Vincent Cavanaghs Gesangsmelodien werden im Übrigen mit jedem Album besser, die ganze Band steht gerade in der Blütezeit ihrer Kreativität. Vincent sagte einst im Eclipsed zu "We're Here Because We're Here", dieses Album sei erst der Anfang, zu vergleichen mit einem Schmetterling, der seinem Kokon entschlüpft. Auf "Distant Satellites" entfaltet er nun seine prächtigen Flügel und zeigt seine glänzenden schwarz-roten Schwingen. "Judgement" und "Alternative 4" in allen Ehren, aber das ist Vergangenheit, und die Gegenwart ist schillernder, bombastischer, schwelgerischer, größer. Und anders. Ich will auch kein Zurück. Vorwärts dreht sich die Welt.
So komme ich sogleich auch zum besten Teil des Albums. Denn was ab 'You're Not Alone' abgeht, ist ein formidable Vorschau auf eine neue, zukünftige Richtung von ANATHEMA, eine Stilöffnung, die ich sehr begrüßen werde, sollte sie so weitergeführt werden. Denn der Name RADIOHEAD schimmert nun leuchtend durch die Kompositionen der Cavanagh-Brüder, und die Art und Weise, wie auf einmal elektronische Spielereien in die ANATHEMA-Schwelgereien integriert werden, ist deutlich von den Art-Rock-Vordenkern inspiriert und dabei genial wie eigenständig umgesetzt. Das abschließende 'Take Shelter' könnte dann fast schon ein Track von der neuen 65DAYSOFSTATIC ("Wild Lights") sein und macht Lust auf mehr solchen Stoff.
Abwandelt aus der Gruppentherapie auf www.powermetal.de vom 08.06.2014
Punkte: 9.5 / 10