Das Schöne hier ist wirklich, dass Motörhead hier einfach locker aus dem Handgelenk die Bretter liefern, die sie eben am besten können. Lemmy qualmt wie gewohnt seine "Gesangs"Spuren aus und sein Bass surrt wie eh und je. Auch für diejenigen, die mehr die "Iron Fist" mochten, haben Motörhead was, das sich "Trigger" nennt. Sogar dieser äußerst quietschende Chorus ist diesmal gelungen, wie auch immer die das hinbekommen haben. Nach "Under the Gun" kommt die Halbballade "God was never on your Side", die Motörhead mal wirklich von ihrer Schokoladenseite zeigen. "Ausverkauf" könnte man jetzt schreien, "Radiorock". Von wegen! Dazu ist der Text zu unkonventionell, zu wenig "Kopf hoch, kleiner", zu sehr "Leck mich!" und die schweren Gitarren, Lemmys Stimme und den Bass hält sowieso kein Freund von Weichspülmusik aus, selbst wenn Motörhead Kindermusik machen würden, würden die Kinder nach 3 Minuten eher zu beinharten Rockern als dass sich Motörhead zu Weicheiern degradiert hätten.
Das beweist übrigens "Living in the Past", das direkt nach der Halbballade kommt. Zwar ein wenig zu rockig für Motörverhältnisse, aber dennoch ein gewaltiges Kaliber, das meine Ausflüchte von vorhin nur bestätigt. Im Grunde genommen haben Motörhead ihre Lektion aus dem vorletzten "Hammered" gelernt. Sie dürften machen was sie wollen, solange sie weiterhin ihrem Stil treu bleiben. Klingt paradox, ist es aber nicht. "Christine" zeigt das wieder eindrucksvoll. Das hätte ich mir jetzt auch von einer beliebigen Röhrenjeans-Band anhören hören, oder das, was sich heute als "Punk" bezeichnen darf (ganz traurige Zeiten). Motörhead nehmen dieses Frauentrack-Klischee auf und zertreten diese Art des Songwritings, während sie das Lied spielen. Lemmy hustet die Lyrics aus, während die Riffs auf die arme Christine niederprasseln und jeder, der am Anfang beim Lied "romantisch!" dachte, rennt hinterher mit geplatzten Erwartungen und schlimmstenfalls einem Heulkrampf von der Anlage weg.
Auf "Be my Baby" rechnen Motörhead mit dem Nu und Alternative Metal ab. Langsam zeichnet sich die Bedeutung hinter "Kiss of Death" aus und das Album gleicht eher einer Art Ansammlung von Saitenhieben gegen das, was heutiger Rock und Metal so zu bieten hat. Mehr noch: Lemmy motörisiert auf "Kiss of Death" alles, was ihm in die Finger kommt. Das ist wirklich ganz großes Kino und das eher vertrackt wirkende "Kingdom of the Worm" scheint mir auf seine Art auch irgendwie bekannt vorzukommen, aber das ist dann auch egal, denn das Stück klingt einfach auf seine Art zu geil!
Insgesamt schrammt "Kiss of Death" nur ganz knapp an der Qualität von "Inferno" vorbei, aber ist verkraftbar, zumal ich den Eindruck habe, dass dieses Album hier auch nicht so ernt gemeint war, wie der Vorgänger.
Punkte: 8 / 10