In Lana Del Reys Welt wird viel zitiert und wenig gelebt. Die Filme, von denen sie sich inspirieren lässt, sind scheinbar nur eine Aneinanderreihung von Bildern, auf denen Menschen versuchen, gut auszusehen. Wer braucht den Subtext bei "The Godfather"? Die Klamotten sehen auch so toll aus. Wer sich keine Seide leisten kann, greift zum T-Shirt bei H&M, vielleicht ist dort auch mal Brando drauf statt immer nur Kurt Cobain. Schlussendlich ist es eh wurscht, Ikonen sind sie alle, "epic" sowieso. Einfach ein paar Videos machen, in denen man in verwaschenen Bildern große Posen macht, früher sah es ja auch so aus – und bei Gott, war das monumental. Bilder für die Ewigkeit.
Da fehlt nur noch der Soundtrack zu diesen Bildern. Ein Film ist kein richtiger Film, wenn nicht unentwegt irgendwas im Hintergrund läuft. Lollis lutschen, Beine hoch, Sonnenbrille, gut frisiert, trotzdem leidend. Auch Schmerz ist ein Statussymbol. Autoradio an und ab auf den Highway in eine ungewisse Zukunft voll blutender Herzen und grüner Scheine.
Die Gitarre hallt ordentlich wie in der Kirche. Schließlich erzeugt Hall ein Raumgefühl. Ein riesiger, leerer Raum in dem geseufzt wird: "I shared my body and my mind with you. That's all over now." Die Platte fängt gerade erst an und man weiß es jetzt schon: Das wird bis zum Schluss genauso weitergehen. Eine Ansammlung gut produzierter Plattitüden, vorgetragen von einer Frau, die oft für ihre monotone Singstimme kritisiert wird. Aber Cat Power -zum Beispiel- hat auch keine umfangreiche Stimme. Sie wiederum schreibt großartige Musik voller Lebenserfahrung, die sich oft an alten Zeiten orientiert, die sie selbst auch nur in der Retrospektive erleben kann. Cat Powers Musik hat etwas, das sich nicht mit Audioeffekten und Retrobildern vortäuschen lässt: Seele.
Der Begriff "Ultraviolence" stammt übrigens aus "A Clockwork Orange". Lana Del Reys Album wird diesem Verweis nicht gerecht.
Punkte: 5 / 10