Brocas Helm Black Death (1988) - ein Review von bloodfreak

Brocas Helm: Black Death - Cover
1
1 Review
16
16 Ratings
8.81
∅-Bew.
Typ: Album
Genre(s): Metal: Heavy Metal


bloodfreak
11.07.2010 11:51

Wieder eines meiner Lieblingsalben im US Metal, obwohl der Start ziehmlich schwierig war. Aber alles der Reihe nach:

Das erste Mal las ich Mitte/Ende der 90er was über die Band im US Metal Lexikon Vol. 1 - aufgrund des Geschriebenen, war ich nicht sonderlich angetan. Zwei Gründe: Black Death zählte unter den TOP 100 der teuersten US Metal Scheiben (jenseits 150 DM damals) und der Schreiberling machte die Platte recht mies: Grottiger Sound und das Songwriting ist ein billiger Abklatsch von alten Omen und Savage Grace, ohne die Klasse der genannten Bands jemals zu erreichen...ist klar, dass man da alles andere als Feuer und Flamme für dieses Teil ist.

Ein paar Jahre später las ich im Hellion Katalog ein überschwengliches Review vom Sir Lord Doom über das Black Death CD Release von 1998. Dort schrieb er sich die Seele über das Album runter und man müsse es auf JEDEN FALL im Schrank stehen haben. Naja, dachte ich mir, die Leute vom Hellion wollen ja auch etwas verkaufen und müssen vermutlich jeden Scheiss in den Himmel hochloben.

Wieder 1 Jahr später hat mich Brocas Helm immer noch innerlich gewurmt...ein sehr positives und ein recht negatives Review über die Scheibe - also keine Ahnung wie die Scheibe ist und ob sie mir gefällt. Über Ebay wurde ich dann fündig und ersteigerte die CD (ich glaub für 8 Euro oder so) - müßte so 2002 gewesen sein.

Nachdem das Päckchen gekommen war legte ich teils euphorisch, teils unbehaglich die CD in den Schacht...die Enttäuschung war groß bzw. ich gab dem US Metal Lexikon vollkommen recht: Total mieser Sound und das Songwriting fand ich absolut schrecklich! CD wanderte also wieder in die Hülle...Kapitel "Brocas Helm" abgehakt.

Nee! Ich gab der CD nochmal eine Chance (weil ich das Coverartwork cool und Kauz US Metal im Grunde recht gut fand). Also legte ich die CD ein und drückte die "endlos Repeat Taste" - ich hörte sie mir nebenher bestimmt ein paar Mal am Stück an und machte irgendwas anderes (aufräumen, Spülen, Internet, zocken usw.) und irgendwann kam der SCHLAG: Sound plötzlich absolut transparent (ich konnte plötzlich INSTRUMENTE wahrnehmen!!!!) und die Songs begannen sich in meinen Schädel zu fressen....auf einmal fand ich das Teil SO DERMAßEN GENIAL, dass ich fast vom Stuhl fiel! Hier hab ich mir für wenig Geld eine Kostbarkeit geangelt!

Aber was macht denn das Album so genial? Tja, so richtig in Worte fassen kann ich's glaub ich immernoch nicht. Der Sound hört sich beim ersten Mal an, als ob die Platte neben einer Autobahn aufgenommen wurde, man kann garnix raushören bzw. irgendwelche Songstrukturen erkennen. "WAS MACHEN DIE DA?!?!?!" schießt es einem durch den Kopf.
Die Songstrukturen sind im Grunde nicht komplex, aber etwas eigenartig und teilweise ein wenig jazzig (NEIN, hier haben wir es nicht mit Progressive Metal zu tun!!!). Irgendwie hat das Ding einen 70er Touch und dann ist es wieder total 80er US Metal und dann wieder absolut einzigartig!

Ich hab mal den Vergleich "Iron Maiden mit 20 Tassen Kaffee" gehört und der trifft es im Grunde recht gut. Man könnte auch "Psychedelic Maiden" sagen, weil manches schon ziehmlich nach Drogen riecht.
Textlich sind Brocas Helm vom Mittelalter, Ritter, Zauberer, Könige, Propheten usw. fasziniert.

