Hamferð Evst (2013) - ein Review von Wurzeltomte

Hamferð: Evst - Cover
1
1 Review
5
5 Ratings
8.40
∅-Bew.
Typ: Album
Genre(s): Metal: Doom Metal


Wurzeltomte
16.09.2015 19:25

Seit gut einem Jahr habe ich kaum noch neue Metal-Stile oder -Szenen kennengelernt. Na gut, man kennt mittlerweile ja auch fast alles. Jetzt schnappe ich nur noch einzelne Bands auf, die mich dann aber auch irgendwie umhauen. Neben Primordial, Septicflesh, Warning oder Ayreon sind es vor allem Hamferð, die es mir angetan haben. Deshalb möchte ich mich hier nun ihrem Debüt-Longplayer „Evst“ widmen.
Die färöische Band gründete sich 2008 und brachte 2010 schon eine erste EP („Vilst er síðsta fet“) heraus. 2013 dann die erste CD mit langer Spielzeit. Erschienen ist es auf dem einheimischen Plattenlabel Tutl. Das Label beheimatet bzw. beheimatete eigentlich alle bekannten färöischen Künstler. So zum Beispiel die Metal-Band Týr, die Folksängerin Eivør Pálsdóttir, oder die experimentierfreudige Gruppe Orka. Ein Label also, für das man gerne Schleichwerbung macht.
Verorten lässt sich das Album ganz klar im Death-Doom, der symphonische Elemente nicht verschmäht. Als Referenz-Bands sind hier frühe Anathema, oder aber auf jeden Fall die Finnen von Swallow The Sun zu nennen. An Letztere erinnern vor allem die gegrowlten Parts und einige Gitarren-Melodien. Dennoch würde ich behaupten, dass Swallow The Sun ein ausgefeilteres Songwriting an den Tag legen. Die Texte des Albums sind allesamt auf Färöisch und fügen sich nahtlos in die düstere Musik ein, ja haben sogar einen großen Anteil an der melancholischen Stimmung.
„Evst“ ist der erste von insgesamt sechs Titeln. Er beginnt krachend mit einem Death-Doom-Riff, bevor das Tempo etwas herausgenommen wird und gegrowlter Gesang erklingt. Dann wechseln die Gitarren zu einem (für Doom-Metal) ungewohnten Tremolo-Picking und Sänger Jón Aldará geht in cleanen Gesang über. Der ist so eindringlich, dabei hymnisch und verzweifelt zugleich. Sein Gesang sticht ganz klar heraus und ist neben den färöischen Texten ein Grund warum ich Hamferð auf jeden Fall einen eigenen Sound attestieren würde. Diesen Wechsel, diese emotionale Achterbahnfahrt spielt sich schon während der ersten Minute des Songs ab. Eigentlich ungewöhnlich für eine Musikrichtung, die sonst mehr Zeit für sich in Anspruch nimmt.
“Deyðir varðar“ und „Við teimum kvirru gráu“ lassen sich dann auch ein bisschen mehr Zeit. Beide Songs kommen melodischer daher, mit klaren gebrochenen Akkorden in den Strophen und einem Gesang, der was epische Verzweiflung angeht kaum zu überbieten ist.
„At jarða tey elskaðu“ ist ein vierminütiges Zwischenspiel mit akustischer Gitarre und ruhigem Gesang, welches gen Ende von unheilschwangeren, tiefen Klavier- bzw. Gitarren-Tönen und Toms begleitet wird. Man hört schon förmlich die „Bells of Doom“.
Das Lied „Sinnisloysi“ ist eindeutig der härteste Track des Albums. Außerdem ertönt hier das erste Mal eine andere Stimme, nämlich die von der oben erwähnten Eivør Pálsdóttir. Darüber war ich sehr überrascht, doch auch wenn sie eine nicht unbekannte Größe in der skandinavischen Musikszene ist, ist es auf einer so kleinen Insel-Gruppe wie den Färöer wohl nicht ungewöhnlich, dass man sich untereinander hilft. Der Gesang bereichert das Stück und klingt wie ein vom stürmischen Meer her wehender Sirenengesang.
„Ytst“ bringt zum Schluss noch mal alle Elemente des Albums auf den Punkt: Melancholische Ruhe, emotionaler Gesang und harte Riffs. Neben „Deyðir varðar“ ganz klar mein Favorit!

Abschließend ist denke ich auch eine durchaus berechtigte Kritik zu nennen. Der hier zu recht hoch gelobte Gesang (!!!), überdeckt die an einigen Stellen eher weniger kreativen Arrangements. Und damit wirkt das Album auf ganzer Länge nicht besonders abwechslungsreich. Wenn man sich aber von der Stimmung der Musik einfangen lässt, ist das nur ein kleiner Malus.
Hamferð wissen sehr genau wie man mit negativen Emotionen spielt, bleiben dabei aber melodiös und reichern ihre Musik mit vergleichsweise hymnischem Gesang und druckvollen Gitarren-Riffs an.

Punkte: 9 / 10


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