The Kinks Arthur Or The Decline And Fall Of The British Empire (1969) - ein Review von President Fruitley

Kinks, The: Arthur Or The Decline And Fall Of The British Empire - Cover
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1 Review
10
10 Ratings
8.90
∅-Bew.
Typ: Album
Genre(s): Rock: Beat, Pop-Rock


President Fruitley
13.12.2012 13:13

Nach The Village Green Preservation Society fragten sich womöglich nicht wenige, was mag danach wohl kommen? Übertreffen wird schwierig, also geht nur eine Richtung: Etwas ganz anderes machen. Es ist der Soundtrack eines Fernsehfilms, der nie gedreht wurde. Das Album dazu hat man aber trotzdem veröffentlicht. Eine gute Entscheidung, denn es funktioniert wunderbar als Konzeptalbum. Die Themen Bewahren und Veränderung vom Vorgänger werden auch hier bearbeitet, nur diesmal am konkreten Beispiel: Arthur.

Der Plot kurz zusammengefasst:

"This is Arthur Morgan, who lives in a London suburb in a house called Shangri-La, with a garden and a car and a wife called Rose and a son called Derek who's married to Liz, and they have these two very nice kids, Terry and Marilyn. Derek and Liz and Terry and Marilyn are emigrating to Australia. Arthur did have another son, called Eddie. He was named for Arthur's brother, who was killed in the battle of the Somme. Arthur's Eddie was killed, too—in Korea. […] Arthur has spent most of his life on his knees, laying carpets. Oh, and he had his plans, he was thinking very seriously indeed about setting upon his own, only he hadn't much in the way of savings and there was Hitler and... it all seemed a bit risky." - Liner Notes Arthur LP

Mit dieser Geschichte im Hinterkopf ergibt das ganze Album Sinn. Hört man es allerdings unvoreingenommen erschließen sich die Zusammenhänge eher nicht – Australien, Erster Weltkrieg, Mr. Chruchill, Shangri-La? Es ist wirklich eine Art Rockoper, wobei die Lieder mehr für sich stehen als zu erwarten wäre. Etwas mehr Collagencharakter hätte dem Album gut getan, aber sei es drum. Es bietet hörenswerte Lieder. Ausgerechnet die erfolgreiche Single 'Victoria' ist für mich eines der schwächeren Kinks-Lieder, da gibt es auf dem Album viel besseres – z.B. 'Yes Sir, No Sir' – ein Werk über absolute Autorität im Militär und dem Umgang mit Menschen als Kanonenfutter. Der Ich-Erzähler wünscht sich lieber tot zu sein als weiter kämpfen zu müssen.

'Brainwashed' erinnert an Texte, welche eigentlich erst 10 Jahre später während der großen Zeit des Punk in Mode kamen. Den ganzen Scheiß, sein Leben lang buckeln für andere ohne jemals den Aufstand gegen die ungerechten Klassenunterschied zu wagen – ja, wer sowas macht muss gehirngewaschen sein. Demgegenüber, und an solchen Stellen ist der Konzeptalbumcharkter schon sehr ausgeprägt, schließt mit 'Australia' ein Lied über die illusorischen Verheißungen Australiens an, wo es natürlich immer nur schön ist. Keine Drogen, keine Klassenunterschiede. Das Lied artet etwas aus in viel unnötigem Gedudel und Überladenheit. Sowas haben die Kinks nicht oft gemacht, leider aber an dieser Stelle. Dafür erwartet uns danach eine der ganz besonderen Perlen aus dem Kinks-Oeuvre – 'Shangri-La'. Es ist auch ein Lied über ein vermeindliches Paradies, diesmal allerdings das britische Reihenhaus. Hier ist es sicher, hier ist das eigenen Königreich. Und jedes Haus hat einen Namen, weil nämlich alle gleich aussehen. Die Kompositon ist herausragend. Für eine Band, die nur 5 Jahre vorher mit einfachsten Beat-Nummern angefangen hat, ist so ein Tempo/Harmoniewechsel-Monstrum wirklich beeindruckend, auch wenn man dahingehend natürlich schon vom Vorgängeralbum überverwöhnt ist.

Den schönsten Titel hat das Lied 'She's Bought A Hat Like Princess Marina'. Im Grunde ist es nur um den Spruch „Kleider machen Leute“ gestrickt. Man kann zwar nicht am Leben der Reichen teilhaben, sich aber wenigstens ähnlich extravagante Kopfbekleidung kaufen und sich dann ein bisschen so fühlen.

Das Titelstück 'Arthur' kommt verwirrenderweise ganz zum Schluss – ist wohl mehr als Zusammenfassung gedacht. Ich finde es hätte als Einleitung besser gepasst, aber sie werden sich schon was dabei gedacht haben. Und wie immer – es gibt noch mehr. Singles. 'Plastic Man' war leider nicht der erhoffte Single-Hit. Ich kanns verstehen. Das Lied ist nett, aber die Kinks hatten schon deutlich bessere Texte. Er wirkt flach, als ob irgendeine Strophe gestrichen wurde, die noch einen interessanten Twist in der Geschichte enthielt. Viel spannender sind die B-Seiten. Während auf dem Album ausschließlich Lieder von Ray Davies sind, wurden wirklich schöne Lieder von Dave Davies als B-Seiten der Singles verwurstet. Zum Beispiel 'Mindless Child of Motherhood', oder noch viel besser: 'This Man He Weeps Tonight' – eines meiner Lieblinglieder der Band.

Unterm Strich ist es ein gelungenes Album mit ein paar Schwächen. Die Band hat es geschafft sich nicht zu wiederholen, und allein das ist schon eine Leistung. Lieder wie 'Shangri-La', 'Yes Sir, No Sir', 'Nothing To Say' und 'She's Bought A Hat Like Princess Marina' sprechen für sich und für die Schaffenskraft der Kinks. Der größte Megahit sollte allerdings auf dem nächsten Album folgen.

Erstveröffentlichung: www.tantepop.de/2012/12/album-fur-album-kinks-arthur-or-decline.html

Punkte: 8.5 / 10


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