Ja, womit eigentlich? Auf jeden Fall nicht mit Becken, denn die wurden vorsorglich vom Schlagzeug abgeschraubt, bevor‘s losgeht. Das klingt zunächst mal originell. Ist es aber nicht: Diesem absolut reduzierten Rock’n’Roll fehlt einfach was, Akzente zum Beispiel. Die kann man nur mit Trommeln, sparsamen verzerrten Gitarren und dezent räudigem (Sprech-)Gesang nicht erreichen. Und so bleiben die bärtigen Dosenbier-, Skateboard-, Chopper-, Freiheits- und auch heiße-Bräute-Fans letztlich recht zahnlos.
So bleibt eine Mischung aus Zeke (rein optisch, denn deren Aggressivität fehlt den beiden Männern hier völlig), Beehover, (alten?) Karma To Burn, Seasick Steve (!) und anderen Tonkünstlern, die sich in ihren Mitteln ganz bewusst beschränken, um dem wahren Blues bzw Rock'n'Roll so nahe wie möglich zu kommen. Nicht zu vergessen die White Stripes. Die Black Keys fielen mir auch noch ein, sind im Vergleich zu den Picturebooks aber fast schon Prog Rock.
Insgesamt wirkt die Band regelrecht zahm, Songs wie „These Bridges I Must Burn“, „Fever“ etwa haben dennoch einen ganz eigenen Drive. Keinesfalls schlecht, was hier geboten wird, wenn man simple, erdige Musik mit Proberaumcharme mag, aber leider auch einfach etwas langweilig. Schade.
Aber was ganz Eigenständiges ist es schon....
Komisch, warum krieg‘ ich grad Lust auf die neue (mir noch völlig unbekannte) Pink Floyd?
Ein Nachtrag vom 23.10.15:
Vorgestern Abend konnte ich die Band in ihrer Heimatstadt Gütersloh auf der Bühne bewundern. Spannender und viel roher als auf der "Imaginary Horse"-Scheibe geht's da allemal zu. Die halbakustische Gitarre mal ordentlich auf Krach geschaltet, leidenschaftlicher Gesang zu den üblichen Bluesthemen Frauen, Freiheit usw. und v.a. das rudimentäre Schlagzeug, das sehr wuchtig, aber auch recht monoton mit Paukenschlägeln zum Dröhnen gebracht wurde. Sehr archaisch, sehr intensiv, und mehr ein Ritual denn ein Konzert im eigentlichen Sinn.
Aber darin liegt vielleicht auch schon wieder das Problem: Bis auf Nuancen klangen da doch alle Songs sehr ähnlich. Sind es denn überhaupt noch Songs gewesen, könnte man sich fragen? Die beiden Männer müssen aufpassen, dass sie hier nicht in eine Sackgasse begeben, auf Platte wie auch live.
Konsequenterweise war der Auftritt dann auch nicht allzu lang, sonst hätte sich das Ritual sicher abgenutzt. Ob auch Stücke der vorherigen Alben dargeboten worden sind, kann ich nicht sagen, ich denke aber, eher nicht.
Dennoch könnte die Band in nächster Zeit so einiges anstellen, die Typen würden auf Veranstaltungen wie das Roadburn Festival oder andere Nischenfestivals absolut passen. Selbst Fusion Festival ginge problemlos. Ein Publikum von identitätsschwach austauschbaren Hipstervisagen bis zu Sludge-Extrem-Metal-Schergen und auch generell (rock)musikinteressierten Menschen ohne direkte Szenezugehörigkeit ist alles da. Wunderbare und gängige Mischung.
Sackgassengefahr hin oder her, originell sind "The Picturebooks" auf jeden Fall und sie wirken auf ihre Weise auch ziemlich authentisch. So könnten sie ihren wilden Rock'n'Roll-Traum in vielen derzeit angesagten musikalischen Strömungen weiterleben: Mit 70er Retro-Blues-Rock-Bands ebenso wie als Vorgruppe von SunnO))), Zeke sowieso (gibt's die noch?), Bullet oder meinetwegen auch - ja, doch, warum nicht? - Nifelheim.
(Ich wollte mit diesem Nachtrag der Band nur noch einmal etwas Aufmerksamkeit zukommen lassen, wenn's recht ist. Mein eigentliches Album-Review vom 28.11.2014 hab' ich unverändert gelassen.)
Punkte: 6 / 10