballade des Albums „5“ rausgesucht hat und ich finde Lex ist einfach nicht wirklich gut für Balladen geeignet, was mir spätestens bei der Neuinterpretation von „Das Licht Am Ende Der Welt“ ziemlich klar wurde. Außerdem mag ich im NDH-Bereich auch keine verkitschten Piano-Versionen. Und so ist es nicht verwunderlich, dass ich den Song schrecklich finde. Subjektiv wegen dem Stil an sich, objektiv weil ich finde, dass Lex den Song echt schlecht performt. Warum auch ausgerechnet „Augenblick“ und nicht „Göttlich“ oder „“Dein Herz Schlägt“ oder sowas?

„Herz Aus Stein“ ist dann eine Neuauflage vom „Kopfschuss“-Klassiker mit Alexx. Im Gegensatz zu „Hurra Wir Leben Noch“ bevorzuge ich hier allerdings das Original. Immerhin hat man sich Mühe gegeben und gibt den Song seinen eigenen Stil. Die Rolle des abgewrackten Protagonisten kaufe ich Alexx aber deutlich eher ab als Lex. Trotzdem: Als Bonus-Track kann man den Song gerne so stehen lassen.

Den Abschluss der Bonus CD bildet dann eine Piano-Version von „Gegen Den Wind“ mit Lisa Morgenstern. 3 mal dürft ihr raten, wie ich die so finde... Richtig: genau die Scheiße, auf die ich keinen Bock habe! Das einzig halbwegs positive, was ich dazu sagen kann ist, dass Lisa Morgenstern für meinen Geschmack am Piano wohl etwas besser performt als Nick Flade, sofern ich das überhaupt beurteilen kann. Ansonsten stellt der letzte Song der Bonus CD eine Aufmerksamkeitsleistung beim Zuhören hart auf die Probe.

Wie kann ich das ganze jetzt abschließend bewerten? Es trifft größtenteils einfach nicht meinen Geschmack. Musikalische Weiterentwicklung ist ja schön und gut, aber wenn es mich kaum anspricht, kann ich es auch nicht gut bewerten und wenn man sich an poppigen Kitsch im Stil von Unheilig und den neueren Sachen von Eisbrecher orientiert ist sowas auch nur bedingt originell. Die meisten Songs sind relativ unspektakulär und plätschern so an einem vorbei. Ich habe auch einige Anläufe gebraucht, bis bei mir was hängen bleibt und das lag nicht an anspruchsvollerer oder komplexerer Musik. Ein paar Höhepunkte hat „Zombieland“ auch, aber auch richtig schlechte und peinliche Momente, die ich so nicht von Megaherz erwartet hätte. Die Tatsache, dass ein Großteil der Songs theoretisch noch mehr hätte nerven können und wenigstens meistens handwerklich ganz okay umgesetzt wurden und sich der eine oder andere gute Song nach ein paar Durchläufen gefunden hat, ist mir immerhin noch 4 Punkte wert. Wer eher weichgespülten NDH im Stil von Unheilig oder der neueren Eisbrecher-Songs mag, wird wahrscheinlich mehr Gefallen daran finden. Fans vom klassischen Megaherz-Stil sollten „Zombieland“ mit Vorsicht genießen und dürften mit der Basis-Version ohne Bonus CD, auf der eh nur vorwiegend Piano-Balladen zu finden sind, ausreichend bedient sein.

Punkte: 4 / 10


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