Dazwischen findet sich der auf eine knappe Stunde Spielzeit komprimierte Ablauf eines Tages, der in Wahrheit symbolisch für einen längeren Prozess steht und beim besten Willen nicht als fröhlich bezeichnet werden kann. Es geht um Trauer, Verlust und Hoffnungslosigkeit, die von Sänger Aðalbjörn Tryggvason in sehr persönliche Worte gekleidet und auf beeindruckend emotionale Weise vorgetragen werden. Da er sich dabei seiner isländischen Muttersprache bedient, dürften die Texte selbst an geschätzten 99,995 Prozent der Weltbevölkerung komplett vorbeigehen. Die perfekt arrangierten und in Szene gesetzten Stücke lassen den Zuhörer dennoch aus ganzem Herzen mitfühlen und vermögen es ähnlich tief zu berühren wie beim Vorgänger "Svartir Sandar".
Dem 2011er-Meisterwerk, an dem sich SÓLSTAFIR wohl bis in alle Ewigkeit messen lassen müssen, kann "Ótta" indes nicht ganz das Wasser reichen. Bei allem Tiefgang und der emotionalen Reife ist die rohe, ungebändigte Energie ein wenig zu sehr in den Hintergrund geraten, die Black-Metal-Wurzeln der Band liegen inzwischen etwas zu tief in den makellosen Kompositionen vergraben. Bei aller wohliger Träumerei war "Svartir Sandar" somit einfach das spannendere Album. Doch natürlich ist das Jammern auf allerhöchstem Niveau, denn mit "Ótta" ist SÓLSTAFIR einmal mehr ein beeindruckendes, ein emotional tiefgreifendes, ein uneingeschränkt empfehlenswertes und vor allem ein absolut hörenswertes Album gelungen.
(http://www.metal.de/post-metal/special/solstafir/58814-das-meint-die-redaktion-zum-neuen-album-otta/?page=2)
Punkte: 9 / 10