Um den Stil von Brocas Helm nun optisch zu untermauern, stellt euch eine epische Ritterschlacht vor wo plötzlich ein Lichtblitz am Himmel erscheint und durchgeknallte Hippie-Aliens mit Laserkanonen auf die Meute ballert während der Hofzauberer zugekifft mit einem Drachen über den Sinn des Lebens philosophiert.

Der Sound erinnert mich heute weniger an eine Autobahn, sondern eher an folgende Zeichentrickszenerie: Ein Zauberlehrling bekommt von seinem Lehrmeister den Auftrag das Haus aufzuräumen. Der Lehrling findet beim Aufräumen einen Zauberstab und versucht mit ein wenig Magie den Aufräumprozess zu beschleunigen.
Plötzlich geraten die schwebenden Gegenstände (u. a. ein kehrender Besen) vollkommen außer Kontrolle und ein Wirbelsturm fegt durch das Zaubererhaus und richtet ein riesen Chaos an.

Mit dem Opener "Black Death" nimmt das ganze Chaos seinen Anfang (und auch das Intro hört sich an, als ob alles Mögliche quer durch die Gegend fliegt!). Das Drumming ist total "jazzig" und macht den Song absolut interessant, weil hier nicht der standard Metal Rhythmus gewählt wird. Die Effekte auf dem Gesang verleihen dem Album einen mystischeren Touch. Die Gitarren sind wild, ungezügelt und manchmal fragt man sich "was macht der da?". Teilweise ist der Song schon recht "thrashig" - man kann einfach nicht stillsitzen (Maiden auf 20 Tassen Kaffee eben - man wird automatisch hibbelig!).

"Prepare For Battle" klingt recht episch, aber der Chorus erinnert mich immer ein wenig an Monty Python
Find ihn einfach klasse - geht einem nicht mehr aus'm Kopf...

Bei "Hell's Whip" ist der Rhythmus wieder total interessant - sowas hört man in keinem Judas Priest/Metallica/Iron Maiden Song...daher ist die Scheibe wohl auch so "kauzig" und "sperrig" am Anfang. Es wird auch irgendwann mal im Song Glas zertrümmert (klingt total seltsam).

"Satan's Prophets" hat verdammt viel Speed und ist für mich eines der Highlights auf der Scheibe!

Das anschließende "Fly High" ist einer meiner absoluten Lieblingssongs! Schon das wundervolle Einleitungssolo macht richtig Spaß! Der gallopierende Rhythmus und dieser geniale Gesang...wahnsinn!! Eine absolute Hymne!

Das Intro zu "Prophet's Scream" ist total komisch (Engelschor??? auf der einen Box und irgendein Gelaber mit Raketen oder so auf der anderen Box). Die Drums sind hier wieder richtig fein! Hört euch den Rhythmus an und diese kleinen Zwischenspiele - hört sich ganz toll nach Kaffee an!!

Eine Ballade muß natürlich auch noch auf's Album drauf, um von der Kaffeeüberdosis wieder runterzukommen und auszuschließen, dass es massenweise Beschwerdebriefe von Ärzten hagelt, die Herzrhytmusstörungen bei Jugendlichen feststellen mußten.
Aber eine Ballade bei Brocas Helm hört sich an, wie wenn die bekiffte Raupe von Alice Im Wunderland "Stairway To Heaven" covern möchte und plötzlich im Drogenrausch etwas vollkommen neues kreiert hat. "The Chemist" ist wohl die strangeste Ballade, die es je von einer Band gegeben hat...find's total geil!!!

"Fall Of The Curtain" bildet den epischen Schluss des Meisterwerks aus einer anderen Dimension. Balladesk kommt der Verse daher und der Bass erinnert ein wenig an alte Maiden Sachen, da er die Melodyline spielt (wer jetzt sagt, WELCHER BASS???? den verweise ich nochmal nach oben - also noch ein paar Mal anhören, bis der Sound auf einen Schlag "transparent" wird). Song wird plötzlich recht jazzig und schneller, dann wieder langsamer...echt geil!

