"Köter" ist tatsächlich ein durchgehen starkes, unspektakuläres, mitreißendes, althergebrachtes, intelligentes, tausendmalgehörtes, partytaugliches Album. Widerspruch? Ich sehe da keinen. Denn klassischer Deutschpunk im alten Sinn muss nicht, auch was, darf nicht innovativ sein, sondern muss nach vorne gehen, böse Sätze enthalten, auch mal die Konventionen bedienen, denn was wären Klischees, wenn sie nicht irgendjemand am Leben halten würde? Die üblichen Akkord-Schrammeleien unterbrochen von starken Riffs wie in 'Waffenschrank', letzteres ist genug Moderne für meinen Punk, der Rest sind plakative, herausgebrüllte Chöre und kurze Lieder ohne Schnickschnack. Siebziger England, Achtziger NDW-Zeiten-Deutschland – aber nein, nicht NENA, sondern HANS-A-PLAST, eben DAILY TERROR und SLIME. Die Welt ist nicht besser geworden, und sie braucht weiterhin Punk.
Und so ist auch textlich alles mehr als im grünen Bereich. Neben den üblichen Themen lebt Punk auch und gerade von den politischen und soziologischen Zeilen, die man Herausschreien kann und die die Wut und Intelligenz, den Schockfaktor und natürlich die Linkslastigkeit des Punk transportieren. Beispiele gefällig? Gerne: "Die Flagge steckt in Kandahar, dein Kopf im Arsch der USA." Oder "Soll euch der Blitz beim Scheißen holen, in memoriam Helmut Kohl – CDU!". Oder "Wer ficken will muss freundlich sein, sonst fickt man nämlich ganz allein!". Ja, das ist der Geist des Punk. Auch wenn es halt nicht mehr so ungewohnt und originell ist wie vor dreißig Jahren. Na und? Pogo, Obszönität und politische Eindeutigkeit. Danke für diese neue Platte, Jungs. Geiler Scheiß. Echt.
Punkte: 8 / 10