Hexx No Escape (1984) - ein Review von Sgt. Kuntz

Hexx: No Escape - Cover
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1 Review
6
6 Ratings
8.92
∅-Bew.
Typ: Album
Genre(s): Metal: Power Metal


Sgt. Kuntz
15.11.2010 09:33

Ein karger, felsiger Pfad führt uns über dünne Nebelschwaden hin zu einer monolithischen Gesteinsfigur, die behutsam einen Vollmond stützt, der zusammen mit einem fremdartigen Sternenfirmament die Szenerie in surreales, blaues Licht taucht und von eben jener lebendig gewordenen Skulptur kurzerhand als Kristallkugel zweckentfremdet wird, in der sich unheilvolle Wolken über dem noch jungen, unschuldigen Heavy Metal zusammenbrauen …

Nein, ihr seid nicht im Esoterik-Forum gelandet, sondern blickt aus der Perspektive eines von der Aufbruchstimmung infizierten Metalfans auf das prächtige Albumcover von “No Espace“ einer nagelneuen Band namens HEXX. So geschehen im Orwell-Jahr 1984, in dem das von ihm düster prophezeite “Doppeldenk“ zum Glück nur für jene galt, deren Gedanken auch während der Schul/Arbeits-Pflichterfüllung sich hauptsächlich um die neuesten Heavy Metal-Bands kreisten. HEXX gab es bereits seit Ende der 70er, als sie noch PARADOX hießen und sogar für DIO eröffnen durften, als der in ihrer Heimatstadt San Francisco gastierte. Doch erst mit dem Einstieg von Super-Sänger Dennis Manzo und der Umbenennung ging es den entscheidenden Schritt voran und ein Deal bei Shrapnel Records konnte unter Dach und Fach gebracht werden, einem der ersten US-Labels, die ihren Schwerpunkt gänzlich auf hartmetallische Bands legten. Und eben jener Manzo veredelte den melodischen und immens kraftvollen Powermetal mit seiner schneidenden und sirenenhaften Stimme, wo man sich bis heute fragt, warum zu dieser eigentlich harten, maskulinen Musik ausgerechnet ein solch Eunuchen/Kastrat-artiger Gesangsstil ideal zu passen scheint. Wer damit nicht klarkommt, darf den Titel des Openers “Terror“ wortwörtlich nehmen, denn von den hohen Tonlagen gibt es tatsächlich "No Escape". Hier und da schimmern leichte IRON MAIDEN-Einflüsse durch, am deutlichsten bei “Look To The Sky“, das beispielsweise auch auf ELIXIRs Fabelalbum “Sons Of Odin“ eine hervorragende Figur gemacht hätte. Ansonsten fährt man einen landestypischen Kurs, bei dem harte, stampfende Nummern im oberen Midtempo-Bereich in der Überzahl sind, die sich durch Refrains auszeichnen, wie man sie fast nur in den metallischen Anfangsjahren vorfindet. Wer das nicht glaubt, hat noch nie “Invader“, “The Other Side“, “Beware The Darkness“ oder den beschwörenden Schlusstrack “Fear No Evil“ vernommen, die zusammen mit den besten Kompositionen von OMEN, GLACIER oder GRIFFIN in einer Sonderliga spielen, von der die meisten Bands nur sehnsüchtig träumen können. Dass die B-Seite einen marginalen Tick schwächer ausgefallen ist, damit kann man leben. Zumal dennoch ein jeder Song aufkommende Gedanken an Durchschnittlichkeit im Keim ersticken und so die Dichte des Albums zu keiner Zeit unterbrochen wird, zu der auch die Genre/Zeitgeist-typischen Fantasy-Texte und das eingangs beschriebene Cover ihren Teil dazu beitragen. Genau wie die Shrapnel-Produktion, die man unter hunderten Alben heraushört und bis heute im gesamten Powermetal-Spektrum mit zum Besten gehört. Man achte nur auf den wuchtig-kernigen Drumsound, den man in ganz ähnlicher Form auch von VICIOUS RUMORS und CHASTAIN-Alben her kennt und schätzt.

Leider wurde “No Escape“, anders als die späteren Alben, nicht für außerhalb der USA lizenziert und war so für die lechzenden US Metal-Fans nur als teurer Direktimport erhältlich, Noch bedauerlicher: Der Label-Großmagnat Mike Varney hält bis heute die Recht für die ersten beiden HEXX-Alben unter Verschluss und hat somit mehrere billige Bootleg-CDs begünstigt, mit schlechtem, von der LP gezogenen Sound. Also Mike, rück endlich die Rechte raus! HEXX sind für dich doch nur ein kleiner Fisch, und Band und Fans hätten einen Re-Release z.B. durch Stormspell Records mehr als verdient.

Sgt. Kuntz

Punkte: 9 / 10


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