Slipknot .5: The Gray Chapter (2014) - ein Review von Monolith

Slipknot: .5: The Gray Chapter - Cover
2
2 Reviews
24
24 Ratings
7.92
∅-Bew.
Typ: Album
Genre(s): Metal: Nu Metal


Monolith
18.10.2014 13:04

Slipknot sind zurück. Nach 6 Jahren warten und dem unerträglichen jahrelangen Gejammere, dass Bassist und Gründungsmitglied Paul Gray gestorben ist, haben wir hier nun das fünfte Album der Nu Metal-Armee. Auch wenn mich bei Bands nicht gerade das interessiert, was außerhalb der Musik stattfindet, haben Slipknot wirklich ganze Arbeit geleistet. Wie gesagt, das ist nicht auf die Musik bezogen. In der Promophase haben sie alle Register gezogen und scheuten sich auch nicht davor Drummer und Gründungsmitglied Joey Jordison rauszuschmeißen bzw. ihn gehen zu lassen, je nach dem, welche Version man jetzt glauben möchte. Dazu kam dann das ganze Herumgeeiere, wer denn jetzt sein Nachfolger wird - als ob das jetzt irgendwas ausmachen würde. Bedenkt man, dass Jordison zu einem Großteil der Stücke von Slipknot beitrug, was neben dem Einhämmern von Drums auch das Schreiben der Stücke bedeutet, wird einem klar, dass der Nachfolger lediglich das Schlagzeug bedienen wird, während der Rest der Band irgendwie versuchen muss etwas aus dem Album zu machen. Wer sonst, außer Corey Taylor, äußerte sich weiterhin zu diesem Album: Es gäbe keinen Grundriss, aber eine Geschichte, insgesamt handele es davon - wie der Albumtitel ja schon verrät - was die Band ertragen musste, seit Paul Gray gestorben ist. Aha, ein Nothing Else Matters auf Albumlänge. Die Fans, die ja bekanntlich als Maggots (Maden) bezeichnet werden, werden auch bei diesem Album hier wieder zuschlagen wie bei Sondermüll und schon beim Intro "XIX", auf dem man mit Dudelsackgeträller und Coreys theatralischem Gesang begrüßt wird, werden die ersten Tränchen um den verstorbenen Bassisten kullern.

Wer jetzt aber meint ich werde das Album ungeachtet der musikalischen Rückbesinnung und teilweise sogar Entwickung zerreißen, der kann unbesorgt sein. Ich halte es nur für schamlos, ein verstorbenes Bandmitglied und persönlich besten Freund für Promo- und Verkaufszwecke zu instrumentalisieren, wie Slipknot das seit rund 4 Jahren getan haben.

Jetzt aber weiter zur Musik: nachdem ich "the Negative One" gehört habe, war ich mehr als gespannt auf das Album. Endlich nicht mehr das weichgespülte Zeug, wie auf dem Vorgänger. Slipknot haben wieder ordentlich Power und gehen wieder kompromisslos an die Musik heran! Das auf das etwas ausgefallene Intro folgende "Sarcastrophe" haut wieder gut rein, und man fühlt sich in die Zeit zwischen "Iowa" und "Vol. 3" versetzt. Das Problem an dem Stück ist nur, dass es mit 5 Minuten doch lang geworden ist bzw. für die 5 Minuten doch sehr wenig passiert.

"AOV" macht da weiter, wo Sarcastrophe aufgehört hat - fast. Nach kompromisslosem Geprügel kommt eine Gesangspassage, die klingt, als hätte Corey gerade noch ein Schnipsel aus einem Stone Sour-Stück gefunden und gemeint, sie in's Stück reinpacken zu müssen. Und das ist der Unterschied zu "The Gray Chapter" und "All Hope is Gone": Slipknot, wenn auch nur 7/9 der ursprünglichen Band, wissen endlich, wie sie die einzelnen musikalischen Elemente so kombinieren sollen, dass endlich mal ein vollständiges Lied daraus entsteht. Um es mit den Worten aus meiner Review des Vorgängers zu erklären: Die lange Pause hat der Band sehr gut getan. Die Stücke sind druckvoll und eingängig zugleich und auch nach AOV hat man nicht das Gefühl, dass etwas fehlt.

So auch "The Devil in I". Was haben mich Stücke wie "Dead Memories" und "Vendetta" gelangweilt, stupides Geknüppel mit Weichspülgesang, ohne irgendwas dahinter. The Devil in I ist eine deutliche Steigerung zu diesen Liedern und hat zudem eine kleine düstere Brise inne.

So auch "Killpop". Kann man anfangs noch Slipknot vorwerfen, dass sie sich zu sehr an Stone Sour bedienen, so gleichen sie das im Laufe des Stückes wieder aus und machen daraus ein psychotisches Stück, das der kleine Bruder von "Vermilion" sein könnte.

"Skeptik" bietet wieder das, was man von Slipknot all die Jahre sehnsüchtig erwartete. Geprügel, allerdings mit einer deutlichen Portion Rhythmik, die hier schon beim ersten Durchlauf herauszuhören ist. So verhält es sich auch mit "Lech".

"Goodbye" klingt wieder als hätte sich die Gesangsspur von einem Stone Sour Stück auf eine Slipknotaufnahme verirrt.

Ohne jetzt noch den Rest der Lieder des Albums aufzulisten (die sich auch nicht mehr so sehr voneinander unterscheiden) habe ich einen persönlichen Favoriten im Album gefunden - und bin zudem umso erfreuter, als ich das Stück live gehört habe: "Custer". Groovig und eingängig schmettern Slipknot auf dem Stück alles in ihre Bestandteile, erst die desaströse Bridge, hinterher der Refrain schlechthin, bei dem ich nur mit Mühe ruhig bleiben konnte, ganz im Stil von "Get this!" oder (sic).

Mag sein, dass Slipknot nicht mehr die Wut besitzen, wie noch auf "Iowa", und es hat nach diesem Album auch ganze 13 Jahre und den Weggang weiterer 2 Gründungsmitglieder gebraucht, bis sie endlich einen Weg gefunden haben, ohne pures Geprügel vollständige Stücke zu schreiben. Doch dafür haben Slipknot wieder etwas erreicht: sie sind wieder()erkennbar geworden. Die Zeiten orientierungslosen Radiorocks (siehe "Dead Memories" oder "Snuff") und halbfertigen Alternative Metals ("Before I Forget" / "The Blister Exists") sind passé, psychotische Elemente sind deutlich zurückgekehrt und das vorbildliche Zusammenspiel aus Geprügel, Rhythmus, und sanften Passagen hat der Band eine neualte Identität beschert, womit Slipknot für mich endlich wieder hörbar geworden sind. Schön ist auch, dass DJ Sid Wilson wieder präsenter geworden ist. Man hört Scratches, Industrialschnipsel und alles mögliche an krankem Zeug. Aus diesem Grund verdient the Gray Chapter fast die doppelte Punktzahl von All Hope is Gone und liegt mit seinen 7,5 Punkten direkt zwischen Iowa und Vol. 3.

Punkte: 7.5 / 10


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