No:Carrier Wisdom & Failure (2014) - ein Review von noiseagain

No:Carrier: Wisdom & Failure - Cover
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9.50
∅-Bew.
Typ: Album
Genre(s): Pop: Electro



30.01.2015 20:04

Für die ganz besonderen Momente.

NO:CARRIER ist ein deutsch/amerikanisches Duo, das sich kunstvoller, elektronischer Popmusik verschrieben hat. Dennoch darf sich hier der Metal- und/oder Rockfan, der sich für TORI AMOS, BJÖRK, PORTISHEAD oder gar MADONNA begeistern kann, auch angesprochen fühlen. Nicht dass NO:CARRIER auch nur ansatzweise wie einer der genannten Acts klingen würde. NO:CARRIER klingt nämlich dummerweise wie NO:CARRIER. "Dummerweise" aber nur für den armen Tropf, der die Musik beschreiben muss, denn Bands, die unbeschreiblich eigenständig klingen, sind nicht dumm sondern toll.

Aber genug gelabert, stürzen wir uns hinein in das elektronische Abenteuer. Stop. Denn das Coverartwork von einer gewissen Cassidy Bliss Cooper hat ein paar extra Worte verdient. Wir sehen zwei Mädchen, die sich an den Händen halten. Sie stehen in einem verschneiten Wald, doch die Bäume haben keine Blätter. Die Mädchen scheinen auch sehr gegensätzlich, fast komplementär zu sein. Die eine blond, mir verbundenen Augen und einer Rose in der Hand, die ihre Blätter verliert. Die andere dunkelhaarig, sehend und mit einem Köcher voller Pfeile auf dem Rücken. Und schaut mal auf die Kleider. Die eine stellt offenbar die Weisheit dar, die andere das Scheitern, doch sie geben sich die Hand, sie brauchen einander in dieser unwirtlich und unwirklich erscheinenden Landschaft.

Was können wir aus dem Bild nun über die Musik lernen? Nun, die Band nennt ihre Musik "Electro Noire Pop", was schon suggeriert, das es hier eher nachdenklich, vielleicht sogar etwas düster und dennoch sehr einprägsam und nachvollziehbar zugeht. Elektronische Beats und experimentelle Synthesizer-Klänge sind nun ebenso wenig warm und heimelig wie ein verschneiter Wald mit blattlosen Bäumen. Doch ähnlich wie die beiden Mädchen Blickfang auf dem Cover sind und einem auf Anhieb lieb und sympathisch erscheinen, schliesst man die Melodien und die tolle Stimme von Sängerin Cynthia Wechselberger sofort ins Herz. Schon beim ersten Track 'Alone Now' hat man nach dem dritten Hören das Gefühl der langjährigen Vertrautheit, als würde man es schon ewig kennen und lange mögen. Und es dauert nicht lange, bis man sich die ganze Scheibe verliebt. Man möchte einfach nur verweilen und andächtig zuhören.

Und langweilig wird es nie, im Gegenteil. Denn so gegensätzlich wie die beiden Mädchen auf dem Titelbild, so präsentiert sich auch die Musik. So etwas will man ja gar nicht glauben bei weitestgehend synthetischer Musik (einige wenige akustische Instrumente wie Piano und Gitarre oder Flöte sind ja doch hin und wieder auszumachen), ist aber so. Es gibt nämlich auf der einen Seite die schwermütigen "Failure"-Lieder, die vom Alleinsein, Scheitern, Verlust und Zerstörung handeln. Hier regieren eher getragene Klangteppiche unter dezenten Beats und sehr ernsthaft-gravitätischem Gesang (z.B. 'Sunset Castle'). Auf der anderen Seite stehen aber die "Wisdom"-Songs, die flotteres Tempo und selbstbewusstere Harmonien und Melodien anschlagen. Denn Weisheit und Stärke erlangt man erst durch die Erfahrung des Scheiterns und genau dies soll hier zum Ausdruck gebracht werden. Ganz tolle Beispiele hierfür wären 'Let Me Walk Alone' mit seinen fetzigen Trance-Beats oder das wunderschön-optimistische, mit Flöten aufgepeppte 'Autumn Morning'. Letztendlich ist aber jeder Song auf "Wisdom & Failure" ein Schmuckstück, das fürs sich allein lieb gehabt werden will, erschaffen von einem erfahrenen Komponisten/Produzenten, Chris Wirsig und einer Sängerin, Cynthia Wechselberger, die hier mit "Wisdom & Failure" ihr tiefestes Verständnis für ihr Geschäft dokumentieren. Ganz ohne Kitsch und Pathos, dafür aber ganz viel Tiefgang. Weltklasse-Musik!

Abgewandelt nach der Rezension auf www.powermetal.de vom 29.04.2014

Punkte: 9.5 / 10


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