Dream The Electric Sleep Heretics (2014) - ein Review von noiseagain

Dream The Electric Sleep: Heretics - Cover
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1 Review
2
2 Ratings
8.50
∅-Bew.
Typ: Album
Genre(s): Rock: Alternative Rock, Art Rock, Hardrock, Progressive Rock



30.03.2014 17:45

Freunde der kunstvollen Rockmusik warten sehnsüchtig auf die neuen Veröffentlichungen von ANATHEMA und CRIPPLED BLACK PHOENIX. Ich kann diesen Musikfans nur empfehlen, die Zwischenzeit mit DREAM THE ELECTRIC SLEEP (DTES) zu überbrücken. Und wer weiss, vielleicht wird man zu der Einschätzung kommen, dass der progressive Art Rock auf "Heretics" den kommenden Alben der namhafteren Bands sogar ebenbürtig ist.

DTES ist eine recht junge Band aus den USA (Lexington) und hat 2011 ein beachtliches Debutalbum ("Lost And Gone Forever") vorgelegt, das auch bei uns gut punkten konnte (zum Review). 'Heretics' legt nun auch gleich wieder massiv los: Mit schwergewichtigem Sound wälzt sich eine dramatisch arrangierte Harmonie aus der Box. Mit anderer Produktion könnte das auch der Anfang eines massiven Doom-Metal-Songs werden, doch die Gitarren sind hier effektbeladen, und Sythesizer und Sequencer sorgen für einen Raumklang, der Kathedralen ausfüllen könnte. Im Hintergrund spielt ein Cello eine verlorene Melodie und setzt damit einen schönen Kontrast. Laut angehört ist man sofort in einen anderen Welt, die sicher in dieser Form auch der gelähmte schwarze Vogel hätte erschaffen können.

Hinter "Heretics" steht ein Konzept, das wird schon klar, wenn man das Cover betrachtet. Dieses zieren ein paar berühmte Damen der Historie und eine von ihnen, Elizabeth I. (die unten rechts?) bekommt sogar einen eigenen Songtitel. Und die Musik will dem Glanz der Persönlichkeiten, die wohl alle ihre besondere Geschichte durch ihre Andersgläubigkeit haben, Rechnung tragen.

DTES ist ein Klangraumforscher im Sinne von RADIOHEAD, der alles Mögliche aus vierzig Jahren Rockmusik aufsammelt, und zu einem immer wieder großflächigen, anspruchsvollen, episch-bombastischen Mix verarbeitet. Und trotz aller Referenzen, die beim Hören bewusst und unbewusst aufblitzen, kommt der Experimentator zu einem sehr eigenen Klang. Besonders erwähnenswert ist Sänger/Gitarrist Matt Page. Seine bisweilen durch Effekte verwehte Stimme ist klar und hoch und erinnert ein wenig an Bono Vox von U2. Der Stil von Thom Yorke (RADIOHEAD) schimmert auch ein wenig durch, und öfters denke ich auch Marco Glühmann von SYLVAN. Auch seiner elegischen Sologitarre wird immer wieder ein großer Raum gegeben. Ein paar feine, mitunter sogar etwas bluesige Soli sind oft das Tüpfelchen auf dem I vieler durchgehend hörenswerter Songs, bei denen Tempo und Lautstärke gerne hin und wieder gedrosselt werden, um ihre Kraft später umso heftiger zu entfesseln. Die Musik ist dem Namen gemäß also tatsächlich träumerisch wie elektisierend, ein Schlaf, an den man sich hinterher erinnern kann und in den man am liebsten sofort wieder zurückkehren möchte.

Fazit: "Heretics" bietet eine Fülle an großartigen Momenten (u.a nachzuhören beim dramatisch ausschweifenden 'I Know What You Are' , dem verteufelt eingängigen 'The Name You Fear' oder auch dem Abschlusstrack 'Ashes Fall') die - so prophezeihe ich ich jetzt einmal frech - weder der CRIPPLEX noch die Cavanagh-Bruderschaft dieses Jahr überbieten werden können. Um was wetten wir?

Nachtrag: Mittlerweile hat die Band auf ihrer Homepage einen Führer zu "Heretics" veröffentlicht. Dort wird auch erklärt, wer die Damen auf dem Cover sind. Die oben vermutete Elizabeth I. ist nicht dabei.

Punkte: 9 / 10


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