Dead Can Dance Within The Realm Of A Dying Sun (1987) - ein Review von Janeck

Dead Can Dance: Within The Realm Of A Dying Sun - Cover
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1 Review
20
20 Ratings
9.50
∅-Bew.
Typ: Album
Genre(s): Dark Wave / Gothic: Ambient


Janeck
25.01.2009 13:48

Erst vor geraumer Zeit habe ich dieses einzigartige Duo kennen gelernt, hatte ich doch eigentlich immer eine Aversion gegen Gothic Kitsch und „Mode“ Musik, doch bei Dead Can Dance von Gothic (Rock, Pop, Metal) zu sprechen ist völlig falsch, denn damit haben Brendan Perry und Lisa Gerrard mal überhaupt gar nichts zu tun!
Wie kann ich diese komplett einzigartige Musik beschreiben um sich ein Bild zu machen welche klangliche Magie dieses Duo auf ihren Alben entfacht?
1984 erschien das selbst betitelte Debüt, welches ich als einziges zum Gothic zählen würde, aber das auch nur bedingt. Hier ein bisschen Sisters of Mercy, dort eine Prise Depeche Mode und fertig ist ein typisch düsteres Pop Album der 80er mit Niveau.
Mich kann dieses Album nicht vom Hocker hauen, da bleibe ich lieber bei den Originalen wie bereits genannte Depeche Mode, aber schon mit dem nächsten Album Spleen And Ideal, dass ein Jahr später erschien, schuf die Band ein komplett neues Hörerlebnis.
Einige Engstirnige Musikmuffel werden wohl bei diesem düsteren Sound von Gothic sprechen, aber beim genauen hinhören offenbart sich ein musikalisches Universum das wirklich einzigartig ist.
Aber was 1987 mit dem Album Within The Realm Of A Dying Sun geschaffen wurde ist das bis heute düsterste Klangwerk der letzten 30 Jahre in der Musikgeschichte.
Acht Songs voller Trauer, Kälte, Schönheit, Erhabenheit und so episch das man kaum Luft bekommt, ein Albtraum der gefällt!

Konnte man sich bereits auf dem Vorgänger davon überzeugen das Brendan und Lisa zwei übernatürliche Stimmen besitzen die nebenbei auch noch unzählige Instrumente beherrschen, fehlen mir ab diesem Meisterwerk die Worte.
Das Album ist sozusagen in zwei Teile untergliedert, die Songs 1 - 4 werden von Brendan Perrys warmer und gefühlvoller Stimme untermalt und stellen für mich den düsteren Part des Albums dar.
Emotionale und gewaltige Kompositionen mit einem Tiefgang den so gut wie keine andere Band besitzt. Soundtechnisch wird hier die absolute Königsklasse geboten, was für ein gewaltiger und klarer Sound. Aber auch bei so viel Düsternis scheint immer wieder ein kleines Licht durch in Form von unglaublichen Melodien und Harmonien, die gerade bei Dead Can Dance für offene Münder sorgen.
Highlight ist mit Sicherheit „Xavier“, der letzte Song von Brendan Perry auf dem Album.
Eine epische Breitwandkulisse aus emotionaler und klanglicher Darbietung von Brendan Perry.
Einer der besten Songs die ich kenne und dieser frisst sich für immer in die Seele.
Nach Perrys düsteren Soundkulisse tritt Lisa Gerrard ab Song 5 in Erscheinung und macht das unglaubliche wahr.
Das Niveau bleibt das gleiche und wird teilweise nochmals überboten, denn was diese Frau mit ihrer Stimme veranstaltet ist nicht in Worte zu fassen.
Ich kenne viele weibliche „Superstimmen“ aber wenn es eine Sängerin gibt die in den letzten 30 Jahren die Herausragendste war dann kann es ohne zu übertreiben nur eine geben, Lisa Gerrard. Diese unglaubliche Power in ihrer Stimme, diese Vielseitigkeit, diese Klarheit, das Aggressive und das Mystische alles konkurrenzlos und übernatürlich.
Nachdem schon vielversprechenden „Dawn Of The Iconoclast“, was so eine Art Intro darstellt um darauf vorzubereiten was kommen soll, folgt mit „Cantara“ das Gegenstück zu „Xavier“.
Langsam steigert sich dieses gesanglich wie soundtechnische Meisterwerk zu einem rhythmischen und ergreifenden Kunstwerk, dass man einfach nicht beschreiben kann.
Man muss diese unfassbare Stimme von Lisa Gerrard schon selber gehört haben um zu erkennen welche magische Kraft diese Stimme besitzt.
Nicht das jetzt der Eindruck entsteht das es auf dem Album nur 2 Highlights gibt, nein, dass ganze Album ist ein modernes Kunstwerk der Musikgeschichte und enthält keine einzige schwache Note.

Mit diesem Album haben Dead Can Dance einen Maßstab gesetzt an denen sich noch heute alle Bands, die versuchen düstere Musik zu machen, die Zähne ausbeißen, egal aus welchem Bereich sie kommen! Als Einstieg würde ich dieses Album aber nicht unbedingt empfehlen, denn sonst könnte evtl. ein falscher Eindruck entstehen, da die Band gerade mit Into The Labyrinth 1993 ein Album veröffentlicht hat das mit den unterschiedlichsten Stilen spielt.
Egal ob orientalischer Fernostsound oder mittelalterliche Klänge, eine Vielfalt die man gehört haben muss! Am besten geeignet ist aber das Live Album Toward The Within von 1994, dass zu eines der besten Live Dokumente zählt.
Man spürt auf dem Album wie versteinert und ergriffen das Publikum von der Darbietung der beiden Musikgenies ist, denn diese Magie erzeugt wohl kaum eine andere Band auf der Bühne!
Natürlich gehören auch die Alben Aion (1990), dass eine unpeinliche und realistische Umsetzung mittelalterliche Musik präsentiert, meilenweit entfernt von Stümpercombos die gerade so angesagt in Deutschland sind oder dem lächerlichen Musikzirkus auf Mittelaltermärkten, The Serpent's Egg (1988) und besonders das eigenwillige Spiritchaser, mit afrikanischer und rhythmischer Weltmusik, zu den besten was man unter dem Begriff anspruchsvolle Musik finden kann!

Leider trennten sich Perry und Gerrard 1998 und verfolgten jeweils eine Solokarriere.
Perry überraschte mit seinem leider bis heute einzigen Solo Album und Lisa Gerrard komponierte für Hollywood.
Am Soundtrack von Gladiator war sie teilweise beteiligt und für The Insider schuf sie dann zusammen mit Pieter Bourke einen dramatischen und packenden Score.
Im Gegensatz zu Perry veröffentlicht Gerrard auch heute noch immer wieder Solo Werke, die den Spirit von Dead Can Dance atmen aber ohne Perry einfach nicht die Genialität erreichen die dieses Duo zu einem der faszinierendsten Erscheinung der Musikgeschichte machten.

Punkte: 9.5 / 10


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