Der Vollständigkeithalber noch ein kleiner Ausflug in das Schaffen der Band:
Brocas Helm veröffentlichten vor Black Death, im Jahre 1983 ihr erstes Demo und im Anschluss 1984 ihre Debut Scheibe "Into Battle". Diese bietet recht geilen US Metal mit sehr starken NWOBHM Parallelen! Für mich sticht dennoch (obwohl es ein richtig starkes Debut ist) das 1988 erschienene "Black Death" Album durch seine sehr seltsame Einzigartigkeit noch hervor.

1989 gab's ein Demo mit dem Titel "Helm's Deep" (Songs waren wieder ein wenig straighter) und 1994 kam das "Ghost Story" Demo heraus. NUR HIGHLIGHTS, wobei das epische "Time Of The Dark" nochmal hervorsticht! Dann war erstmal Schicht im Schacht.
2000 kam plötzlich eine 7" heraus mit dem Titel "Skullfucker/Blood Machine". Skullfucker ist wohl einer der besten Brocas Helm Songs (und bis dato auch der härteste!!!! Wer glaubt bei Brocas Helm handelt es sich um alte Männer, die keine Power mehr haben täuscht sich gewaltig!).

2004 erschien dann endlich das offizielle 3. Album "Defenders Of The Crown". NUR HITS - KEIN DURCHSCHNITTSSONG!!! Ist wie eine Art "Best Of Album", da die Stilarten von Brocas Helm perfekt kombiniert wurden.
Wenn man den Veröffentlichungszyklus von Brocas Helm verfolgt müßte also demnächst wieder ein Demo, eine 7" oder sogar ein ganzes Album erscheinen. Die Herren lassen sich immer ziemlich viel Zeit, wobei das bei der Klasse die sie abliefern kein Problem ist - lieber 1 HAMMERalbum in 5 Jahren, als 4 Durchschnittsalben.

Punkte: 10 / 10


Warum sind die Cover-Bilder verpixelt?

Bedankt euch bei deutschen Abmahn-Anwälten

Leider passiert es immer wieder, dass Abmahnungen für angebliche Copyright-Verletzungen ins Haus flattern. Ganz häufig ist es der Fall, dass auf dem Frontcover ein Foto oder eine Grafik eines Fotografen oder Künstlers genutzt wird, was dann nur mit dem Namen der Band und dem Titel des Albums versehen wurde. Das ursprüngliche Foto/Kunstwerk ist somit immer noch sehr prominent zu sehen. Die Abmahner nutzen zumeist automatisierte Prozesse, die das Netz nach unlizensierten Nutzungen der Werke ihrer Mandanten durchsuchen und dabei Abweichungen bis zu einem gewissen Prozentgrad ignorieren. Somit gibt es also häufig angebliche Treffer. Obwohl das Foto/Kunstwerk von den Plattenfirmen oder Bands ganz legal für die Veröffentlichung lizensiert wurde, ist dies den Abmahnern egal, ganz oft wissen die ja nicht einmal, was für eine einzelne Veröffentlichung abgemacht wurde. Die sehen nur die angebliche Copyright-Verletzung und fordern die dicke Kohle.

Da Musik-Sammler.de nachwievor von privater Hand administriert, betrieben und bezahlt wird, ist jede Abmahnung ein existenzbedrohendes Risiko. Nach der letzten Abmahnung, die einen 5-stelligen(!) Betrag forderte, sehe ich mich nun gezwungen drastische Maßnahmen zu ergreifen oder die Seite komplett aufzugeben. Daher werden jetzt alle hochgeladenen Bilder der Veröffentlichungen für NICHT-EINGELOGGTE Nutzer verpixelt. Wer einen Musik-Sammler.de Nutzeraccount hat, braucht sich also einfach nur einmal anmelden und sieht wieder alles wie gewohnt.